Schlagwort-Archive: Michael Passer

Wer steht wirklich hinter Rene Benko?

Zuletzt wurde von Signa berichtet, dass man den Vorstandssprecher von Signa Prime und Signa Development Timo Herzberg gefeuert hätte. Es sieht fast so als, als diene er als Bauernopfer, um vom Versagen anderer abzulenken. Er gründete mit zwei weiteren Signa-Mitarbeitern die Firma Havit und vermietete an diese günstig und schoss auch Signa-Geld zum Innenausbau bei. Das „Handelsblatt“ schreibt am 13. Dezember 2023, dass sämtliche Firmen im Havit-Netzwerk erst wenige Monate alt sind und bei Herzberg eine Sammlung an Porsches auffällt, die für ungewöhnlich niedrige Gebühren nahe dem KaDeWe in Berlin in einem Signa-Gebäude stehen. Die Zeitung weist darauf hin, dass Herzberg mit der Familie Benko weiterhin verbunden sei, und zwar weil ihm mittelbar auch die Supra Investco GmbH & Co. KG aus Innsbruck gehört. Als Komplementär ist die Supraholding GmbH in Innsbruck eingetragen, die der Familie Benko-Privatstiftung gehört, in deren Aufsichtsrat Karin Fuhrmann von TPA sitzt. Im Firmen-Abc sieht man aber, dass alle beteiligten Gesellschaften über Signa/Benko-Adressen verfügen (ARP Seventeen, Adresse Freyung 3, 1010 Wien wie auch Entra Drei und natürlich die Supraholding in der Maria-Theresien-Strasse 31 in Innsbruck); bei Herzbergs Cherry gibt es keine Angaben. Als Geschäftsführer der auch insolventen Supraholding, von Supra Investco und vielen anderen Signa/Benko-Gesellschaften fungiert Marcus Mühlberger, der zuvor bei Raiffeisen war.

Das „Handelsblatt“ zitierte am Schluss seines Artikels den Signa-Aufsichtsrat, der sich außerordentlich traf und den schon lange mit Hans Peter Haselsteiner verbundenen Sanierer und „hervorragenden Spezialisten“ Erhard Grossnigg zu Herzbergs Nachfolger ernannte. AR-Chef (bei Prime, Development und RFR) ist Alfred Gusenbauer, der mit diesen Worten zitiert wird: „Mit diesem nächsten konsequenten Schritt schaffen wir weiteres Vertrauen in die jetzige Situation.“ Ausgeschickt wurde die Meldung von Gusenbauers ehemaligem Pressesprecher, der wie der Ex-Kanzler selbst im Dezember 2008 bei Signa anheuerte, vom Palais Harrach in der Freyung 3. Die „Presse“ betont am 13. Dezember, dass Herzberg „als politischer Lobbyist“ der „wichtigste Mann in Benkos Führungsriege“ war und die Politik in Düsseldorf, Wien, München, Hamburg und Zürich für Signa-Projekte umgarnte. Wofür brauchte Benko dann Gusenbauer und bezahlte ihn? Am 2. Dezember 2023 stand im „profil“, dass die Familie Benko-Privatstiftung mit 10,1 % direkt an der Signa Holding beteiligt ist und über „ein verschachteltetes Zwischenkonstrukt“ mittels Supraholding weitere 54,9 % hält. 2006 gründete Benko die Laura Privatstiftung mit seiner Mutter als Co-Stifterin, was sie auch bei der Familie Benko-Privatstiftung ist; eine INGBE Stiftung in Liechtenstein weist ebenfalls auf die Mutter hin, diesmal als Hauptstifterin, Benko ist Nebenstifter. Die Laura Privatstiftung ist über einen „mehrstufigen Beteiligungsweg“ u.a. an der Signa Prime mit wertvollen Immobilien beteiligt. Es überrascht nicht, dass Gert Schmidt davon ausgeht, dass man die mehr als 1000 Signa-Firmen und alle Verflechtungen nur „mittels KI“ überhaupt darstellen kann.

Signa-Posting 2018

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Rene Benko: Wunderwuzzi oder Strohmann?

