Vor wenigen Tagen wollte kaum jemand Bundeskanzler Christian Kern glauben, dass der SPÖ zugeschriebene Dirty Campaigning-Seiten ohne sein Wissen eingerichtet wurden. Nun scheint ihn Ex-Berater Tal Silberstein zu verteidigen, doch in Wahrheit instrumentalisiert er die ÖVP gegen die angeschlagene SPÖ, indem er unterstellt, diese hab sein Campaigning sozusagen gekapert. Es mag für die SPÖ ein Rettungsanker sein, dass ÖVP- und NEOS-affine in ihre Kampagne einbezogen wurden, doch der Kardinalfehler liegt bei den Roten selbst, die Silberstein engagierten und ihm ungehinderten Zugang zur Partei und wie man hört auch dem Bundeskanzleramt gaben. Warnungen waren auch vor seiner vorübergehenden Festnahme in Israel zu vernehmen, wurden aber in den Wind geschlagen, und zwar auch von jener Presse, die jetzt Kern basht, weil er nicht schlauer war als sie selbst.
Wenn wir zum Silberstein-Wahlkampf 2006 zurückgehen, der viel mit 2017 zu tun hat, treffen wir auf diese Firma: „GCS ISSUE MANAGEMENT LIMITED is a Private Limited Company from and has the status: Active. GCS ISSUE MANAGEMENT LIMITED was incorporated 17 years ago on 28/10/1999 and has the registered number: 03867498. The accounts status is DORMANT and accounts are next due on. This company is listed in the following categories: 70229 – Management consultancy activities other than financial management.“ Tal Silberstein und Gad Katz (beide geboren im Oktober 1969 und mit diesr Adresse eingetragen: 6, Harakon St, 5th Floor, Ramat Gan 52521, Israel) sind am 28.10.1999 zu Direktoren ernannt worden, ebenso Stanley Greenberg, der bis 30.11.2006 im Amt blieb und James Carville (bis 20.12.2006); beide sind Amerikaner. Da GCS von Greenberg – Carville – Shrum kommt, haben wir auch Robert M. Shrum (Amerikaner, bis 17.1.2007). Der „Sunday Standard“ (Botswana) schrieb über die Zusammenarbeit zwische Demokraten (mit Kandidat General Ian Khama), eigenem Militärgeheimdienst und Mossad, d.h. „Timor Consulants“ und „GCS“ mit Tal Silberstein.
Direktoren von GCS
„Contrary to earlier reports that the BDP had engaged Israeli company – Nikuv, the Israeli group inside Khama’s War Room, Timor Consultancy is headed by Adi Temor who first made international headlines as second in command at GCS International which was branded a Mossad front by the Romanian media during the 2012 Romanian election campaign. Timor personally worked with President Traian Basescu of Romania during the campaign, alongside GCS Chief Executive Officer Tal Silberstein reported to be a Mossad agent. The duo has worked with some of the world’s top political leaders, including Prime Minister Sergei Stanishev of Bulgaria, Prime Minister Jirí Paroubek of Czech Republic, and Chancellor Werner Faymann of Austria. Before joining GCS, Adi served for over five years as a Foreign Service Officer based in Washington DC. Mossad has been known to use diplomatic positions as cover for its international agents. The largest department of the Mossad is Collections, tasked with many aspects of conducting espionage overseas. Employees in the Collections Department operate under a variety of covers, including diplomatic“, wobei man sich auch auf rumänische Quellen bezieht.
„Mossad front“ steht für Tarnunternehmen, das keineswegs nur Scheinaktivitäten setzt, aber auch anderen Zwecken dient. Man kann auch die jetzt im österreichischen Wahlkampf im Mittelpunkt stehenden Facebook-Gruppen gegen ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz (und auch Christian Kern) als „front“ bezeichnen; dies ebenso, was das Etablieren von „Parallelstrukturen“ betrifft, wie es der am 30.9. zurückgetretene Wahlkampfmanager Georg Niedermühlbicher nannte. Die SPÖ wurde von mir im Jänner erstmals auf den Bericht aus Botswana hingewiesen, steckte aber den Kopf in den Sand. „Kern hatte nicht das entfernteste Wissen darüber“ wird Silberstein am 3.10. zitiert. Die „Affäre um Negative Campaigning der SPÖ“ sei in Wahrheit eine „Negativkampagne der Gegenseite“, der Mossad-„katsa“ vermutet einen „Maulwurf“ dahinter, was wohl alle zur Suche animieren soll. Wenn er sagt, „es ist Teil einer Negativkampagne der Gegenseite, alles dem Kanzler und der SPÖ vorzuwerfen“, kann das schlicht heißen, dass es vorerst nicht gelungen ist, Kern mit dem CNN-Partner „Österreich“ (oe24) abzuschießen. Auch Kern sieht sich nun erst recht eingetunkt: „Faktum ist, dass die Facebookseiten von uns nicht gewünscht waren. Es war nicht nur unmoralisch, sondern auch unglaublich blöd“; es gebe „kein Aufatmen“ wegen Silberstein Aussage, denn alles ist nach wie vor „höchst aufklärungsbedürftig“.
