Ibiza: Warum Stephanie Krisper nicht aufdeckt

In den letzten Tagen wurde Stephanie Krisper von den NEOS zu „der“ Ibiza-Aufdeckerin gehypt, obwohl sie keinen Millimeter von einem ihr vorgegebenen Pfad abweicht. Es war sie, die – fast wie abgesprochen – ein Angebot des Berliner Anwalts Johannes Eisenberg herausgefordert hatte, dem U-Ausschuss das Ibiza-Video zu übermitteln. Dann drängte besonders sie darauf, dass der Ausschuss das Angebot unbedingt annehmen müsse; Eisenberg sagte in Interviews, dass er sehr gerne selbst kommen und aussagen werde. Das Video-Offert zog er zwar zurück, als der Vorsitzende Wolfgang Sobotka von der ÖVP es ablehnte; Krisper und anderen hätte aber auffallen können, dass sich der „Ibiza-Detektiv“ Julian H. auch dank Eisenberg erfolgreich den Ermittlungen entzieht. „Aufdeckerin“ Krisper ist auf einer Linie mit Eisenberg, Julian H., „Falter“ und „Süddeutscher Zeitung“, die das Video vor allen anderen kannten. 

H. hatte mit Eisenberg sofort einen prominenten Anwalt, der ehemalige RAF-MItglieder, aber auch das Zentrum für Politische Schönheit vertritt, welches das Video auch vorab kannte. Eisenbergs Vorgehen gegen Berichte der „Welt“ und der „Zeit“ zu Ibiza (und H.) erinnern daran, wie er sich für das ehemalige RAF-Mitglied Christian Klar einsetzte. Sein Wikipedia-Eintrag weist darauf hin, dass er eingewanderte russische Juden gegen auf dem verstorbenen Experten Jürgen Roth beruhende, im „Spiegel“ erhobene Mafia-Vorwürfe verteidigte. Es fällt auf, dass der streitbare Anwalt offenbar nie etwas daran zu beanstanden hatte, wie die „Süddeutsche“ Ibiza behandelt; hier wies man auch darauf hin, dass Heinz Christian Strache der Strabag keine Aufträge mehr geben wollte; Hans Peter Haselsteiner sei „das Feindbild“ der FPÖ. Zwar erklärt die SZ, dass in Österreich rund 40 % der Aufträge der Strabag von der öffentlichen Hand kommen und dass Alfred Gusenbauer Aufsichtsratschef ist; auf den Einstieg des Oligarchen Oleg Deripaska im Jahr 2007 wird jedoch nicht eingegangen.

Einer der „Aufdecker“ erinnert an alten Artikel 

 

Davon ausgehend kann man ein ganzes russisches Netzwerk verfolgen, was man eigentlich von einem Medium erwarten müsste, das sich unter anderem um die Panama Papers verdient gemacht hat (die man mit dem „Falter“ teilte). Bei Ibizagate ist aber alles anders, weil ausschließlich die Korrumpierbarkeit der FPÖ interessiert; es ist daher auch belanglos, auf welche Weise inkriminierende Aussagen zustande kamen. Ist es daher verwunderlich, dass auch „Aufdeckerin“ Krisper dieser Vorgabe folgt, zumal die NEOS ja die „Haselsteiner-Partei“ sind, man kann auch „Deripaska-Partei“ sagen, was ebenso für die „Gusenbauer-SPÖ“ gilt. Es passt ins Bild, dass Florian Klenk vom „Falter“ sich gerade wieder mit Klaus Herrmann von der „Kronen Zeitung“ vor Gericht matchte, denn dabei ging es um „Aufdecker“ Peter Pilz. Tatsächlich hat Pilz nie aufgedeckt, sondern ist einer Agenda gefolgt, was dann auch für alle gilt, die mit ihm kooperieren, und das schließt Krisper natürlich ein. So war Pilz kein „Aufdecker“ im 2. Eurofighter-U-Ausschuss (ebenso wenig im ersten), sondern deckte die Rolle Gusenbauers beim Eurofighter-Vergleich 2007 zu und alle folgten ihm.

