Offener Brief an Maria Stern

Am 11. Juni 2018 wird Peter Pilz wieder im Parlament angelobt, nachdem er im November wegen Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten war. Den Weg machte ihm Liste Pilz-Frauensprecherin Maria Stern frei, die in ihrem Verzicht auf ein Mandat einen „zutiefst feministischen Akt“ sieht. „Ich stell‘ mir vor, dass Ihren Freundinnen vom Frauenvolksbegehren jetzt das Kaffeehäferl aus der Hand fällt“, meinte Franz Renner dazu, als er Stern für das Ö1-Morgenjournal interviewte. Doch auch wenn Stern das Nicht-Outen von Belästigern ebenfalls als feministischen Akt verkauft, weil sich diese Männer dann heilsam genieren, wenn sie sich im Spiegel sehen, sind viele Frauen und Männer fassungslos. Die Schriftstellerin Rebecca West sagte einmal: „Ich selbst konnte nie bis ins einzelne feststellen, was Feminismus ist: ich weiß nur, daß ich dann als Feministin abgestempelt werde, wenn ich Meinungen vertrete, die mich von einer Prostituierten oder einer Fußmatte unterscheiden.“ Es gibt also Feministin als Eigendefinition und als negativ gemeinte Zuschreibung, die auf den immer noch andauernden Kampf um Frauenrechte verweist. Maria Stern verrät und verkauft den Feminismus, ist die einhellige Meinung vieler, zumal sie Pilz damit auch ein Alibi verschafft und zugleich zum Spielball patriarchaler Strategien wird, die sie nicht zu durchschauen scheint:

Liebe Frau Stern,

Ihr Interviewreigen setzt sich gerade mit „Frauen können auch strategisch denken“ fort, was Sie wohl auch mit ihrem feministischen Verzichtsakt unter Beweis gestellt haben. Doch wie Franz Renner im Morgenjournal feststellte, ist es ein fragwürdiger Tausch, designierte Obfrau einer Partei zu werden, die nur auf dem Papier besteht. „Ich hab‘ gehandelt“, sagen Sie, „ich hab‘ die Handlungsfähigkeit gehabt und hab auch keinen Augenblick…“ – dann unterbricht der Moderator und ersucht sie, auf feministische Handlungsfähigkeit und nicht jene beider Geschlechter einzugehen. „Die Verantwortung übernehmen“ ist das Feministische, sagen Sie, und Herr Renner sieht daran noch keinen Gender-Bias, sodass Sie nun wirklich konkret werden: dass eine Frau für einen Mann auf ein Mandat verzichtet und dafür „an die Spitze der Partei geht“, das ist das Feministische. Renner meint, diese Partei gäbe es praktisch nur auf dem Papier und in ihr haben „lauter ältere politikerfahrene Männer das Sagen“, die zwei Klubobleute, der Listengründer usw. Er fragt wo da der Platz für Sie sein soll, und Sie erklären: „Der Plan war, dass sich diese Partei nicht öffnet, dass da diese vier Menschen sind…“ („dass Sie unter sich bleiben?“), „dass wir eine Rechtsperson sind und die Macht und die Handlungsfähigkeit vom Klub ausgeht“.  Damit outen Sie die Liste Pilz – strategisch sehr geschickt – als Abzockerprojekt, bei dem es ums Lukrieren der Parteienförderung geht.