„Reinfall auf Wunderwuzzi?“ steht am Beginn einer Notiz mit Stichworten zu Rene Benko und der Signa-Insolvenz. Denn so wird es medial vielfach dargestellt und daher auch von einigen Menschen erklärt, die nicht merken, dass sie das bloss wiedergeben. Es fällt auf, dass Benko geradezu klischeehaft als „neureich“ erscheint, mit Yacht, Privatjet, Luxuschalet, Villen, Jagden, Picasso und teurer Security, und ein wenig auf Oligarch getrimmt. Zugleich heisst es, er sei auf Tauchstation, was nicht überrascht, denn er machte sich stets rar und war so gut wie nie für die Presse zu erreichen, trat auch kaum öffentlich auf; man hört jetzt überhaupt nichts von ihm zur Signa-Pleite. Am 8. November 2023 gab Signa bekannt, dass der deutsche Sanierer Arndt Geiwitz das Ruder und den Beiratsvorsitz übernommen habe. Geiwitz bemühte sich bereits zweimal um die Rettung von Galeria Karstadt Kaufhof, wo vergeblich 680 Millionen € aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds flossen und Alfred Gusenbauer um ein Millionenhonorar von Benko politische Kontakte nutzte. Doch er hat nicht die Leitung bei Signa übernommen, was als Versuch von Investor Hans Peter Haselsteiner verkauft wurde, eine Insolvenz abzuwenden.

Es war in diesem Kontext die Rede von einem Rückzug Benkos, der nicht wirklich erfolgt ist, weil er immer noch alles in der Hand haben soll. Ein User hat auf Twitter fast wortgleiche Presseaussendungen verglichen, in denen zuerst Geiwitz und dann Gusenbauer sehr hoffnungsfroh waren bezüglich des Portfolios von Signa. Unten binde ich einen Tweet mit Link zu einem Bericht von „Leaders Net“ ein, wo man auch so gerne Benkos Partyfotos veröffentlichte. Nun gibt es einen anderen Sanierer, Haselsteiners Geschäftspartner bei der Westbahn Erhard Grossnigg, der aus zweifacher Hinsicht Berührungspunkte mit Gusenbauer hat. Da ist zum einen die Haselsteiner Familien-Privatstiftung mit Gusenbauer im Vorstand, mit der Haselsteiner investiert. Zum anderen war Grossnigg bereits mit der Pleite der Alpine Bau befasst, bei der Gusenbauer 2009 in den Aufsichtsrat kam, als er auch sein erstes AR-Mandat bei Signa übernahm. 2010 wechselte er plötzlich an die Spitze des AR der Strabag, wo er sich bis heute befindet wie bei Signa Prime, Signa Development und Signa RFR (Chrysler Building).

Posting auf Twitter

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Ist Rene Benkos Signa pleite?

Medien berichten, dass sich der Finanzexperte Gerhard Zmuegg die letzten beiden hinterlegten Abschlüsse von zwei Signa-Gesellschaften angesehen hat. Es handelt sich um die Signa Prime Selection mit u.a. Alfred Gusenbauer im Aufsichtsrat und um die Signa Development Selection mit u.a. Susanne Riess-Hahn im AR (und der Haselsteiner Familien-Privatstiftung mit Gusenbauer im Vorstand als Investor) von 2019 und 2020. Bereits bis zum 31. Dezember 2020 wies Signa Verbindlichkeiten in der Höhe von 10,3 Milliarden € aus, was das Defizit der Stadt Wien übersteigt. Spätere Abschlüsse fehlen, doch Zmuegg geht von einer Tilgungsverpflichtung bis 2025 aus, bei der allein die Zinsen mehr als 4 Milliarden ausmachen. Natürlich werden immer wieder Immobilien verkauft, doch aus dem Cash Flow sind die Verbindlichkeiten gegenüber den Banken nicht zu bedienen.

Unter Banken können wir uns zum Beispiel „Putins Bank“ Raiffeisen vorstellen oder die Sberbank Europe, die jetzt im Umfeld von Oleg Deripaska, aber auch Rene Benko übernommen wurde. Es ist höchst aufschlussreich, Angaben in der Zeit vor dem 31. Dezember 2020 über Signa heutigen Berichten gegenüber zu stellen. 2018 kam die Tochter der russischen Sberbank bei Signa Sports ins Spiel (diese Sparte benötigt jetzt eine Kapitalspritze von 150 Millionen €), und in einem Artikel in der „Tiroler Tageszeitung“ prahlte Signa mit seiner vermeintlichen Stabilität. Die Bilanzsumme betrage 14 Milliarden, Es gibt mehr als eine Milliarde € Jahresgewinn. Signa Prime Selection sei mehr als elf Milliarden wert; Signa Prime weist (über!) 50 % an Fremdkapital auf, aber von den fünf Milliarden werden drei von Benko gehalten. Die Rendite auf Eigenkapital beträgt 25 %, sodass bei Verkäufen von 1,8 Milliarden rund 500 Millionen € Gewinn anfallen. 2019 hatte sich Benko auch an „Krone“ und „Kurier“ beteiligt; die „ Kleine Zeitung“ schrieb, dass er eine Versöhnung mit den Christoph Dichand anstrebte. Er soll auch Einblicke in seine Geschäfte gegeben haben und sprach von 16 Milliarden € Bilanzsumme und einem Gewinn von über einer Milliarde.