Stephanie Krisper für Peter Pilz

Die NEOS wurden 2017 im U-Ausschuss nicht von Krisper, sondern von Michael Bernhard vertreten, den nicht interessierte, dass zahlreiche – nie von der Justiz oder von einem U-Ausschuss befragte – Zeugen Verteidigungsminister Norbert Darabos als abgeschottet erlebten, nie mit ihm reden durften. Stattdessen unterstellte ihm Bernhard Alleingänge und wurde auch nicht stutzig, als der Eurofighter-Chefverhandler von 2003 Edwin Wall aussagte, dass er nie mit dem Minister sprechen durfte; unmittelbar nach seiner Befragung zeigte Pilz Darabos wegen des Vergleichs an, wie zuvor mit dem damaligen Minister Hans Peter Doskozil und Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer ausgeschnapst. Auch die „Aufdeckerei“ von Frau Krisper ist davon berührt, weil sie sich jetzt fragen müsste, warum Doskozil so bereitwillig ein extra gegründetes sicherheitspolitisches Institut der FPÖ unterstützte, es aber nicht tut.  Auch der SPÖ ist vollkommen entgangen. dass Doskozil und Pilz 2016 einen Pakt eingingen und dass dazu gehörte, einen ihrer Genossen den Untaten Gusenbauers zu opfern. Dem gemäß gratulieren sie auch ganz unbefangen der Pilzschen Webseite Zackzack zum einjährigen Bestehen. Das Projekt wurde übrigens gestartet, indem man Gelder für politische Bildung ansparte, statt sie widmungsgemäß zu verwenden, solange die Liste Pilz noch im Parlament war. „Aufdecken“ funktioniert bei Ibiza wie bei der BVT-Affäre mit klar umrissenen Feindbildern, ohne dass man Irritierendes auch zur Kenntnis nimmt und dem ebenfalls nachgeht, was nicht ins vorgefertigte Bild passt.

Jan Krainer für Peter Pilz

Doch bereits bei Ibizagate (unter Beteiligung von SZ und „Spiegel“) galt als Recherche, das Material darauf überprüfen zu lassen, ob es authentisch oder ein Deep Fake ist, und das war es dann auch schon. Anwalt Eisenberg beschwerte sich nie über Berichterstattung in der „Süddeutschen“ oder auch im „Falter“, ging aber gegen „Welt“ oder „Zeit“ vor.  Eisenberg gehörte mit Hans Christian Ströbele zu den Gründern der „taz“; Ströbele wiederum gründete einst mit anderen das „Sozialistische Anwaltskollektiv“ nach DDR-Vorbild und trat auch als RAF-Anwalt auf (wie Otto Schily, Gerhard Schröder, Horst Mahler, Klaus Croissant usw.). Für die „taz“ schreibt unter anderem Robert Misik; Peter Pilz ist immer wieder in Kontakt mit Ströbele gewesen, von wegen NSA-Affäre und so. Und es war die Liste Pilz, die im letzten Wahlkampf eine Vertreterin des Zentrums für Politische Schönheit nach Wien eingeladen hat. Das ZPS hat übrigens einen Beirat, in dem wir Philippe Narval vom Forum Alpbach finden, der auch an einer Veranstaltung mit dem ZPS in der österreichischen Botschaft in Berlin teilgenommen hat.

„Kronen Zeitung“ wirbt für „Falter“ (Mai 2019)

Ab Juli 2019 wurde auf der neu geschaffenen Webseite Zoom Institute über Sebastian Kurz und Martin Ho „enthüllt“; seltsamer Weise war von einer Akkreditierung beim Forum Alpbach für Zoom die Rede. Man wollte zunächst anonym bleiben, doch dann wurde Florian Schweitzer (Ex-Liberales Forum) mit Zoom in Verbindung gebracht. Mittlerweile gibt es eine Soko, deren Bericht in den Medien gelandet ist; daher werden wir mit Häppchen versorgt, die uns davon ablenken sollen, was uns alles vorenthalten wird bzw. wo nicht recherchiert wird, Dazu gehören Chats von Julian H.s Umfeld siehe unten; wir erfahren immerhin, dass man die Druckfahnen des Buches der SZ-Redakteure „Die Ibiza-Affäre“ zugesandt bekam. Einmal mehr wird die Einheit sichtbar, die zwischen H. (und Anwalt Ramin M.), Eisenberg, diversen Handlangern und Medien besteht.