Tweet von Ö1

Sie sagen dann auch allen Ernstes: „Wir haben aber in den letzten Wochen und Monaten gesehen, dass viele Menschen, die uns geholfen haben, ins Parlament zu kommen, auch in Entscheidungsprozesse eingebunden werden wollen.“ Ist Ihnen so dermaßen zu Kopf gestiegen, dass Sie Pilz aus der Klemme helfen dürfen, dass Sie die Ungeheuerlichkeit dessen nicht erkennen? Die Menschen sollen für Sie im Wahlkampf rennen, Ihnen ihre Zeit opfern und dann nicht mitbestimmen? Tatsächlich sind ja viele enttäuscht, weil sie gerne Basisarbeit machen würden, aber erkennen, dass sie nur Mittel zum Zweck waren. In Ihrem geradezu kindlich naiven Vertrauen in Peter Pilz wollen Sie auch nicht wissen, warum dieses Modell vielen bekannt vorkommt. Denn Anfang der 1990er Jahre wurde Pilz medial und in den Grünen mit einem „projektorientierte Rahmenpartei“ genannten Plan gepusht, was vor allem bedeutete, die Parteibasis intern und öffentlich zu beschimpfen, weil sie im Weg ist. Das Ziel war ein Projekt für Quereinsteiger, auf das die Menschen keinen Einfluss haben sollten, die man im Wahlkampf benötigte. Dabei war auch von den Grünen als „Brückenkopf“ die Rede, was bereits für mich als „Mäderl“ unter 30 nach Militär oder Geheimdienst klang, zumal wir störrische Basis verdeckt attackiert wurden.

https://twitter.com/bitch_now/status/1004726236160167936

Tweet zu Maria Sterns feministischem Verzicht

Der „Plan“, den Sie heute darstellten, lässt ebenfalls an eine Front- oder Tarnorganisation (Fachbegriff „intelligence front“) denken, was Ihr strategisches Denken auch dann überfordern wird, wenn Sie sich wirklich schon mit Strategie und Politik befasst haben. Auch wenn Sie von einem „Wir“ berichten, das sich sagte, „okay, wir öffnen die Partei“ und zwar „so weit, dass wir gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern die Anliegen einer starken Opposition ins Parlament bringen“, klingt das merkwürdig. Denn was war der eigentliche Zweck der Grünen, die durch Usurpatoren wie Peter Pilz vom Kurs abkamen? Sie waren ja, wie uns Wikipedia verrät, auch ein wenig bei den Grünen: „Stern engagierte sich bei der Partei Die Grünen – Die Grüne Alternative, so trat sie beispielsweise bei ’30 Jahre Grüne Frauen’und ‚Die Grünen Wien – Internationaler Hurentag‘ auf.“ Dass politische Beobachter die Liste Pilz am Boden sehen, scheint Sie erst recht zu motivieren, weil Frauen immer dann gefragt sind, wenn Not am Mann ist (Not durch Männer verursacht?)?. Sie sehen Ihre Partei monatelang paralysiert, weil Peter Pilz nicht im Parlament saß, kritisieren aber die Medien für deren Interesse an der Personalfrage. Wäre die Liste Pilz keine „front“, hätte man sich ja durch das Ausscheiden einer Person nicht weiter aufhalten lassen und z.B. Gruppen vor Ort aufbauen können, zumal Pilz ja ein Gehalt bezog, also seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen müsste.

Animierte Jurassic Park-Werbung im „Standard“

Franz Renner sieht die Liste Pilz als Dead Man Walking und ist damit nicht alleine; Sie gehen von einer zweiten Chance aus, weil Sie „durchaus schon harte Krisen erlebt“haben und es immer wieder bergauf ging. Das wird jedoch den Gesetzmäßigkeiten in der Politik nicht gerecht, wo es Hintergründe und auch Hintergründe der Hintergründe gibt. Sie sprechen gerne von Männerseilschaften, denen Frauennetzwerke entgegenzusetzen sind, beurteilen aber das Wirken von Männerconnections und Männerdomänen aus der Außenperspektive. Es macht nicht den Eindruck, dass Sie verstehen, wie viele offene Rechnungen es mit Pilz gibt, der wie ein Berserker wütete, wie Sie in zahlreichen U-Ausschuss-Protokollen nachlesen können. Da Sie ab August offiziell Parteichefin (auf dem Papier?) sein sollen, wird es Zeit, sich mit Pilz‘ bisherigem Wirken auseinanderzusetzen. Man muss Rudi Fußi und Gerald Grosz nicht in allem beipflichten, die gestern nach Ihnen bei Wolfgang Fellner waren, aber ihre Einschätzung, dass Pilz mehr als angezählt ist, hat sehr viel für sich. Sie haben seit gestern Vormittag mehrere Interviews gegeben und sagen oft kategorisch, dass Sie etwas jetzt nicht kommentieren wollen; meinen Sie, dass frau damit auf Dauer durchkommt?