Ex-Minister Darabos ist seit Silberstein-Wahlkampf 2006 unter Druck
Die „Presse“ und andere berufen sich auf Angaben in „News“ „aus dem ‚Umfeld‘ Silbersteins, wonach die beiden Facebook-Gruppen ohne Auftrag der SPÖ eingerichtet worden seien, um Daten über Zielgruppen zu sammeln. Weshalb Silberstein dies ohne Auftrag der Partei hätte tun sollen? Weil er die gesammelten Informationen auch nach dem aktuellen Wahlkampf verwenden wollte, so das zitierte ‚Umfeld‘. Der seitens der SPÖ involvierte Mitarbeiter habe nur Informationen aus Umfragen und Fokusgruppen beigesteuert, um die Seiten bestmöglich auf die Zielgruppen auszurichten. Die Kosten seien außerdem nicht bei den kolportierten 500.000, sondern unter 100.000 Euro gelegen.“ Man beachte, dass mit der niedrigeren Summe der Schwarze Peter wieder bei der SPÖ liegt, weil sie sehr plausibel klingt. „Österreich“ trommelt seit Tagen für den von Silberstein gepushten Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil als Kern-Nachfolger und stellt ein „Silberstein-Netzwerk rund um Kern“ dar: „’Ganz allein zu Hause‘ muss sich Kanzler Christian Kern mittlerweile in ’seiner‘ SP-Zentrale fühlen. Die Zentrale ist 13 Tage vor der Wahl nahezu verwaist. SP-Geschäftsführer Niedermühlbichler, der das gesamte Insiderwissen der Kampagne besitzt, hat noch gestern seinen Schreibtisch geräumt.
Sein wichtigster Mitarbeiter Paul Pöchhacker, der das Dirty-Campaigning-Büro nach Silbersteins Abgang weiterbetrieben hat und der für die gesamte Meinungsforschung der SPÖ verantwortlich war, ist nach einem Radunfall samt allen seinen Daten ebenfalls abgetaucht und verschollen.“ Ganz so dramatisch ist es nicht, da man Leute wie immer ans Telefon bekommt,diese aber klarerweise ratlos sind. Da sich Pöchhacker beide Arme gebrochen haben soll, ist verständlich, dass er z.B. nicht tweetet, aber die SPÖ will nicht mal die Frage beantworten, ob er angefahren wurde. Immerhin ist der Wahlkampfmanager von 2006 Norbert Darabos, der Silbersteins „Sozialfighter statt Eurofighter“-Wahlkampflinie, die Gusenbauer kurzfristig ins Kanzleramt brachte, als Verteidigungsminister ausbaden musste, seit damals unter Druck. Das obige Drohposting stammt aus der „Presse“ von 2011 und rät ihm, sich des Rufes seiner Familie und seiner Gesundheit sowie der seiner Kinder wegen dem Kabinettschef zu fügen, der zuvor Sekretär im Parlamentsklub bei Gusenbauer war. Mithin ist von der Nötigung eines Ministers und heutigen Landesrats die Rede, die bis dato von Justiz, Geheimdiensten und SPÖ gedeckt wird. Doskozil deckt Kammerhofer direkt und auch Ex-Pressesprecher Stefan Hirsch, der auch mal für „Gusi“ arbeitete und wie Doskozil selbst im SPÖ-Dossier (Februar 2017 für Silberstein) positiv erwähnt wird.