Österreich“ am 21. Juni 2020

Ehe Sebastian Kurz am 24. Juni im U-Ausschuss aussagen soll, sind natürlich seine Chats mit Heinz Christian Strache interessant, die man den Abgeordneten bislang vorenthalten hatte. Auch das sollte uns nicht davon ablenken, dass Strache wenig von dem realisierte, womit er auf Ibiza angab; die Strabag (der das Ibiza-Video angeboten wurde) benachteiligte auch Infrastrukturminister Norbert Hofer nicht; an der „Krone“ beteiligte sich Rene Benko, der übrigens in einem Luxusresort Deripaskas heiratete. Inzwischen ist davon die Rede, dass die „Oligarchennichte“ in mehrere Firmen investieren wollte und ihr unter anderem Benkos Signa Holding vorgeschlagen wurde; auch dort dockte Strache also an. Es hatte jedoch keine Konsequenzen, dass Florian Klenk im U-Ausschuss sagte, er erinnere sich an eine Aussage Straches im Video, dass die ÖVP schon 20 Millionen für den Wahlkampf 2017 beisammen hatte, unter anderem dank Siegfried Wolf und Rene Benko.

Forum Alpbach und Zentrum für Politische Schönheit

Damit sind wir aber wieder bei russischen Netzwerken, denn als Wolf bei Magna war, half man EADS beim Sondieren des russischen Marktes, noch vor der österreichischen Eurofighter-Entscheidung. 2010 wurde Wolf Aufsichtsratsvorsitzender von Deripaskas Russian Machines; diese Funktion hat er auch bei der 2012 aus den Osteuropa-Töchtern der Volksbank geschaffenen Sberbank Europe inne, die Benko Kredit gibt. Bei Benkos „Törggelen“ kann man Wolf mit Gusenbauer plaudern sehen und Gusenbauer mit Kurz, aber auch Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein marschierte auf und diverse Abgeordnete. Darunter befand sich auch der Ex-„Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter, der jetzt auf NEOS-Ticket im U-Ausschuss sitzt. Dieser darf sich natürlich nicht dem wahren Ausmaß von offener und verdeckter russischer Einflussnahme widmen, sondern muss ein paar Sündenböcke vorführen, damit alle beruhigt sind und man ungehindert so weitermachen kann wie bisher.

Beate Meinl-Reisinger gegen die ÖVP

Man sieht  nicht nur an den Deripaska-NEOS, wie alles fein austariert ist; jemand musste die „Aufdecker“-Rolle von Pilz übernehmen und das konnte nicht nur der Koalition wegen niemand bei den Grünen sein. Krisper beschreibt sich auf ihrem Twitter-Account so: „Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind meine Passion- die unter der Kurz-Regierung zum Auftrag wurde“. Echt jetzt? Auch praktisch, dass Jan Krainer von der SPÖ gar nicht selbst im Rampenlicht stehen will, auch wenn er ebenfalls als „Aufdecker“ gilt. Was Zores mit der ÖVP betrifft, so wirft sie Krisper vor, wiederholt nicht veraktete Dokumente im U-Ausschuss zu verwenden, was ja von Pilz bekannt ist. Und wenn auch Beobachtern von fern auffällt, wie Krisper z.B. mit Eisenberg zusammenspielte, wird direkt im U-Ausschuss noch weit mehr stutzig machen. Man könnte sich auch fragen, ob die NEOS deswegen so sehr auf „das Rohmaterial“ aus Ibiza drängen, weil sie es bereits kennen bzw, von jemandem angeleitet werden, der damit vertraut ist. Krisper ist auch (nicht als Einzige) stets voll des Lobes für die Korruptionsstaatsanwaltschaft, während sie die Soko Tape attackiert; diese führt aber nur Ermittlungsaufträge aus. Was, wenn diese bewusst alles ausblenden, was auf in (staatsanwaltschaftlichen) Untersuchungen auftauchende andere Straftaten anderer Täter hinweist? Immerhin deckt man bei der WKStA brav zu, welche Rolle Gusenbauer beim Eurofighter-Vergleich spielte und wie er, Pilz und Doskozil den U-Ausschuss an der Nase herumführten.

