Archiv für den Monat September 2023

Das Nord Stream-Rätsel

Am 26. September 2022 wurden drei von vier Strängen der Pipelines Nord Stream 1 und 2 gesprengt. Heute weiss man nicht viel mehr als unmittelbar danach, weil sich Regierungen bedeckt halten und dieses Vakuum mit höchst widersprüchlichen Recherchen gefüllt wird. Weiter als eine Dokumentation von Zapp (deutsche Öffentlich-Rechtliche) und Präsentationen von Filmemacher Dirk Pohlmann und US-Moderator und Kabarettist Jimmy Dore bei der UNO kann man kaum auseinanderliegen. Dennoch sollte sich jeder selbst ein Urteil zum Gebotenen bilden, weshalb ich hier beides einbinde. Während aber eine Seite sagt, es sei weniger Sprengstoff notwendig gewesen als zunächst angenommen, spricht die andere jetzt vom Tausendfachen an TNT-Äquivalent.

Das wird sich nicht unter einen Hut bringen lassen, ebensowenig Narrative über die Ukraine, in der vor 2014 eben nicht alles eitel Wonne war, wie Pohlmann und Co. suggerieren, für die die CIA gegen eine demokratisch gewählte Regierung putschte. Das ist auch zentral bei Daniele Ganser, der selbst bei Vorträgen in Österreich nicht auf Verbindungen von Viktor Janukowisch und Mykola Azarov zum Wiener Kreml-Netzwerk eingeht. Die andere Seite steht hingegen vor einem Dilemma, wenn Spuren auf ukrainische Urheberschaft deuten und deutsche Ermittler einen Maulkorb unter Androhung von Disziplinarmassnahmen und strafrechtlicher Verfolgung erhalten haben. Natürlich wären die Konsequenzen weitreichend, wenn Staaten zu diesem Schluss kämen, die heute die Ukraine unterstützen. Zugleich passt diese Version denjenigen überhaupt nicht in den Kram, die zwar Wolodymyr Selenskij ablehnen, sich aber auch auf Seymour Hersh und seine CIA-Hypothese festlegten.

Der Fall Nord Stream

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Günther Ogris und das SPÖ- Strategiepapier

Günther Ogris von SORA hat unaufgefordert ein Kampagnenkonzept für die SPÖ entworfen, deren Chef Andreas Babler er auch getroffen hat. Doch „leider“ landete das Papier im falschen Verteiler, wurde dann öffentlich und wird jetzt genüsslich zerpflückt. Wir kennen das ja alle, unabsichtlich auf CC statt BCC geklickt und schon sind die Weichen zur Peinlichkeit gestellt. So simpel wird es nicht sein, weil man sich unweigerlich an zahlreiche Pannen im Wahlkampf mit Tal Silberstein erinnert, der übrigens auch die NEOS beraten hat und da wundersamer Weise nichts verlangte. Da SORA Umfragen durchführt und regelmässig Hochrechnungen für den ORF macht, fragen sich manche, ob es nicht zusätzlichen Nutzen für die SPÖ gab.

Wer Bablers Wahlkampf zur Mitgliederbefragung und seine Comeback-Tour kennt, sieht einen grossen Gegensatz zur nicht sehr hohen Meinung, die Ogris offenkundig von der SPÖ und ihrem neuen Chef hat. Denn bei dessen Kampagne ging es immer darum, authentisch zu sein, statt gekünstelt zu wirken, sich in plumpe Gegensätze und inszenierte Begeisterung zu flüchten. Es klingt so, als würde Ogris Babler nichts zutrauen und meinen, man müsse politische Gegner in den allerschrecklichsten Farben zeichnen, um sich positiv von ihnen abzuheben, statt sich mit ihnen auf intelligente Weise auseinanderzusetzen. Babler wollte explizit nie einer der extrem gecoachten Parteichefs sein und nicht so hölzern wie Pamela Rendi-Wagner mit einstudierten Sätzen, aber ohne emotionale Verbindung zur Basis sein. Das kann nicht spurlos an Ogris vorübergegangen sein, der zudem wissen müsste, dass sich vieles durch Unterstützer via Social Media verselbständigt und auch einiges durch sie aufkommt. Ein Schattenkabinett, das in verkürzter Wahrnehmung dann zur Ministerliste „von“ Andi Babler wird, trägt ein Übriges zur Blamage bei. Ogris beteiligte sich an SPÖ-Wahlkämpfen, wie dieser Bericht von 2002 zeigt. Auch Tal Silberstein sollte helfen, Alfred Gusenbauer zum Kanzler zu machen, er war wie 2006 bei Stanley Greenberg an Bord. Gusenbauer war weit davon entfernt, 2002 Kanzler zu werden; 2003 wurde Norbert Darabos Bundesgeschäftsführer und fungierte 2006 als Wahlkampfmanager.