Aus dem „Sunday Standard“
Fellner schreibt auch: „Paul Pöchhacker war in den letzten Wochen jener Mann aus der SPÖ-Zentrale, der das Dirty-Campaigning-Büro nach Silberstein betreuen musste. Pöchhacker wurde am 15. 8. – am Tag nach Silbersteins Verhaftung – von SPÖ-Chef Kern persönlich als Nachfolger von Silberstein eingesetzt. Er sollte offiziell die ‚Meinungsforschung‘ der SPÖ weiterbetreiben, übernahm aber offenbar alle Silberstein-Agenden. In einem Interview mit ÖSTERREICH sagte der Kanzler damals noch: ‚Pöchhacker ist der Mann meines Vertrauens.'“ Damit wird Kern wieder eingetunkt, der offenbar wirklich dachte, es gehe nur um Fokusgruppen und Meinungsforschung (auch Uwe Barschel wurde 1987 Dirty Campaigning untergejubelt) . Die „Kleine Zeitung“ schreibt zu Pöchhacker: “ In der Zwischenzeit musste die SPÖ einräumen, dass ihr Mitarbeiter Paul P. von Silbersteins Paralleluniversum ziemlich genau Bescheid wusste. Im Sommer sickerte durch, dass die einstige Mitarbeiterin von SPÖ-Stadträtin Wehsely, Vanessa S. drei Tage nach dem Mitterlehner-Rücktritt eine gleichlautende Internet-Domain (‚Wirfürsebastiankurz.at‘) reserviert hatte, die allerdings nie online ging. In der heutigen Ausgabe enthüllt der Falter, dass der enge Gusenbauer-Vertraute Robert L., Autor der berühmten ‚Prinzessinnen-Studie‘, dem Silberstein-Team angehört haben soll.
Keiner der drei war für eine Stellungnahme zu erreichen. Heute will Ex-SPÖ-Abgeordneter Christoph Matznetter, der mit der Aufklärung der Sache betraut wurde, juristische Schritte (Anzeige wegen Diffamierung; Verfahren wegen fehlendem Impressum; Auskunftsersuchen an Facebook) einleiten.“ Was die Verbindung zur SPÖ betrifft, wird festgsellt: „Wer allerdings dahinter steckte, wer für die Finanzierung aufkam, welche Querverbindungen zur SPÖ bestanden, wie sehr der Kanzler und Parteivorsitzende informiert und involviert war, ist völlig unklar. In Politik-Kreisen wird darüber spekuliert, dass potente Geldgeber im Umkreis von Alfred Gusenbauer die Parallelstruktur finanziert hätten. Holzindustrieller Gerald Schweighofer, Hans Peter Haselsteiner sowie Martin Schlaff wiesen gestern entsprechenden Spekulation von sich.“ Schweighofer wird wegen Geschäften in Rumänien ebenfalls von Silberstein beraten, Haselsteiner und Schlaff sind Gusenbauer geschäftlich und freundschaftlich verbunden (Stichwort: Strabag-Aufischtsrat, RHI-Aufsichtsrat; „Gusi“ ist auch im Aufsichtsrat von Rene Benkos Signa Holding, wo Robert L. arbeitet und in deren Park Hyatt Hotel Silberstein absteigt und Fllnr feiert).
Fußnote bei Schlaffs Wikipedia-Eintrag
„In Austria it’s believed that he is actually an Israeli Mossad agent, which explain his connections with the stasi police in east Germany during the cold war and his connections with top Israelis officials. Also it’s believed that during the operation in Dubai, the network connection was established in Austria from his company building„, lies man als Anmerkung zu einer der Fußnoten bei Schlaffs Wikipedia-Eintrag. Gemeint ist der via SMS von Wien aus koordinierte Mord an einem Hamas-Führer in einem Hotel in Dubai, der sich via Überwachungskameras rekonstruieren ließ., „He is very close to the Israeli Mossad espionage agency“ schrieb „Haaretz“ in einem Porträt. Dass Schlaff Medien jetzt keine Auskünfte gibt, überrascht nicht, verhält er sich doch auch in U-Ausschüssen ähnlich wie sein Freund Gusenbauer etwa 2017 puncto Eurofighter. Auch Ex-SPÖ-Wahlkampfleiter Stefan Sengl, der im Juli alles hinschmiß (wegen Silberstein wird vermutet) hüllt sich in Schweigen und lässt in seiner Agentur ausrichten, dass die Causa für ihn abgeschlossen ist. Was Schweighofer anbelangt, braucht er Silbersteins Art von PR deshalb: „Dem österreichischen Unternehmen Holzindustrie Schweighofer ist das FSC-Zertifikat entzogen worden. Schweighofer, mit 650 Millionen Euro Umsatz einer der größten Holzverarbeiter Europas, darf ab sofort nicht mehr behaupten, sein Holz entspreche den nachhaltigen ‚controlled wood‘-Richtlinien des Forest Stewardship Council (FSC).