PS: Wir dürfen nicht vergessen, dass Tal Silberstein die NEOS im Wiener Wahlkampf 2015 „gratis“ unterstützte; wer sich dabei bewährte, war dann bei SPÖ-Kampagnen für Kanzler Christian Kern 2016/17 mit von der Partie. Nach den heimlichen Aufnahmen auf Ibiza (24.7.2017) und wenige Tage nach Silbersteins Verhaftung in Israel (14.8.2017) wurde SPÖ-Wahlkampfleiter Johannes Vetter von den NEOS in der „Presse“ porträtiert. Man fotografierte ihn nicht in der Löwelstraße, sondern in der Kleeblattgasse beim Goldenen Quartier Benkos, in unmittelbarer Nähe des Nagelstudios von Ramin M. und seiner Freundin Katia W., einem „TV-Starlet“, wie manche die „Krone“-Moderatorin gerne nennen. Wenige Tage nach Ibiza schmiß Stefan Sengl alles hin, der zuvor den SPÖ-Wahlkampf leitete; als Sengl von Kern für angeheuert wurde, begleitete sein Geschäftspartner Michael Pilz Darabos als „Vertrauensperson“ in den gegen Darabos gedrehten Eurofighter-U-Ausschuss. Selbst im Mainstream wird jetzt gerätselt, warum Doskozil die Gründung des von der FPÖ geführten Instituts für Sicherheitspolitik anregte, das für seine Förderungen keine entsprechenden Leistungen bietet. Um einen U-Ausschuss einzusetzen, genügten aber die Stimmen der Pilz-treuen Grünen nicht, sodass es auf die Bereitschaft der FPÖ ankam.

PPS: Beim Gang der Ereignisse 2019 nach dem Platzen der Ibiza-Bombe am 17:mai muss man beachten, dass ein Misstrauensantrag gegen Kanzler Kurz zuerst von Pilz aufs Tapet gebracht wurde. Weil Kurz darauf beharrte, dass FPÖ-Innenminister Herbert Kickl aus der Regierung entlassen werden muss, waren die Blauen dann bereit mitzuspielen; auch die SPÖ konnte nicht mehr zurück (worauf wiederum Doskozil beharrte). Bundespräsident Alexander Van der Bellen, den viel mit Vorgänger Heinz Fischer und mit Peter Pilz verbindet, war keinen Moment lang bereit, sich dem Umsturzversuch entgegenzustellen, sondern machte brav mit inklusive Bildung einer Übergangsregierung. Als Kurz das Misstrauen ausgesprochen wurde, verfolgte er das Geschehen nicht live im Parlament, sondern empfing Greta Thunberg, die bei einer Klimakundgebung in Wien war. Diese Kundgebung wurde von Barbara Meier moderiert, die den Benko-Businesspartner Klemens Hallmann heiratete, der die Veranstaltung auch sponserte.

Ein Kommentar zu „Ibiza: Warum Stephanie Krisper nicht aufdeckt

  1. Ein PS zu Markus Braun (Wirecard), der heute in Deutschland festgenommen wurde: Zwar gehörte er dem „Think Tank Austria“ mit Antonella Mei-Pochtler an, auf ihn wurden aber zuerst Christian Kern und Eveline Steinberger-Kern aufmerksam. Verschwundene Gelder werden auch auf zwei österr. Raiffeisen-Konten gesucht, jeweils 100 Millionen.

    https://www.derstandard.at/story/2000118253057/ex-wirecard-chef-markus-braun-festgenommen

    https://www.diepresse.com/5828849/wirecard-ex-chef-braun-festgenommen

    2018 eröffnete er den Darwin’s Circle wiederum u.a. mit Christian Kern:

    https://www.krone.at/1767593

    Hier wird kritisch reflektiert, wie Medien mit Braun (und ähnlichen Typen) umgehen:

    https://www.boerse-social.com/2020/06/22/wirecard_hey_there_people_im_markus_braun_christian_drastil

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