Wem nützt der Film „Projekt Ballhausplatz“?

Beide Filme über Sebastian Kurz bleiben an der Oberfläche und sind tendenziös; natürlich könnte man nie alles unterbringen. Doch es wurde z.B. darauf verzichtet, die Grünen zu Wort kommen zu lassen, für die die ÖVP noch 2019 Korruption verkörperte, die aber seit Anfang 2020 mit ihr eine Koalition bilden. Es gab allerdings auch Absagen, zum Beispiel von ÖVP-Politikern für den Film „Projekt Ballhausplatz“; bei „Kurz – der Film“ sind die ehemaligen Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Christian Kern (SPÖ) zu sehen, die ihre Verbindung zu Russland eint. Für „Kurz – der Film“ wurde Fritz Hausjell von Reporter ohne Grenzen interviewt, das Material wurde aber nicht verwendet. Er gab dann halt unter den Premieregästen vor dem Artis-Kino Statements als „Medienhistoriker“ ab und veröffentlichte einen Kommentar im Standard. Der ÖVP wirft er Message Control, Litigation PR, Propaganda, Unterdrücken von kritischer Berichterstattung, das Kaufen von Medien (Werner Faymann war nichts dagegen!) und das Ablenken mit Unsinn vor. Wichtig beim via „Falter“ lancierten Ballhausplatz-Narrativ ist, dass Sebastian Kurz erfolgreich gegen Reinhold Mitterlehner intrigierte. Damit verbunden ist das Ibiza-Narrativ, wonach die FPÖ Österreich an Russland ausverkaufen wollte, als sie mit der Kurz-ÖVP regierte.

Hausjell scheint also Skrupellosigkeit in der Politik auch innerhalb von Parteien abzulehnen und meint, man müsse sich von Beziehungen zum Kreml fernhalten; Journalisten haben die Aufgabe, Verfehlungen aufzudecken. Freilich ist er Vorstand beim BSA Medienberufe, während wir Gabriel Lansky vom Vorstand des BSA Juristen auch bei ROG finden. Hausjell gehört seit 2020 dem Beirat von Peter Pilz‘ „Zackzack“ an und war wie Pilz beim „Extrablatt“ (Herausgeber Karl Heinz Pfneudl, Stasi- und GRU-Connections). Lansky ist Oligarchenanwalt und Anwalt der russischen Botschaft in Wien; Ibizagate-Anwalt Ramin Mirfakhrai war bei ihm Konzipient, was auch für dessen Anwalt Richard Soyer gilt; Bettina Caspar-Bures, die Tochter von Doris Bures, vom BSA Juristen arbeitet bei Soyer. Kurt Langbein, der Regisseur von „Bauer und Bobo“ und „Projekt Ballhausplatz„, arbeitete in der gleichen ORF-Redaktion („teleobjektiv„) wie die mit Pfneudl befreundete Elizabeth T. Spira. Beide stammen aus kommunistischen Familien; ihre Väter Hermann und Leopold waren Cousins und Spanienkämpfer. Der KZ-Überlebende Hermann Langbein war Mitbegründer des Internationalen Auschwitz-Komitees, das 2018 Alexander van der Bellen (für die Übersiedelung seiner Familie ins Dritte Reich?) auszeichnete und wirkte an Zustandekommen des 1. Frankfurter Auschwitzprozesses mit.

Bei der Premiere

Kurt Langbein schrieb gemeinsam mit Peter Pilz Artikel beim „Extrablatt“. In Langbeins Film kommen neben ÖVP-Vertretern (in Archivmaterial) Julian Hessenthaler, Helmut Brandstätter, Stephanie Krisper, Matthias Strolz, Martin Kreutner, Peko Baxant, Barbara Toth („Falter“ und Co-Autorin von Reinhold Mitterlehner) und Michael Nikbaksh (früher „profil“) vor. Wem diese Zusammensetzung etwas seltsam vorkommt, der sollte sich mit U-Ausschüssen, Ibiza und der Rolle des „Falter“ und dem Antikorruptionsbegehren befassen. Bei Letzterem gibt es Kreutner und fünfmal Lansky via Michael Ikrath, Heinz Mayer, Maria Berger, Fritz Hausjell und die PR via Skills Group, an der der ehemalige Konzipient Michael Pilz beteiligt war; Skills gehört jetzt KTHE mit Niko Pelinka als Geschäftsführer mit Lansky-Bezug. Martin Kreutner wird als Antikorruptionsexperte bezeichnet und leitete das Bundesamt für interne Angelegenheiten BIA; 2012 wurde berichtet, dass er sich zumindest ein Mal von Alfons Mensdorff-Pouilly zur Jagd um 10.000 € einladen liess (dazu gab es eine Anfrage an das Justizministerium und eine Beantwortung). Langbein publizierte übrigens mit einem weiteren „Extrablatt“‚-Autor, mit Hans-Peter Martin, der 1999 EU-Spitzenkandidat der SPÖ war, sich dann mit ihr zerstritt und mit eigener Liste bis 2014 in Brüssel blieb.

