Wahlen: Für Andi Babler wird es jetzt ernst

Die SPÖ startete ihren Wahlkampf für die EU-Wahl am 9. Juni 2024 beim Landesparteitag der Wiener SPÖ am 20. April. Zwar ist die Auswahl an Parteien und Kandidaten fürs EU-Parlament generell nicht so prickelnd, doch der gestern bestätigte Landesparteichef Michael Ludwig trat 2018 gegen den späteren EU-Spitzenkandidaten Andreas Schieder an und folgte Michael Häupl als Bürgermeister nach. Was die laufende Spionagediskussion betrifft, muss man über alle Parteien und nicht bloss über die FPÖ reden. Schieder gehörte wie viele andere aus Politik, Wirtschaft, Interessensvertretung und Verwaltung einmal der Österreichisch-russischen Freundschaftsgesellschaft an. In die Kommentare zur Rede von Parteichef Andreas Babler, die immer auch eigene Einstellung widerspiegeln, mischen sich einige zu einer Serie von Social Media-Sujets mit einem „staatstragenden“ Babler. Diese möchte ich jetzt kommentieren, weil darin mehrere Elemente zusammenkommen.

Zunächst halten es einige für gekünstelt und höchst unauthentisch und meinen daher, die Botschaft werde nicht ankommen und wäre kontraproduktiv. Aber ist es wirklich so? Werber werden sich etwas dabei gedacht haben, und auch ein Social Media-Team, das bereits bei der Kampagne zur Mitgliederbefragung erfolgreich werkte, hat genug Erfahrungen gesammelt. Es gibt eine kryptische Erklärung, dass die Leute Foto und Fake nicht mehr unterscheiden würden, was dann wohl bedeutet, dass Babler wirklich auf einem Berg fotografiert wurde (nope, in der Burgenwelt Ehrenberg). Bekanntlich gibt es auch Greenscreen-Fotos von anderen Politikern, etwa von Heinz Christian Strache, der nicht wie Herbert Kickl wirklich bergsteigt. So selten ist eine allzu bemühte Inszenierung nicht, sie gehört bis zu einem gewissen Grad in der Politik einfach dazu. Eine andere Frage ist, ob das glaubwürdig erscheint, denn man plakatiert längst Kandidaten in zum Anlass passender Kleidung. Echt wäre Babler, auch weniger Berg-affin als Kickl, im Freizeitoutfit, das zugleich dem entspricht, das viele im Job tragen.

Sujet von Bablers Social Media-Accounts

Anzug am Berg signalisiert nicht, dass sich Babler den von Michael Ludwig ausgeborgt hat (den dieser noch aus der DDR mitbrachte?). Sondern es geht wohl darum, dass nun Babler erstmals einen Wahlkampf auf Bundesebene zuerst unterstützen und dann bestreiten muss. Nächstes Wochende bestimmt die SPÖ bei einem Bundesparteivorstand und darauffolgendem Bundesparteirat ihre Bundesliste für die Nationalratswahl, auf der acht Plätze als wählbar gelten. Für manche überraschend soll Norbert Darabos darauf aufscheinen, aber erst auf Platz elf. Das entspricht der Beobachtung, dass Babler eher keine ehemaligen Regierungsmitglieder im Parlament haben will, vielleicht weil sie mehr wissen könnten als er. Eine Ausnahme ist Doris Bures, die jedoch als 2. Nationalratspräsidentin nicht zur Seite gedrängt werden kann und in dieser Funktion auch weniger nach aussen mitmischt. Bablers bisherige Bewährungsproben waren neben der Wahl gegen Hans Peter Doskozil zum Parteichef nur Wahlen auf kommunaler und Landesebene. Was den Bund betrifft, geht es jetzt los und Babler symbolisiert praktisch den Aufstieg vom Hackler in Traiskirchen zum Bundeskanzler in standesgemäßer Kleidung. Sicher etwas retro auch der beliebten Kreisky-Nostalgie entsprechend. Babler muss gar nicht mit seiner Basis kommunizieren, sie sollen ihm bloss den Berg hinauf und wieder hinunter (in den Abgrund?) folgen. Dass es jetzt Ernst wird, zeigt auch eine andere Neuerung: Trat Babler beim Bundesparteitag im November 2023 noch im Partnerlook mit Gattin Karin auf, war er diesmal bestrebt, eigenständig zu erscheinen.

Ein weiteres Babler-Sujet

Das ist natürlich relativ zu betrachten, denn in die Wiener Messehalle zog er mit Ludwig und Bures ein, was zugleich zeigen soll, dass diese Landesorganisation zu ihm hält. Eigentlich wurde ihm letztes Jahr ja bloss der Vorzug gegeben vor Hans Peter Doskozil, also als geringeres Übel, während Pamela Rendi-Wagner nicht wirklich kämpfte und nun auf EU-Ebene gut versorgt ist. Auf inhaltliche Positionen gehe ich an dieser Stelle nicht ein, die einige begrüßen, während andere sich vor deren etwaiger Realisierung fürchten. Das Thema ist hier, ob Babler es derheben könnte, ob sein bisheriger politischer Background dafür ausreicht. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass eine Koalition von zwei Partnern vielleicht gar nicht mehr zur Debatte steht. Es werden bis zu sieben Parteien im nächsten Nationalrat vertreten sein; einigen schwebt eine Ampelkoalition mit drei Parteien wie in Deutschland vor. Zwar schießen sich Medien auf Kickl ein, doch es ist nicht gesagt, dass sie nicht – unter Zugzwang geraten – auch bei Babler und anderen zumindest im Ansatz denselben Maßstab verwenden müssen. Da wären dann Russland-Connections von Genossen im Focus und warum Alfred Gusenbauer und Co. ein innerparteiliches Tabu darstellen. Es ist bezeichnend, dass zwar die Sektion Acht in Wien Gusenbauers Ausschluss fordert, ihr Kandidat Nikolaus Kowall aber in aussichtsloser Position Vorzugsstimmen sammeln muss.