trend“ zur Wahl 2002

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Jan Marsalek, der Spionagering und Österreich

In Grossbritannien wird ein russischer Spionagering mit fünf bulgarischen Staatsbürgern angeklagt, der mit Jan Marsalek von Wirecard verbunden ist. Marsalek floh im Juni 2020 mithilfe eines Ex-Verfassungsschützers und eines Ex-FPÖ-Politikers über Belarus nach Moskau. Der Anführer des Spionagerings (von fünf Personen, wie Cambridge Five?) stand in Kontakt mit Marsalek als „cut-out“ der Russen, der seit 2020 unter dem Schutz russischer Geheimdienste steht. Die Spione sollen Hilfe bei Entführungsplots geleistet haben; es ist interessant, dass Marsalek von britischen Diensten offenbar erst nach seiner Flucht 2020 den Russen zugerechnet wird. Dies, obwohl oder weil er und Markus Braun in Österreich mannigfach vernetzt waren, was Ministerien (Innen, Aussen, Verteidigung) und Bundeskanzleramt einschloss; auch bestanden Verbindungen zu fast allen Parteien.

Gerade in UK müsste der Widerspruch sofort auffallen, weil man 2018 den Bundesheer-Offizier Martin Möller als Spion der GRU enttarnte. Dabei traf sich Möller auch mit der für Destabilisierung, Sabotage und Attentate zuständigen Einheit 29155 der GRU, die manche mit dem Absturz des Prigoschin-Jets in Verbindung bringen, der einmal mehrheitlich Andreas Staribacher gehörte. Dieses Detail verweist schon wieder auf das Kreml-Netz, denn Staribacher ist mit der Avcon Jet verbunden, die den Jet von Oligarch Dmytro Firtash betreute, mit dem Marsalek flüchtete. Möller war von 2007 bis 2013 im Verteidigungsministerium tätig, exakt in der Amtszeit des von der GRU an die Wand gedrängten Ministers Norbert Darabos. Freilich wurde die Situation im BMLV komplett ausgespart wohl auch im Prozess gegen Möller, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

Neues von Marsalek

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Robert F. Kennedy Jr und der Mord an JFK und RFK

Ist nach 60 Jahren das Attentat auf John F. Kennedy immer noch relevant? Wer in dem Alter ist, das der Täter Lee Oswald hätte, zählt inzwischen schon 84 Jahre. Doch es spielt eine grosse Rolle, wie stets neue Veröffentlichen zeigen, und schliesslich möchte Robert F. Kennedy Jr. US-Präsident werden. In seinem Podcast spricht er mit Ex-Navy Seal und Buchautor Jack Carr über den militärisch-industriellen Komplex und meint, dass das Cover up die ursprüngliche Lüge war. Dass sie damit davonkamen, beeinflusste Vietnam und weitere US-Interventionen, wenn es diese nicht erst ermöglichte; manche meinen, JFK hätte den kalten Krieg beendet. RFK Jr.s Vater Bobby Kennedy, der selbst 1968 ermordet wurde, dachte 1963 zuerst an die CIA. Als Jack Ruby Lee Oswald erschoss, wollte er wissen, ob Mafiaboss Carlos Marcello der Auftraggeber ist, der Exilkubaner finanzierte, die 1961 in der Schweinebucht landeten. Die CIA unterstützte dies hinter dem Rücken von JFK, der danach durchgriff. Zuvor hatte CIA-Chef Allen Dulles Präsident Dwight D. Eisenhower auflaufen lassen, sodass er fälschlich behauptete, die USA hätten ihr U-2-Spionageprogramm eingestellt. In seinem kurzen Leben war Lee Oswald als Marineangehöriger in Japan auf der Basis Atsugi stationiert, von der aus Lockheed U-2 eingesetzt wurden; die Flugzeuge wurden vom Militär und primär von der CIA verwendet. Auf dieser Basis wurde auch mit psychedelischen Drogen experimentiert, mit denen man dann gerne das Essen z. B. von Fidel Castro versetzt hätte; es ist ein verlockender Gedanke anzunehmen, dass diese Drogen auch an Oswald ausprobiert wurden.

