Der „Spiegel“ hat diese Woche als Titelstory „Putin hört mit“, der Artikel selbst umfasst aber nur fünf Seiten. Dass es ums Lauschen geht, kann man schon verstehen, denkt man an das Taurus-Leak. In diesem Fall wurden wahre Informationen zu politischen Zwecken eingesetzt, was man als eine Spielart von Desinformation bezeichnen kann. Wie zu erwarten gab und gibt es danach heftige Debatten, die nicht nur Deutschland weiter spalten. Ausserdem wird Stimmung über extra angelegte Accounts angeheizt, und so verbreitet man auch Fakes. Langsam dämmert die Erkenntnis, dass sich Russland ins System eingraben konnte gerade in „unserer“ Annahme, der Kalte Krieg sei nun vorbei. Die deutsche Regierung gründete eine AG Hybrid und will darüber hinaus ausländische Manipulations- und Einflusskampagnen im Vorfeld identifizieren. Die „Presse“ bezog sich am 13. März 2024 auf Mimikama, wo bloss mit Überlegenheit offensichtliche Fakes entlarvt werden, jedoch zugleich Desinformationen verbreitet werden.
Was aber ist, wenn vermeintliche Verbündete wie Politiker, Experten und Medien selbst Tools bei Destabilierung sind und bloss als Antithese zu anderen auftreten, um einem russischen Ziel der Synthese zu dienen? Alle Faktenchecker inklusive Correctiv haben eine Menge an weissen Flecken bei Themen und Personen, über die sie niemals recherchieren würden. So ein unvollständiges Bild bedeutet, Desinformationen zu verbreiten und bringt mit sich, dass auch bei den eigenen Schwerpunkten desinformiert wird. Je mehr Faktenchecker und Initiativen etwa zur EU-Wahl, desto weiter schreitet dies voran. Tatsächlich wird aber immer mehr für Faktenchecks geworben, z.B. indem Correctiv als Big Sister bei einer Tagung des ÖGB zu Gewalt am Arbeitsplatz zugeschaltet wird. Es wird suggeriert, dass man allwissende Experten an der Hand hätte und nicht meist auf Narrativen aufbaut oder diese mit kreiert.
Correctiv als Big Sister