Authentisch und künstlich

Babler hätte mit Leichtigkeit verkünden können, dass Kowall unter den ersten acht auf der Bundesliste sein soll. Immerhin war Kowall der Wegbereiter seiner Kandidatur um den Parteivorsitz, als es sonst nur um Doskozil vs. Rendi-Wagner gegangen wäre. Als Babler nach ein paar Tagen mit viel Medienecho für Kowall in den Ring stieg, verzichtete Kowall, organisierte dann aber die Basis für Bablers Teilnahme an der nun beschlossenen Mitgliederbefragung. Auch später betrachtete er es als gemeinsamen Erfolg, der ihm jedoch offensichtlich wenig brachte. Es geht da nicht um Postenvergabe, sondern auch um Qualifikation, hier als Wirtschaftswissenschaftler. Babler hat den zweifelhaften Ruf, sich Weggefährten zu entledigen, wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben; ganz so weit ist es bei Kowall noch nicht. Ironischer Weise wollte Kowall nichts davon hören, wie Doskozil, Gusenbauer und Peter Pilz Eurofighter-U-Ausschüsse manipulierten, damit Darabos falschen Beschuldigungen ausgesetzt ist. Immerhin war Darabos einst erfolgreicher Wahlkampfmanager für Hans Niessl, Heinz Fischer, Alfred Gusenbauer und Werner Faymann. Sie alle haben Darabos verraten und trafen sich dann bei der Ehrung Gusenbauers 2021 für Verdienste um die Sozialdemokratie. Tatsächlich kann Gusenbauer mit dem Netz des Kreml im Hintergrund Babler auf der Nase herumtanzen, dessen Comeback-Tour bei Gusenbauers Startklar-Tour vor der Wahl 2006 Anleihen nimmt.

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8 Kommentare zu „Wahlen: Für Andi Babler wird es jetzt ernst

  1. Welch dümmliche Werbefachleute, die Babler in einem vernudelten Anzug auf einem Berg plazieren.
    Die Metapher ist köstlich und auf den ersten Blick zu sehen: unpassend adjustiert, auf einen Platz gestellt, der aussieht, als ob er ihn ergangen hätte.
    Bequem mit einem Auto auf den Berg zu kommen, statt sich ein wenig anzustrengen. Sind sie so die Sozis, Leistung vorgeben und nichts dafür zu tun?

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  2. Dachte mir auch, dass Babler hier die Oesterreicher auffordert, mit ihm Richtung Abgrund zu wandeln, wie man auf dem Bild gut erkennen kann.

    Er laesst sich auch auffallend oft von hinten fotografieren.🤔

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    1. Er besuchte seine Genossen im Bezirk Reutte, da gibt’s eine Burg, in der alles barrierefrei erreichbar ist:

      https://www.meinbezirk.at/reutte/c-lokales/andreas-babler-besuchte-die-burgenwelt-ehrenberg_a6646566

      Es ist nicht schwer, das zu finden, aber seine Social Media-Leute geben sich lieber vage. Alle anderen waren dort eher casual gekleidet und nur Babler kam mit Anzug. Dieses „primus inter pares“-Gefühl dürfte also zutreffen…

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      1. Liebe Alexandra, wir wissen „Kleider machen Leute “. Bei der schulischen Vergangenheit, soll wenigstens der Anzug etwas darstellen. Köstlich, die ungewollte Abgrenzung.

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      2. Liebe Whippet,

        es kann schon sein, dass Babler in Reutte einfach overdressed war für den Ausflug auf die Burg. Man kann sich ja bei einer Tour durchs Land mit mehreren Terminen nicht ständig umziehen. Aber kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung waren dann Fotos, die für Werbung verwendet werden. Ich vermute, dass es auch Sujets geben wird, auf denen Babler von vorn oder von der Seite zu sehen ist, bei dieser Gelegenheit aufgenommen.

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  3. im gleichen Augenblick, in welchem herauskam, daß Babler sich, weil als Bürgermeister viel zu wenig verdienend, auch noch als sein eigener Assistent und Pressesprecher eingestellt hatte, hätte eigentlich seine Parteiobmann-Kandidatur auch schon passé sein müssen.

    Aber heutzutage werden Skandale durchgetaucht; internationales Musterbeispiel: Fonderlaien

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  4. Dass “Klimaschutz“, Massenmigration und zersetzender Anti-Kultur-Kampf der Linken in Wahrheit nur einer einzigen Agenda dienen – der Verwirklichung des in der Geschichte zwar immer wieder gescheiterten, (DDR, UDSSR, Venezuela…) aber in den Köpfen nicht totzukriegenden KUMMERL-Sozialismus mit anderen Mitteln -, bewies gerade wieder eindrucksvoll eine der Galionsfiguren der wohlstandsdegenerierten, salonlinksradikalen “Aktivisten”-Szene, ein gewisser Herr Babler: 

    Er fordert eine Reichtumsobergrenze: “Kein Mensch braucht mehr als zwei Millionen Euro!“ an welcher Säule ist denn der angerannt???. Diese klassische Sozialneidsparole entspricht den Versuchen der LINKEN Schickeria, die Debatte um die Verteilung privater Vermögen und die Steuereinnahmen des Staates neu zu eröffnen, um sich im Europawahlkampf zu profilieren und Boden wieder gutzumachen.

    Aber Herr Babler, träumen sie weiter in ihrer „Enteignungs- Blase“ der Wähler wird sich am „Zahltag“ bedanken!!!

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