Robert Luschnik (Grüne) auf Twitter zu diesem Bericht

Viele waren entsetzt, aber nicht überrascht, als Pilz gestern bei der Pressekonferenz über Martha Bißmann herzog, der ein ähnliches Angebot wie Ihnen gemacht wurde, doch sie wollte im Parlament bleiben. Deshalb fragt Sie Franz Renner auch nach Ihrem Spielraum, wenn der Umgang mit Bißmann offenbar zu den Bereichen gehört, wo Sie (vorerst) schweigen. „SIe überlassen es den Männern im Klub?“, fragt Renner, und Sie erwidern, „es gibt sehr starke Frauen im Klub“ (die in letzter Zeit was von sich gaben, außer dass Presseaussendungen gemacht wurden?). Sie werden als neue Parteichefin (von sieben oder acht Hanseln und Hanselinen?) gehandelt und meinen, es sei „defintiv Klubsache; die Causa Martha Bißmann auf die Frauenfrage zu reduzieren halte ich für sehr gewagt“. Sie haben bei der Pressekonferenz kein Wort zur Verteidigung Ihrer Geschlechtsgenossin verloren, sprechen aber jetzt von Unterstützung „dahingehend, dass in der Bewegung ein Platz für sie sein wird, egal wie sie sich entscheidet“. Am 7. Juni gab es auch ein Treffen der Liste Pilz, bei dem laut Medienberichten deutlich wurde, dass Pilz immer noch vorschwebt, Bißmanns Mandat zu übernehmen, während Sie für Kolba nachrücken sollen. Sie als Parteivorsitzende haben also im Klub nichts mitzureden, in dem Sie jedoch um 5000 Euro brutto als Frauensprecherin beschäftigt sind.

Maria Stern „Frauen“

Bereits als das von Martha Bißmann abgelehnte Angebot bekannt wurde, war von Mandatskauf die Rede; dieser Eindruck ist bei Ihnen noch stärker, weil Sie in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Liste von Parteichef Pilz stehen und Ihr Gehalt ab Sommer aufgestockt werden soll. Unter jenen, die in den Turbulenzen um Ihre Partei ein bizarres Schauspiel sehen, sind die Meinungen über Sie geteilt: Sind Sie so naiv oder begreifen Sie, was vor sich geht, wissen aber, dass Sie weg vom Fenster sind, wenn Sie nicht mitspielen? Verstehen Sie, dass zur angesammelten Wut auf Pilz auch Frust in der Justiz beiträgt und man dort aufhören wird, ihn zu schonen? Was bedeutet es für eine „Feministin“, zu einer Scharade beizutragen, die Flucht vor Strafverfolgung beinhaltet? Sicher erleben Sie auch Zustimmung, wie frau auf Ihrer Facebook-Seite sehen kann. Das klingt z.B. so: „Die letzten Tage waren sehr turbulent und fast schien es so, als ob die Liste Pilz am ‚Marthapfahl‘ stünde. Feminismus steht für Augenhöhe, Haltung und starke Frauen. Maria Stern spricht nicht nur davon, sondern lebt ihn auch! Ein Vorbild in der österreichischen Politlandschaft.