Castro war übrigens nicht von Anfang an Kommunist und hatte als Rechtsanwalt mit wohlhabendem Vater einen bürgerlichen Hintergrund; erst 1959 begann die Hinwendung zum Kommunismus; die für nach der Revolution versprochenen freien Wahlen fanden nicht statt. Nach einem persönlichen Treffen mit Nikita Chrustschow 1960 am Rande der UN-Vollversammlung fing er an, sich allmählich positiv zur Sowjetunion zu äussern. Als Chrustschow 1962 doch keine Atomraketen in Kuba stationieren wollte – in der Kubakrise war auch die Rolle von JFK wichtig -, reagierte Castro wütend und in Kuba wurde gegen die Sowjetunion demonstriert. Ein Gespräch auf Youtube über das Buch „LBJ: The Mastermind of JFK’s Assassination“ von Phillip Nelson führt unweigerlich auch zu Oliver Stones Film „JFK“ (1991), der auf dem Buch von Jim Garrison basiert (von 1988, auf Deutsch 1992 als „Wer erschoss John F. Kennedy?“ erschienen). Stone gilt im Mainstream als Putin-Verteidiger, drehte Filme über Castro und ist wie Pierce Brosnan und Eric Clapton bei Events mit Robert F. Kennedy Jr. anzutreffen. Wir werden niemals alle Details berücksichtigen können, die von Bedeutung sein mögen. Es bringt auch wenig, in einem Artikel, einem Video oder gar einem Buch das nachzuerzählen, was andere bereits dargestellt haben.

Interview mit Robert F. Kennedy Jr.

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Welche (hidden) Agenda haben die Grünen?


„Was wurde aus den Grünen? Eine Spurensuche von Andreas Wabl“ heisst ein neues von Wabls Neffen Stephan verfasstes Buch. Es wurde am 19. September 2023 bei Thalia Wien-Mitte vorgestellt mit den beiden Wabls, Eva Glawischnig und dem Klimasprecher der Grünen Lukas Hammer. Andreas Wabl erzählte, dass sein „guter Freund“ Heinz Fischer ihn fragte, ob er denn nicht ein Buch zu den Grünen schreiben möchte, denn in letzter Zeit ist nichts erschienen. Tatsächlich gibt es zu anderen Parteien immer wieder neue Bücher; das Wabl-Buch liegt jetzt neben „Politik von unten – gelingt das Comeback der Sozialdemokratie?“ von Robert Misik. Dieses wurde verfasst, nachdem Andreas Babler neuer SPÖ-Chef wurde und beleuchtet Hintergründe nicht wirklich, was auch für das Buch über die Grünen gilt. Andreas Wabl dankt zwar im Vorwort den „vielen tausend Menschen“, ohne die die Grünen heute nicht dort wären, wo sie sind, und beklagt, dass die Geschichte deren Spuren verwischt hat.

Überhaupt werden Wabl und Glawischnig kritisieren, wie Grüne intern miteinander umgehen, und für Hammer steht alles nach einer höchst konfliktreichen Parteigeschichte aus, bei der Einigung fast schon ein Wunder ist. Tatsächlich wurden viele Personen auf dem Weg verloren, indem man sie mürbe machte, ausgrenzte oder gar gezielt verleumdete, um sie zu isolieren, damit nur ja nicht echte freie Wahlen in der Partei stattfinden. Für sie klingt es wie Hohn, wenn Wabl, Glawischnig und Hammer versichern, alles auch dem Einsatz anderer zu verdanken. Eher schon nutzten Wabl und Co. durch die Grünen erlangte Positionen so lange wie möglich, ohne sich allzu viele Gedanken über andere zu machen. Im Buch gibt es auch Interviews von Andreas Wabl mit zuerst Heinz Fischer, was auf die Bildsprache von Pamela Rendi-Wagner mit Fischer hinweist, wenn es um die Bedeutung des Altpolitikers hinter den Kulissen geht. Ausserdem kommen Johannes Voggenhuber, Peter Pilz, Werner Kogler, Eva Glawischnig, Sigrid Maurer und Lena Schilling zu Wort.

Die Buchpräsentation

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Corona und Co.: Wer ist hier ver-rückt?

