Die Basis von SPÖ-Chef Andreas Babler ist empört über die mediale Berichterstattung. Dies unter anderem deshalb, weil Babler selbst am Bundesparteitag der SPÖ gleich zu Beginn seiner Rede von einer Kampagne sprach, die „mit voller Härte“ gegen ihn gefahren werde. Der genaue Wortlaut war: „Wenn ich mir den Schlamm anschaue, der jetzt noch kommt in den letzten Wochen, Monaten auch richtig kampagnenartig in den letzten Tagen mit voller Härte der sogenannten Politik-Experten, Kommentatoren, Analystinnen und Analysten…“. Babler und Fans erklären sich das ungefähr so, dass die ÖVP sich von seinen Forderungen bedroht fühlt, mit denen er sozial- und wirtschaftspolitisch wieder aufbaue, was die Türkisen mit der Abrissbirne in den letzten zwanzig Jahren oder so zerstört haben (das Magazin des SPÖ-Parlamentsklubs „Kontrast“ stellt ÖVP-Einflussnahme auf Medien dar). Dass die SPÖ bis Ende 2017 noch in der Bundesregierung war, wird gerne ausgeblendet; vielleicht ist die erfolgreiche Wahl 2013 gar arg lange her. Medienkritik ist natürlich durchaus berechtigt, sollte aber selbst den Ansprüchen genügen, bei denen die Presse zu versagen scheint.
Wichtig ist etwa, was gesagt wird und was man nicht erwähnt, welche Fragen man stellt und welche nicht, welche Fotos verwendet werden, wer ergänzend zu Wort kommt und wer nicht berücksichtigt wird. Es wird dekontextualisiert, was man gut untersuchen kann, wenn man über die in der veröffentlichten Meinung fehlenden Informationen verfügt; politische Arbeit sieht ähnlich aus. In gewisser Weise war in der Babler-Kampagne von Anfang an die Sektion Acht in der SPÖ Alsergrund für die Kontextualisierung zuständig. Doch zugleich belässt sie Wesentliches dekontextualisiert und versagt daher bei dem, was sie sich auf die Fahnen heftet; die Basis bleibt vielfach im Ungewissen gelassen und pflegt weiterhin falsche Annahmen. Wenn man sich Printmedien und online abrufbare Artikel und Kommentare ansieht, gibt es einige wenig schmeichelhafte Beschreibungen von Babler, die jedoch meist inhaltlich begründet werden. Eine politisierte Basis müsste damit umgehen und kontern können, ohne bloss alle Schuld auf „die Medien“ zu schieben. Weil nicht jede Zeitung am Sonntag erscheint, verdrängt der zweite Tag des Parteitags mit der Wahl der EU-Liste in den Berichten den ersten mit der Wahl des Parteichefs. Damit nicht genug gibt es hier auch Gelegenheit für Kritik an Bablers Positionen nicht irgendwann Mitte der 1990er Jahre, sondern vor wenigen Jahren.
„Österreich“ am 13. November