ORF-Screenshot: Pilz-Rückkehr und Männer-Doku

200 Tsd. WählerInnen haben der Liste Pilz ihr Vertrauen geschenkt und dafür bekommen sie die stärkste Oppositionspartei Österreichs. Es bedarf viel mehr Stärke im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, als die meisten Menschen bereit wären aufzubringen.“ Oder auch: „Maria Stern, die einzige mit Haltung und ohne Geldgier in der Liste!
Wir brauchen keine geldgierigen Sesselkleber, wir brauchen Menschen in der Politik die sich ernsthaft dafür interessieren das Beste für Österreich und den Menschen in Österreich zu erreichen und das trifft auf Maria vollkommen zu! Danke.“ Oder:  DANKE, viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit. DANKE, dass Sie die Ideen und Ideale ernst nehmen für die Sie angetreten sind.  DANKE, Sie haben die integre und loyale Frau die erfolgreich und (wirklich) selbstbewusst ist wieder in den Fokus gerückt.“ Und: „Liebe Maria, Wieder einmal hast du Größe, aber auch Loyalität gezeigt. Beides sucht man in der Politik oft vergeblich. Ich verneige mich in tiefstem Respekt vor dir.“ Oder: „Großen Respekt und großes Danke! Ein Mensch mit Verantwortung und Sinn für das Gesamte. Das zeigt Größe und zeitigt nachhaltige persönliche Entwicklungen.“ Sie werden sich geschmeichelt fühlen, doch all dies gilt mit Ihnen in Verbindung gebrachten Eigenschaften, es geht um Ihr (traditionell weibliches) Verhalten.

Widersprüchliches auf Twitter

Maria Stern, die einzige mit Haltung und ohne Geldgier in der Liste! Wir brauchen keine geldgierigen Sesselkleber, wir brauchen Menschen in der Politik die sich ernsthaft dafür interessieren das Beste für Österreich und den Menschen in Österreich zu erreichen und das trifft auf Maria vollkommen zu!“ – Sätze wie diese mögen wie Honig herunterrinnen, sind aber ausgesprochen manipulativ, da zugleich allen anderen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt wird, damit Sie umso mehr glänzen. Es erinnert ein wenig daran, wie dem langjährigen Pilz-Gefährten Alexander Van der Bellen 2016 alle möglichen positiven Eigenschaften zugeschrieben wurden, nur dass es in diesem Fall – weil er ein Mann ist? – auch Inhalte sein durften. Dies hielt einer näheren Prüfung nicht stand, etwa wenn Van der Bellen, der wie Pilz jede US-/NATO-Militärintervention bejubelte, als Friedenspräsident in spe verkauft wurde. Bei Ihnen sind Inhalte nicht notwendig bzw. es genügt ein bißchen was mit Alleinerziehenden und Feminismus und so. Der Politikzugang der meisten deklarierten Feministinnen ist aber auch zu oberflächlich, um das Herz patriarchaler Entscheidungs- und Einflussnahmeprozesse zu erfassen. Damit bleibt es bei plakativen Forderungen, die sich über die Jahre von Frauenaktion zu Frauenplattform kaum ändern, weil sie ja auch nicht erfüllt werden (können).

https://twitter.com/McGeiz/status/1005000216104325121

Erfolgreiche Einkommensbeschaffung (Twitter)

Sie merken nicht, wie Sie über den Tisch gezogen werden und Pilz ein Alibi verschaffen, denn während sie das Loblied vermeintlicher anonymer Einsicht der Grabscher singen, steht der Tiroler Blogger Markus Wilhelm vor Gericht, weil er Namen nennt, weil er Opfern zur Seite steht. Pikanterweise wandert der Akt nun zur Staatsanwaltschaft, und das ausgerechnet in Innsbruck – also dort, wo man mit dem Fall Pilz bereits Erfahrungen mit politisch heikler Materie sammeln konnte. Ihr Noch-Parteichef rechtfertigte sein zuerst dementiertes Gehalt damit, dass er sonst von Haselsteiner oder Airbus abhängig würde (hat er seit 1986 im Parlament nichts verdient?). Wilhelm hat aufgedeckt, wie der Erler Festspielintendant von Haselsteiners Gnaden Gustav Kuhn mit Künstlerinnen und Künstlern umgeht und wird in Serie geklagt. Kuhn hat es jedoch bislang nicht geschafft, vor Gericht zu erscheinen – war es das Vorbild für den Pilzschen Kreislaufkollaps? Sie bieten als „zutiefst feministischer Akt“ einem Mann Deckung, der noch keine Sekunde jemals an die Befindlichkeiten und Bedürfnisse anderer Menschen dachte. Und der uns weismachen will, dass man einfach so da und dort auf die parlamentarische Immunität verzichten könne oder dass er mal eben die Führung in beiden U-Ausschüssen übernehmen und mit Alma Zadic und Daniela Holzinger (Ihren „sehr starken Frauen“) tauschen kann.