Der ORF sei bloss eine Therapieeinrichtung, meint ein User bei einem Artikel über eine Diskussion zu Asyl; es gibt also Studiogäste in der Rolle von Therapeuten und zu therapierende Gäste mit „abweichender“ Meinung. Wenn diese Gäste ihre Behauptungen mit Fakten untermauern können, die „Therapeuten“ diese aber negieren, müsste man alles eigentlich umkehren. Doch wenn der ORF und andere Medien als Therapieeinrichtungen fungieren, würde das diese komplett in Frage stellen. Eine der Therapeutinnen, die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, wunderte sich allen Ernstes bei Twitter, ob denn niemand ihr Prada-Kostüm bemerkt habe. In Anlehnung an „keine Obergrenzen“ (für illegale Einwanderer) müsste man nun „Prada für alle“ fordern, aber uns selbst meinen, denn die meisten Menschen könnten sich Prada nie leisten, werden aber von Migrationslobbyisten verunglimpft. Das Thema bei „Im Zentrum“ und sonstwo ist austauschbar, Migration, Klima, Corona, was auch immer, das Setting gleicht sich.

Wer jetzt andere für verrückt erklärt, weil sie doch offensichtlich abdriften, sollte bedenken, dass er selbst sich auch in etwas verrennen kann. Wie perfide die Psycho-Keule bei Corona geschwungen wurde, zeigt der Screenshot unten zum „Impfsalon“ mit dem Psychosozialen Dienst Wien, den Medien begeistert bewarben. Auch der Genosse von Stadtrat Peter Hacker und PSD-Leiter Georg Psota, Ex-Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, übte massiven Druck auf Ungeimpfte aus. Er war dabei, als Ex-Kanzler Sebastian Kurz und Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober („die nächsten 14 Tage sind entscheidend“) den Start der Impfkampagne verkündeten und „die Impfung“ als „Gamechanger“ anpriesen. Er wollte ungeimpften Ärzten Berufsverbot erteilen und fantasierte laut darüber, dass man widerspenstige Menschen leider nicht gefesselt zur Zwangsimpfung schleppen könne, und niemand machte sich Sorgen über seinen Geisteszustand. Das ist aber kein Wunder, da die Kammer Fern-Fakegutachter deckt wie jenen, der Florian Teichtmeister vor einer Unterbringung bewahrte; bei derartigen Psychiatern ist Berufsverbot tatsächlich angebracht. Inzwischen trifft Szekeres allerdings Karma, da er von der Kammer angezeigt wurde und gegen ihn ermittelt wird, weil er 900.000 € an Kammergeldern in eine marode Firma steckte.

Impfsalon für „Ungeimpfte“

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Corona geht auf Comeback-Tour

Wer sich bange fragt, ob entweder Corona wiederkommt oder die Panikmache damit, muss sich von erzeugter Angst lösen. Es ging immer um Destabilisierung, die auch anhand anderer Faktoren deutlich wird und sich verschärft. Alternative Medien klären nur begrenzt auf, weil sie von den wahren Hintergründen ablenken und an der Oberfläche sichtbare Akteure angreifen. Ein Beispiel dafür sind Andreas Popp und Eva Herman neu u.a. zu Lampedusa, wo zugleich 160 „Flüchtlingsboote“ anlegten. China und Russland sind in Afrika immer präsenter und destabilieren den Westen auch mittels Handlangern hier, die seltsame Entscheidungen verkünden, was nicht nur Lockdowns meint. 2015/16 behaupteten Handlanger, darunter der Bundespräsident, dass Menschlichkeit „keine Obergrenze“ kenne, als ob ein kleines Land unbegrenzt Fläche, Ressourcen und keine Bevölkerung hätte.

Auch die USA kennen das Problem einer Invasion, jedoch ist man dort bei vergleichsweise geringeren Zahlen schon alarmiert. Dazu kommt die Opioid-Krise, wie man sie nennt, die weit über bisherige Erfahrungen mit Drogen und der Abhängigkeit von grosszügig verschriebenen Medikamenten hinausgeht. Fenantyl liegt u.a. in der Zuständigkeit des CDC ist auch in regulär bei chronischen Schmerzen ausgegebenen Pillen enthalten, wird jedoch auch Marihuana, Heroin, Kokain beigefügt oder als Pille von Dealern verkauft. Das endet oft tödlich für Menschen mit ganz unterschiedlichem Background, die meist noch sehr jung sind; Fentanyl ist die häufigste Todesursache bei Amerikanern zwischen 18 und 45; oft wachen sie nicht mehr auf und hatten einen Herzinfarkt. Dieses synthetisch erzeugte Fenantyl kam zunächst direkt aus China und wird jetzt von China über Mexiko in die USA geschmuggelt; mehr denn je werden Drogen beim Grenzübertritt sichergestellt. Bei mehr als einer Million Opioidabhängigen in den USA müssen wir auch an ihre Angehörigen, ihre Freunde, ihre Kollegen und an all das denken, was Süchtige der Sucht wegen nicht tun können.