Benko mit Mentor Siegfried Wolf (Weekend)

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Zum Misstrauensantrag gegen Minister Blümel

Vor der Sondersitzung des Parlaments am Dienstag, in der die Opposition Finanzminister Gernot Blümel das Misstrauen aussprechen will, legte die FPÖ per Pressekonferenz noch einmal nach. Die ÖVP tut dies freilich ab als Lesung aus dem neuen „profil“ einschließlich Märchen, auch wenn das Beziehungsgeflecht nicht einmal vollständig beleuchtet wird. Der Aufstieg von Bundeskanzler Sebastian Kurz und seines „Intimus“ Finanzminister Gernot Blümel ist offenbar mit einem Netzwerk verbunden, das stets auch Novomatic mit Sitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen umfasste.

Kurz und Blümel hätten sich, so die FPÖ, mit der Novomatic abgestimmt, was die Casinos Austria betrifft, die dann aber wegen genau dieser Politiker mehrheitlich tschechisch werden. Ein paar Jahre zuvor wurde noch eine „österreichische Lösung“ mit Novomatic-Mehrheit angestrebt; es gab allerdings 2014 auch ein Angebot von Rene Benko, Beny Steinmetz und Alfred Gusenbauer. Man kann sagen, dass dies ein Vorspiel zum Einstieg des tschechischen Oligarchen Karel Komarek war, dessen Methoden nicht ganz astrein sind. In dieser detailreichen Analyse wird auch erwähnt, dass die Novomatic Olympia-Bauten in Sotchi nachnutzen wollte für ein „russisches Las Vegas“. Sotchi lässt uns auch an die Strabag mit Oligarch Oleg Deripaska, Hans Peter Haselsteiner und Gusenbauer denken; auch der Berater von Heinz Christian Strache Gernot Rumpold profitierte von seiner Verbindung zu Deripaska. Für einen Werbe-Grossauftrag zu den Spielen qualifizierte er sich offenbar durch die Art und Weise, wie er Eurofighter-PR machte.

Aus dem Magazin der Wiener Linien „VOR“

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SPÖ: Was tun mit Gusenbauer?

Pamela Rendi-Wagner wird Christian Kern auch als Präsident(in) des Renner-Instituts beerben; es handelt sich um eine Funktion, die Alfred Gusenbauer bis November 2017 innehatte. Dies war ungewöhnlich, weil Gusenbauer seit 2008 nicht mehr SPÖ-Chef ist und seinen Sessel im Bundeskanzleramt im Dezember jenes Jahres räumte. Doch Gusenbauer ist noch einer der Vizepräsidenten der Sozialistischen Internationale und Vorsitzender der roten Stadtpartei in Ybbs an der Donau. Wir wissen inzwischen, dass bei Gusenbauers Ukraine-Lobbying, das Gegenstand von Ermittlungen in den USA ist, das Renner-Institut auch eine Rolle spielte. Bei Gusenbauers (nie registriertem) Lobbying für Kasachstan übernahm die Partei einmal großzügig Telefonkosten in der Höhe von 30.000 Euro. Nach dem Regime Change in der Ukraine, für deren frühere Regierung Gusenbauer ja warb, holte ihn Außenminister Sebastian Kurz im April 2014 in eine Runde an Beratern. Damals war bekannt, dass Gusenbauer für Kasachstan lobbyierte, von der Ukraine war nicht die Rede; und doch beobachteten es einige mit Skepsis

„Er ist auch ein genialer Strippenzieher in einem Netzwerk schwerreicher Freunde wie F1-Legende Niki Lauda, der Anteile an seinem Signa-Imperium hat, und Polit-Promis von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer bis zu Sebastian Kurz, die für Benko an den richtigen Rädern drehen“, schreibt oe24, das Galas und Feste gerne in Rene Benkos Park Hyatt Hotel in Wien ausrichtet. Gerade lud der Bundeskanzler zu einem „Geheim-Fest„: „Der private Freundeskreis von Sebastian Kurz, darunter auch René Benko, feierte im Brunnerhof bis spät in die Nacht.“ Als capital.de den Immobilienmilliardär Benko porträtierte, illustrierte es den Artikel mit einem Foto von Gusenbauer, Benko und Kurz bei einem Event im Park Hyatt. Rene Benko kam 2016 zum Bilderberg-Treffen (wie 2017 und 2018), was ihn mit Gerhard Zeiler (2017/18) und Pamela Rendi-Wagner (2018) verbindet. Rendi-Wagner wird auch Klubobfrau der SPÖ und damit zur Herausgeberin der Seite kontrast.at, die den Verkauf von Kika/Leiner an die Signa-Gruppe als fiesen Deal von Kurz (und Benko) auf dem Rücken arbeitender Menschen darstellt; Gusenbauer in Aufsichtsräten wird lieber vergessen.

Hans Peter Martin zu Benko in Deutschland und in Vorarlberg

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