Günther Ogris von SORA hat unaufgefordert ein Kampagnenkonzept für die SPÖ entworfen, deren Chef Andreas Babler er auch getroffen hat. Doch „leider“ landete das Papier im falschen Verteiler, wurde dann öffentlich und wird jetzt genüsslich zerpflückt. Wir kennen das ja alle, unabsichtlich auf CC statt BCC geklickt und schon sind die Weichen zur Peinlichkeit gestellt. So simpel wird es nicht sein, weil man sich unweigerlich an zahlreiche Pannen im Wahlkampf mit Tal Silberstein erinnert, der übrigens auch die NEOS beraten hat und da wundersamer Weise nichts verlangte. Da SORA Umfragen durchführt und regelmässig Hochrechnungen für den ORF macht, fragen sich manche, ob es nicht zusätzlichen Nutzen für die SPÖ gab.
Wer Bablers Wahlkampf zur Mitgliederbefragung und seine Comeback-Tour kennt, sieht einen grossen Gegensatz zur nicht sehr hohen Meinung, die Ogris offenkundig von der SPÖ und ihrem neuen Chef hat. Denn bei dessen Kampagne ging es immer darum, authentisch zu sein, statt gekünstelt zu wirken, sich in plumpe Gegensätze und inszenierte Begeisterung zu flüchten. Es klingt so, als würde Ogris Babler nichts zutrauen und meinen, man müsse politische Gegner in den allerschrecklichsten Farben zeichnen, um sich positiv von ihnen abzuheben, statt sich mit ihnen auf intelligente Weise auseinanderzusetzen. Babler wollte explizit nie einer der extrem gecoachten Parteichefs sein und nicht so hölzern wie Pamela Rendi-Wagner mit einstudierten Sätzen, aber ohne emotionale Verbindung zur Basis sein. Das kann nicht spurlos an Ogris vorübergegangen sein, der zudem wissen müsste, dass sich vieles durch Unterstützer via Social Media verselbständigt und auch einiges durch sie aufkommt. Ein Schattenkabinett, das in verkürzter Wahrnehmung dann zur Ministerliste „von“ Andi Babler wird, trägt ein Übriges zur Blamage bei. Ogris beteiligte sich an SPÖ-Wahlkämpfen, wie dieser Bericht von 2002 zeigt. Auch Tal Silberstein sollte helfen, Alfred Gusenbauer zum Kanzler zu machen, er war wie 2006 bei Stanley Greenberg an Bord. Gusenbauer war weit davon entfernt, 2002 Kanzler zu werden; 2003 wurde Norbert Darabos Bundesgeschäftsführer und fungierte 2006 als Wahlkampfmanager.
„trend“ zur Wahl 2002
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