Gespräch mit Simon Feldhaus

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Auf1 und Co.: Alternative Medien ent-täuschen

Am einfachsten werden wir audiovisuell beeinflusst, weil dies Emotionen auslöst. Auch kurze Botschaften via Social Media, die man 1 mit Emojis versehen kann, wirken auf der emotionalen Ebene; ausserdem wird narzisstisches Verhalten gefördert. Es braucht Abstand zwischen Message und Empfänger, der dann gegeben ist, wenn wir etwas reflektieren können, wenn wir uns hinsetzen, eine Zeitung lesen, im Gehen über das Aufgenommene nachdenken. Heute wird alles entweder geballt schriftlich und virtuell, unterstützt durch audiovisuelle Medien, oder audiovisuell oder via Social Media vermittelt. Vor zwei Jahren brachten alle Medien, dass es eine Hausdurchsuchung bei der ÖVP gab, die Anordnung dazu konnte man sich auch herunterladen, nachdem kurz manche Medien mit deren exklusivem Besitz auftrumpften. Notwendig wäre gewesen, dass Rezipienten dieser Botschaft sie selbst einordnen, sich also über das Vorgehen der Justiz schlau machen und die Begründung einschätzen. Emotional funktioniert dies nicht, etwa wenn man Sebastian Kurz und seine Leute bewundert oder umso heftiger ablehnt.

Rationale Bewertungen äussert man in einem auf emotional getrimmten Umfeld, kann also nur dann Gehör finden, wenn viele ebenfalls einen rationalen Zugang haben. Bei Posttraumatischem Stress hilft, körperliche Reaktionen auf Situationen, die an das ursprüngliche traumatische Erlebnis erinnern, in Worte zu fassen und diese niederzuschreiben. Dies koordiniert beide Gehirnhälften – eine lässt das Trauma wieder ablaufen, die andere stellt nüchtern fest, dass man jetzt in Sicherheit ist und keine Gefahr mehr droht. Wir sollten bei audiovisuell oder via Social Media erhaltenen Infos auch zum Stift greifen und überlegen, welch realen Gehalt diese Messages haben. Wenn z.B. Firmen und Personen erwähnt werden, kann man nach Informationen suchen, Netzwerke erstellen und wird oft Widersprüche entdecken (etwa wenn Russland attackiert wird und selbst Verbindungen zum Kreml-Netz bestehen). Für wirkungsvolle Propaganda eignet sich immer noch Fernsehen am besten, wobei man Videos mit mehr oder weniger grosser Reichweite aber auch nicht unterschätzen darf.

Werbung für Auf1 bei Demo

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Wem nützt der Film „Projekt Ballhausplatz“?


Beide Filme über Sebastian Kurz bleiben an der Oberfläche und sind tendenziös; natürlich könnte man nie alles unterbringen. Doch es wurde z.B. darauf verzichtet, die Grünen zu Wort kommen zu lassen, für die die ÖVP noch 2019 Korruption verkörperte, die aber seit Anfang 2020 mit ihr eine Koalition bilden. Es gab allerdings auch Absagen, zum Beispiel von ÖVP-Politikern für den Film „Projekt Ballhausplatz“; bei „Kurz – der Film“ sind die ehemaligen Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Christian Kern (SPÖ) zu sehen, die ihre Verbindung zu Russland eint. Für „Kurz – der Film“ wurde Fritz Hausjell von Reporter ohne Grenzen interviewt, das Material wurde aber nicht verwendet. Er gab dann halt unter den Premieregästen vor dem Artis-Kino Statements als „Medienhistoriker“ ab und veröffentlichte einen Kommentar im Standard. Der ÖVP wirft er Message Control, Litigation PR, Propaganda, Unterdrücken von kritischer Berichterstattung, das Kaufen von Medien (Werner Faymann war nichts dagegen!) und das Ablenken mit Unsinn vor. Wichtig beim via „Falter“ lancierten Ballhausplatz-Narrativ ist, dass Sebastian Kurz erfolgreich gegen Reinhold Mitterlehner intrigierte. Damit verbunden ist das Ibiza-Narrativ, wonach die FPÖ Österreich an Russland ausverkaufen wollte, als sie mit der Kurz-ÖVP regierte.

