Die Grünen „wählten“ am 22. Juni ihre Bundesliste für die Nationalratswahl am 29. September. Von einer echten Wahl kann keine Rede sein, weil stets nur eine Person pro Listenplatz kandidierte. Früher gab es noch die Wahl zwischen zumindest zwei Kandidaten, als 2017 Julian Schmid mehr Stimmen als Peter Pilz für den vierten Listenplatz erhielt. Pilz sah sich fälschlicher Weise als grosser Aufdecker und bildete empört eine eigene Liste; die Grünen flogen aus dem Parlament und traten 2019 mit einer neuen Liste an. Vor fünf Jahren waren nur Werner Kogler und Sigi Maurer bereits Abgeordnete gewesen, alle anderen waren unerfahren; allerdings trat auch Alma Zadic von der Liste Pilz bei den Grünen an. Schon diese Vorgeschichte darf nicht wirklich erörtert werden und wird bei den Grünen ergänzt um weitere Tabus rund um Klima und Corona.
Im Grunde geht es hier in diesem Text um vier Gruppen von Personen: Die Grünen, die Karriere machen und von 94,5 % der Delegierten „gewählt“ werden wie Kogler auf Platz eins, oder von 98,1 % wie Leonore Gewessler auf Platz zwei oder von Alma Zadic mit 98,5 % auf Platz drei. In dieser Gruppe fällt dann auf und kann gemäßigten Protest signalisieren, wenn Sigi Maurer auf 81,9 % kommt und Olga Voglauer auf 73,5 %; alle Kandidaten sollen „ein starkes Zeichen für Klimaschutz“ darstellen. Beiden schadet die Affäre um Lena Schilling, die offenbar nicht mit Kogler in Verbindung gebracht wird. Zugleich hielt sich Zadic da raus und Gewessler, die Schilling unterstützte, kam die Auseinandersetzung um die Renaturierungsverordnung der EU zugute, wozu auch das Verhalten der ÖVP beiträgt. Wir sind jetzt bei der zweiten Gruppe, der Basis der Grünen, zu der z.B. jemand wie Lena Schilling erstmal gehören müsste, statt quer aufzusteigen. Es gibt ewige Basis, das sind Menschen, die froh und dankbar sind, wenn sie irgendwie dabei sein dürfen. Darunter finden sich auch Leute, die sich ein bisschen Zeit abknapsen, um ein wenig aktiv zu sein, ohne es zu vertiefen. Andere tigern sich auf lokaler Ebene rein und „meinen“ auch etwas zu Überregionalem. Manche waren schon vor vielen Jahren in irgendeinem Vorstand, Bezirksräte oder im Gemeinderat von Dörfern und kleinen Städten.
Grüner Bundeskongress: Die Klima-Kandidaten wurden bestimmt weiterlesen