Bei Berichten über den 1. Mai konzentriert sich das Meiste auf den Wiener Rathausplatz: Wie voll oder leer ist er denn diesmal? 2020 und 2021 wurde „wegen der Pandemie“ darauf verzichtet, seither ist der Platz zur Hälfte voll und zur anderen Hälfte halbvoll. Das kann nicht das Einzige sein, worum es geht, und wer Andreas Babler Polemik vorwirft, hat Herbert Kickl in einem Festzelt nicht gehört. Vor wenigen Tagen hielt die SPÖ einen Bundesparteirat ab, der die Bundesliste für die Nationalratswahl wählte. Dabei war das Motto „Herz und Hirn“, und in den präsentierten „24 Ideen für Österreich“ (Download von der SPÖ-Webseite) wird Babler mehrfach mit Hand aufs Herz-Geste abgebildet. Dies inspirierte mich zu einem Kontrapunkt, umso mehr, als dass Babler auch „Liebe ist stärker als Hass“ verkündete. „Omnia vincit Amor“ setzte ich auf einem Schild allegorisch in Szene, in Anklang an die Symbolik des Tarot. Das passt auch deshalb, weil man in der Politik nicht recht sagen kann, wer Macht hat und wer ohnmächtig ist, auf wessen Seite Glück und Erfolg gerade sind und wessen Abstieg beginnt, ohne dass er es vielleicht erkennt. Eben stellten die Grünen, d.h. Werner Kogler und Lena Schilling, die neuen Plakate für die EU-Wahl vor, bei denen es um „Herz statt Hetze“ geht. Offenbar liegt „Herz“ im Trend, wenn man es sich selbst nachsagt und bei anderen leugnet.
Um Madeleine Petrovic scharen sich in der Partei nicht mehr erwünschte Grüne, die in einer Auseinandersetzung mit Sigi Maurer daran erinnern, was eigentlich grüne Programmatik ist: „Gewaltfreie Politik ist ein ständiger Prozess der Konfliktbewältigung auf Basis des Dialogs zwischen Gleichgestellten, also unter Verzicht auf Machtansprüche des vermeintlich Stärkeren gegen den vermeintlich Schwächeren.“ In Wirklichkeit gab es immer Gewalt, mit der „vermeintlich Stärkere“ andere deswegen ausknocken konnten, weil sie intern selten und medial und juristisch nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Das ist sicher mit ein Grund, warum ich bei Bablers Versicherungen eines „Miteinander“ und „Seite an Seite“ skeptisch bin. Eine grössere Rolle spielen aber Erfahrungen mit den Zuständen in der SPÖ, deren Hintergründen und der politischen Bedeutung dessen. Man muss aber Babler zugestehen, dass er „seine Leute“ erreicht und da zweifellos den richtigen Ton trifft. Doch zugleich findet dies auf einer Bühne mit Falltüren statt, die diese Basis ahnt, aber nicht schliessen kann, weil darüber nicht diskutiert werden darf.
Mein Schild zum 1.Mai
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