Demokratie und Transparenz mit Hausjell

Wer nun Peko wer? fragt, hat sich halt nicht sonderlich mit Wiener Kommunalpolitik befasst. Es ist nicht klar, warum er in diesem Film zu sehen ist, er freute sich aber als Jugendsprecher der SPÖ Wien bei der Gemeinderatswahl 2010, dass Bürgermeister Michael Häupl die Wehrpflicht plötzlich ablehnte. Interessant ist auch, wer nicht vorkommt; die Grünen in beiden Filmen wie schon erwähnt – und auch die FPÖ -, aber warum wurden Fritz Hausjell und Peter Pilz nicht für „Projekt Ballhausplatz“ interviewt? Wäre dann eine Agenda zu offensichtlich? Und warum nehmen die NEOS eine so prominente Rolle ein, die zugleich SPÖ-Korruption decken und eigene Verbindungen zum Kreml-Netz ausblenden?

Kurt Langbein

Wir sollten aber honorieren, dass sich „Extrablatt“ und „teleobjektiv“ auch mit brisanten Themen befassten; Langbein gestaltete mit Spira Dokus über Psychiatrie und Kinderheime. Dem ORF, der zu den Financiers von „Projekt Ballhausplatz“ gehört, ist auch Hausjell verbunden, der 2014 für den Public Value-Beirat des ORF nominiert werden sollte (hier wird Public Value allgemein erklärt). Er hatte jedoch schon Studien für den ORF durchgeführt und ist beim BSA aktiv, was die ÖVP störte, die damals mit der SPÖ koalierte. Als der frühere Generaldirektor des ORF Alexander Wrabetz (ein Genosse, der 1983 den Vorzugsstimmenwahlkampf von Josef Cap organisierte) Nikolaus Pelinka zu seinem Büroleiter machen wollte, setzte sich Hausjell für ihn ein. Nach Ibizagate wurde bekannt, dass auch Pelinka zu den frühen Mitwissern gehörte und einmal bei Lansky arbeitete. Hausjell verurteilt den Umgang von Kurz mit Gusenbauers Tarockpartner Mitterlehner, der 2016 von Wladimir Putin mit dem russischen Orden der Freundschaft geehrt wurde. Paradoxer Weise diskutierte Hausjell bei einem Screening des Films über Alexej Nawalny, wo er doch von diesem angeprangerte Methoden dort unterstützt, wo der Arm des Kreml nach Österreich reicht.

#ProjektBallhausplatz kommt am 21. September ins Kino. Davor erscheint plötzlich „Kurz – der Film“, in dem auch einige ProtagonistInnen unseres Filmes auftauchen. Sie erzählen nun, wie das zustande kam pic.twitter.com/PkPdyXD5yO

— Kurt Langbein (@KurtLangbein) September 5, 2023

https://platform.twitter.com/widgets.js
Kurt Langbein auf Twitter

Hausjell verurteilt nicht den Umgang von Gusenbauer, Hans Peter Doskozil und Peter Pilz mit Ex-Minister Norbert Darabos, dem gegenüber jedes Mittel recht scheint, auch falsche Zeugenaussagen in einem U-Ausschuss und wahrscheinlich gefälschte Beweismittel. Der BSA Offiziere lud 2012 zu einer Veranstaltung mit Darabos, bei der dessen Abschottung deutlich wurde, mit der auch verschleiert wurde, dass so gut wie nie echte Ministerweisungen erfolgten, wo eigentlich alles, was ein Minister unterschreibt, einem Erlass gleichkommt. Wer das durchschaute und auch wusste, dass dieser Umgang mit Darabos nur auf das Konto eines fremden Geheimdienstes gehen kann, hatte keinen Zutritt. Vor der Volksbefragung über die Wehrpflicht 2013 gab es eine Diskussion beim BSA, an der der illegal Minister spielende Kabinettschef Stefan Kammerhofer teilnahm, dem keinesfalls kritische Fragen gestellt werden durften, was man wiederum durch den Ausschluss von Teilnehmern erreichte. Schließlich wurde Darabos via Eurofighter-U-Ausschuss ausgeknockt, nach dem die Justiz Teil eines besonders von Pilz gepushten Narrativs wurde, das die Situation im BMLV und Gusenbauers Rolle bei Eurofighter verschleierte. Auch Medien wie das „profil“ folgten schnurgerade diesem Narrativ, sodass Nikbaksh immer auf Pilz-Linie war und in gewisser Weise ihn bei „Projekt Ballhausplatz“ vertritt. Als „Medienhistoriker“ beschäftigt sich Hausjell mit Journalismus in der NS-Zeit und im Exil, sollte also verstehen, was wirklich Unterdrückung ist und wo sich jemand gegen ein Narrativ wehrt, was teilweise auf Kurz zutrifft. Ihn kann man ernsthaft und faktenbasiert kritisieren, aber ohne einen anderen Maßstab als bei anderen anzuwenden. Die Fantasie Hausjells von widerständigem Journalismus erfüllen nicht Nikbaksh, Pilz, Toth und Co., sondern es beschreibt am ehesten die Bedingungen, unter denen ich bei Subversion in der Landesverteidigung und anderem am Ball bleibe. Übrigens deckte Hannes Jarolim von den BSA Juristen, der lange Justizsprecher der SPÖ war, Druck auf Darabos im ersten Eurofighter-UA mit Pilz als Vorsitzendem.

Sebastian Kurz neu

Jeder finanzielle Beitrag zu meinen aufwändigen Recherchen ist herzlich willkommen:
Alexandra Bader, Erste Bank, AT 592011100032875894 BIC GIBAATWWXXX