Es ist ein ungeheurer Sumpf, in dem alles zusammenhängt, aber kaum je so beschrieben wird. Daran wirken alle mit, Politiker, Medien und Justiz, sodass sich der Morast sofort wieder schliesst, wenn doch etwas kurz aufgedeckt wird. Man sieht dies auch beim Prozess gegen Sebastian Kurz, wo am 11. Dezember 2023 Thomas Schmid aussagt, der sich als Kronzeuge angeboten hat. Es ist nur ein kleiner Sprung zur spektakulären Pleite von Rene Benkos Signa, denn Schmid wäre 2019 in diese Holding gewechselt, wäre er nicht Alleinvorstand der Beteiligungsgesellschaft ÖBAG geworden. Auch da gab es Benko-Bezug aufgrund von Deals der Bundesimmobiliengesellschaft, die zu 100 % der ÖBAG gehört; ausserdem hätte Schmid wohl bei Benko mitgetrickst. Dass Kurz und Schmid, der in anderen Verfahren Beschuldigter ist, vor Gericht stehen, hat mit nach Ibizagate ausgelösten Ermittlungen zunächst gegen Heinz Christian Strache zu tun, bei denen immer wieder nachgelegt wurde. Es gab auch den Ibiza-U-Ausschuss, in dem Kurz falsch ausgesagt haben soll, sodass ihn die Oberstaatsanwälte Gregor Adamovic und Roland Koch von der Korruptionsstaatsanwaltschaft anklagen. Am 21. Oktober 2020 war Rene Benko Zeuge im Ibiza-UA, was aus heutiger Sicht doch recht fragwürdig anmutet. Und zwar hinsichtlich der Situation von Signa, wo man Jahresabschlüsse und eine Konzernbilanz vermied, und der Rolle von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, der im Dezember 2008 bei Benko anheuerte.
Von einer möglichen Falschaussage Benkos ist der Weg nicht weit zur Frage, ob ihn Gusenbauer gebrieft und zuvor selbst bei Eurofighter falsch ausgesagt hat. Es mutet seltsam an, dass Richter Michael Radasztics nun Thomas Schmid auf die Wahrheitspflicht hinweist, die vor Gericht wie im UA gilt. Denn als Staatsanwalt hatte Radasztics keine Probleme mit konzertierten Falschaussagen bei Eurofighter, die ein bestimmtes Narrativ kreierten. Auch der „Fall Pilnacek“ spielt hier hinein, denn der frühere Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek geriet ins Visier der WKStA, weil er gegen sinnlose Eurofighter-Ermittlungen auftrat. Gerade wird berichtet, dass Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in den Tagen vor einer Razzia im Auftrag der WKStA im Finanzministerium Mitte Februar 2021 dauernd bei Pilnacek anrief. „Österreich“ zeigt am 9. Dezember 2023 die Anrufliste des dann beschlagnahmten Pilnacek-Handys und schreibt, dass Pilnacek am 19. Oktober 2023, nachdem ihm der Führerschein abgenommen wurde, eine Sobotka-Mitarbeiterin anrief. „Aus Rücksicht auf das Privatleben“ (neue Töne bei Wolfgang Fellner) wird man nicht präziser; Pilnacek wurde am nächsten Tag tot in einem Seitenarm der Donau gefunden.
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