Hausjell scheint also Skrupellosigkeit in der Politik auch innerhalb von Parteien abzulehnen und meint, man müsse sich von Beziehungen zum Kreml fernhalten; Journalisten haben die Aufgabe, Verfehlungen aufzudecken. Freilich ist er Vorstand beim BSA Medienberufe, während wir Gabriel Lansky vom Vorstand des BSA Juristen auch bei ROG finden. Hausjell gehört seit 2020 dem Beirat von Peter Pilz‘ „Zackzack“ an und war wie Pilz beim „Extrablatt“ (Herausgeber Karl Heinz Pfneudl, Stasi- und GRU-Connections). Lansky ist Oligarchenanwalt und Anwalt der russischen Botschaft in Wien; Ibizagate-Anwalt Ramin Mirfakhrai war bei ihm Konzipient, was auch für dessen Anwalt Richard Soyer gilt; Bettina Caspar-Bures, die Tochter von Doris Bures, vom BSA Juristen arbeitet bei Soyer. Kurt Langbein, der Regisseur von „Bauer und Bobo“ und „Projekt Ballhausplatz„, arbeitete in der gleichen ORF-Redaktion („teleobjektiv„) wie die mit Pfneudl befreundete Elizabeth T. Spira. Beide stammen aus kommunistischen Familien; ihre Väter Hermann und Leopold waren Cousins und Spanienkämpfer. Der KZ-Überlebende Hermann Langbein war Mitbegründer des Internationalen Auschwitz-Komitees, das 2018 Alexander van der Bellen (für die Übersiedelung seiner Familie ins Dritte Reich?) auszeichnete und wirkte an Zustandekommen des 1. Frankfurter Auschwitzprozesses mit.

Bei der Premiere

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Kurz mal zu zwei Kurz-Filmen

Schon länger ist bekannt, dass der Film „Projekt Ballhausplatz“ im Herbst in die Kinos kommen soll. Doch nun war die Produktion „Kurz – der Film“ schneller, der zudem ohne Förderungen arbeitete. Sebastian Kurz meinte süffisant, dass er nur den Anti-Kurz-Film „Projekt Ballhausplatz“ mitfinanzierte, nämlich über die ORF Gebühren. Die Auseinandersetzung um beide Filme wirkt streckenweise ziemlich kindisch, zumal ja im Kurz-Film eh auch Kritiker zu Wort kommen. Das Narrativ vom „Projekt Ballhausplatz“, beruhend auf Dateien, die beim „Falter“ landeten, muss unbedingt verteidigt werden. Es besagt, dass Kurz einen perfiden Plan entwickelte, um zuerst ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner zu stürzen und dann die SPÖ aus dem Bundeskanzleramt zu verdrängen. Zuvor gab es ein rotes „Projekt Ballhausplatz“, als SPÖ-Chef Werner Faymann mürbe gemacht wurde und zurücktrat; Christian Kern folgte ihm nach.

Kern und Mitterlehner kooperierten, doch Kern – inzwischen von Tal Silberstein „beraten“ – brüskierte Mitterlehner auch, was dessen Gegner in der ÖVP stärkte. Als Mitterlehner das Handtuch warf, kündigte Kurz die Koalition mit der SPÖ auf und es wurde schon 2017, nicht erst regulär 2018 gewählt. Tatsächlich ging die ÖVP mit Kurz als Sieger aus der Wahl hervor, während der SPÖ unter anderem Kerns Art, diverse Pannen und Silberstein zum Verhängnis wurden. Im Jahr 2000 unterbrach Wolfgang Schüssel eine Serie roter Kanzler und wurde 2007 von Alfred Gusenbauer abgelöst; die Wahl 2013 war die letzte, bei der die SPÖ stimmenstärkste Partei wurde. Dass die SPÖ natürlich alles daransetzt, ins Kanzleramt zurückzukehren, könnte man auch als „Projekt Ballhausplatz“ betrachten. 2019 scheiterte sie mit Pamela Rendi-Wagner statt Christian Kern, die jedoch von Anfang an von Hans Peter Doskozil in Frage gestellt wurde. Dies eskalierte vor wenigen Monaten, als es eine Mitgliederbefragung und einen Sonderparteitag gab und der neue Parteichef nicht Doskozil, sondern Andreas Babler heisst. Die Querschüsse aus dem Burgenland gehen weiter, da Doskozil ja selbst mit Peter Pilz ein „Projekt Ballhausplatz“ lancierte. Zunächst knockten sie Norbert Darabos aus, der ironischer Weise den letzten für die SPÖ erfolgreichen Nationalratswahlkampf leitete.

Trailer zu „Kurz – der Film“

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