Der Entzug des renommierten Siegels, ein ebenso drastischer wie seltener Schritt, kommt nicht völlig unerwartet. Umweltschützer wie der WWF und die amerikanische EIA verdächtigen den hauptsächlich in Rumänien operierenden Konzern schon länger, der Motor des dortigen, oft illegalen Kahlschlags zu sein. 400.000 Hektar, rund sechs Prozent der Waldfläche des Landes, sind laut rumänischem Rechnungshof seit der Wende ohne Genehmigung abgeholzt worden. Obwohl Beamte in Schweighofers rumänischen Sägewerken bereits offenbar illegales Holz entdeckt hatten, bekamen die Österreicher Anfang 2016 ein umfassendes FSC-Zertifikat.“ Wie Silberstein mit Kunden in der Politik umgeht, sieht man (2008) hier: „In an interview with Army Radio last month, Silberstein said Barak is ‚the last person to speak out on moral issues‘ in reference to Olmert’s allegedly receiving illicit funds. Referring to Moshe Talansky, the Jewish-American millionaire whom police suspect gave Olmert illegal cash contributions, Silberstein said: ‚You’ll find that politicians in Israel have many Talanskys.‘
„Österreich“ 2. und 1.10.
Responding to this obvious barb, Barak dared Silberstein to ‚take everything he’s got and go with it to the police.‘ Barak declined to comment on the subject when contacted by Haaretz. The Fraud Squad also declined to comment on the investigation.“ Wenn von „allegedly receiving illicit funds“ die Rede ist, erinnert dies an Spekulationen über „unser“ Dirty Campaigning, das die SPÖ übrigens dazu veranlasste, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten: „Da die manipulierten Facebookseiten laut Silberstein aus Teilen seines SPÖ-Honorars, das in Summe bei rund 400.000 Euro liegen soll, bezahlt wurden, will Kern prüfen lassen, ob wegen der Verwendung der SPÖ-Gelder Regressforderungen an Silberstein möglich sind. Die ganze Sache werde ein juristisches Nachspiel haben, das über den 15. Oktober hinausgehen wird. Schon gestern hatte die Partei angekündigt, Anzeige gegen Unbekannt und eine Sachverhaltsdarstellung einbringen zu wollen.“ „The Ethics of the Politician’s Right-hand Man“ betitelte „Haaretz“ eine Analyse vor neun Jahren: „This was followed by threatening hints in the newspapers that Barak’s day of reckoning is approaching because Silberstein was about to open his mouth. The strategic adviser was enraged by Barak’s political maneuver that compelled Olmert to agree to schedule primaries in Kadima.
Silberstein thought his statement was helping his current client, Olmert, who is being investigated over the nature of the dollar-stuffed envelopes he allegedly received from American businessman Morris Talansky. Silberstein’s implication is that Barak himself is tainted by unlawful conduct during his election campaign, and therefore is not in any position ethically to make demands on Olmert.“ Mit anderen Worten reagierte er damals genauso wie heute, indem er scheinbar versuchte, dem Kunden duch Haltet den Dieb!-Rufe zu „helfen“. Die linksstehende Zeitung sieht Silberstein als Paradebeispiel für einen Berater, der sich gegen seinen Auftraggeber wendet: „Advisers or personal aides to the prime minister, or other ministers, occupy positions of trust. The necessary condition for carrying out their duties is the politicians‘ ability to rely on them. Silberstein proves that he does not meet that expectation. He gives the impression that tomorrow, when he considers the circumstances to be justified, he might reveal secrets from Olmert’s office.“ Wie Silberstein und Co. auch vorgehen, zeigt das Beispiel des Wahlkampfs 2002 für den mittlerweile verstorbenen israelischen Labor-Führer Ben-Eliezer, denn es ist die Rede von einem „close circle of consultants, led by Tal Silberstein“, mit dem sich „mega-magician Stanley Greenberg“ traf (unter GCS-Direktoren sozusagen). Auch Carville von GCS kam ins Spiel: „Yet another master magician, Democratic consultant James Carville, who worked with Bill Clinton and Barak, and who coined the phrase, ‚It’s the economy, stupid,‘ spoke with Ben-Eliezer’s campaign staff this week. Carville wants to work with the Labor Party in the next election. Why? He does not think it is self-evident that the Likud is going to win.“ In Österreich, wo die Berater damals auch tätig waren, hatte die Gusenbauer-SPÖ übrigens kein Leiberl gegen die Konservativen.
PS: Mehr zur Ebene, mit der wir es hier zu tun haben siehe Wahlkampf: Die SPÖ und die Geheimdienste.
PPS: Wie hier beschrieben werde ich seit Jahren wegen kritischer Berichte attackiert; nun suchen die Kater Baghira und Gandalf und ich ein neues Quartier, bevorzugt in Wien oder Wien-Umgbung. Wer etwas für mich hat oder weiss hilft mir damit sehr. Auf den Wunsch vieler treuer Leserinnen und Leser hin ist finanzielle Unterstützung jederzeit willkommen: Alexandra Bader, Erste Bank BLZ 20111, BIC GIBAATWWXXX, IBAN AT592011100032875894. Ihr erreicht mich unter 06508623555, alexandra(at)ceiberweiber.at und ich bin auf Facebook und Twitter (cw_alexandra)