Vor einem Monat wurde der ehemalige Sektionschef im Justizministerium Christian Pilnacek tot aufgefunden. Nun sorgen zehn Minuten eines Mitschnitts von neunzig Minuten am 28. Juli 2023 bei einem Innenstadt-Italiener für Aufregung; Pilnacek wusste nicht, dass er aufgenommen wurde. Es ist die Rede von einer Untersuchung durch das Ministerium; die Grünen wollten einen U-Ausschuss, was SPÖ und NEOS ablehnen, die verlangen, dass sich der Bundespräsident dazu äussert. Medien haben die Aufnahme entweder als Transkript vorliegen oder im O-Ton; Peter Pilz hat Letzteres von Erich Vogl von der „Kronen Zeitung“ erhalten und veröffentlicht es. In der „Krone“ berichtete Ida Metzger, dass Pilnacek von einem Ex-BZÖler aufgenommen wurde, der Sprecher der Automatenwirtschaft war; Metzger transportierte früher heim „Kurier“ Drohungen von Pilz gegen Darabos. Ausserdem war ein deutscher Gas-Lobbyist dabei und der Chefredakteur des „Kurier“ Richard Grasl. Manche meinen, man könne es ruhig publik machen, weil es Pilnacek posthum von gegen ihn erhobenen Vorwürfen quasi freispricht. Inzwischen meldete sich der Unternehmer Christian Mattura, der das Handy mitlaufen hat lassen und meint, es gehe nicht, dass Sebastian Kurz Pilnaceks Tod benutzte.
Andere empfinden es als pietätlos, weil Pilnacek nichts mehr dazu sagen kann und er das Gespräch ja nicht führte, damit es jemand aufnimmt und es in der Presse landet. Es fällt auf, dass diejenigen plötzlich vehemente Kämpfer für Pilnacek sind, die ihn zuvor monatelang in eine bestimmte Ecke stellten und ihm Amtsmissbrauch nachweisen wollten; manche bleiben bei ihrer Ablehnung. Einige sind in ihren Äußerungen nahe an der Heiligsprechung und verirren sich damit in einem politischen Sumpf, in dem auch Pilnacek Fehler begangen hatte. Jedenfalls stellte er es Ende Juli so dar, dass ihm von der ÖVP und da ganz besonders von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka vorgeworfen wurde, dass er für die Partei ungünstige Ermittlungen nicht abdreht. Natürlich dementiert Sobotka sofort, er habe nie mit Pilnacek über bestimmte Verfahren gesprochen. Es entbehrt nicht der Komik, wie einige darauf reagieren, denen Sobotka als Vorsitzender des Eurofighter U-Ausschusses 2018/19 ganz recht war, in dem er Falschaussagen deckte, die jenen im UA 2017 folgten. Dies kam Hans Peter Doskozil, Alfred Gusenbauer und Peter Pilz zugute, während so Norbert Darabos belastet wurde. Die SPÖ fordert den Rücktritt Sobotkas und vergisst dabei, dass er beim Eurofighter-komplott mitmachte. Dabei wollte Sobotka 2017, als er noch Innenminister war und es ebenfalls einen Eurofighter-UA gab, nicht vom Verfassungsschutz untersuchen lassen, ob ein fremder Geheimdienst Darabos zusetzt. Für die FPÖ ist ebenfalls klar, dass man Sobotka vieles anlasten kann, Eurofighter kommt dabei jedoch nicht vor. Sobotka kann man gerade durch seine Verbindungen z.B. zu Wirecard dem Kreml-Netzwerk zuordnen, sodass sein Verhalten nicht verwundert. Absurder Weise sprach ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker jetzt von KGB-Methoden und musste sich belehren lassen, dass wir heute von SWR und FSB sprechen.
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