Powerfrauen-Talk

Wo werden Sie stehen, wenn Alma Zadic darauf beharrt, dass sie sich in das BVT:Thema bereits eingearbeitet hat? Pilz wird mit seinem maßlosen Ego wohl kaum den Ersatzmann spielen, kommt aber womöglich in Troubles, wenn er nicht verhindern kann, dass Verbindungen von Karl Öllinger und ihm unter der Hand zu Sicherheitsbehörden thematisiert werden. Und was ist, wenn Daniela Holzinger, die bei den Eurofightern 2017 die engagierteste unter den SPÖ-Abgeordneten war, ebenfalls auf ihre Kompetenz beharrt? Auch da hat Pilz ein Interesse daran, wirkliche Enthüllungen zu verhindern, etwa wenn es um auch von ihm gedeckte Zustände im Verteidigungsministerium geht. Schließlich wird Ihre Presse gerade nach diesem Start auch weiterhin bescheiden sein, denn Sie dürfen ein Feigenblatt führen, das nie als Partei zum Leben erwachen sollte (insofern ist auch die bewegte Jurassic Park-Werbung beim „Standard“ sehr passend). „Diese Partei wird nie zum Leben erweckt“, sagte Pilz am 1. August 2017, und weiter: „Bis auf ewige Zeiten wird diese Partei kein fünftes Mitglied haben“. Man gründete nur deshalb rein formal eine Partei, weil sonst auf stattliche Parteienförderung verzichtet werden müsste. Wie erklären SIe, dass noch keinerlei parteitypische Aktivitäten entfaltet wurden und auch Ihre Präsenz über ein paar APA-Meldungen und Auftritte bei oe24 wie oben kaum hinausgeht? Warum klagen enttäuschte Alleinerzieherinnen, dass Sie ihnen anfangs zuhörten, sie dann aber sitzenließen und das Handy nicht mehr abheben?

Pressekonferenz am 7. Juni 2018

Sie haben zugleich „keine Sekunde gezögert“, für Pilz zu weichen, aber auch „fünf Tage Bedenkzeit genommen“  – wie geht das zusammen oder war das Ihr „strategisches Denken“? Drückt dies aus, dass sie 100% zur Person Pilz stehen in Übertragung persönlicher Beziehungen auf das Umfeld der Politik? Selbst wenn man/frau Persönlichkeiten in der Politik für grundsätzlich integer hält, kann es in der Realität keine 100% geben, wobei sich Pilz, zu dem sie zu 100% stehen, mit Vorliebe auf diese Menschen einschießt. Doch wie die ehemalige SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm einmal sagte, haben viele Frauen „Angst vor Liebesentzug“; eine Vorstellung, die Politikern sicher fremd ist, da sie nicht nur meist vernetzt sind, sondern auch unterscheiden können. Je vager und allgemeiner und emotional betonter etwas aber ausgedrückt wird, desto stärker wird aus dem privaten/persönlichen Bereich auf das Politische übertragen. Es scheint Ihnen auch ungeheuer zu schmeicheln, aus dem Stand heraus zur Parteichefin ernannt zu werden, sodass Ihnen nicht auffällt, dass der harte und steinige Weg manch anderer nicht deren Pech oder Unfähigkeit ist, sondern seinen Sinn als Phase des Lernens hat.  Sie haben jedenfalls eines schon gelernt, immer die gleichen Phrasen zu verwenden, ob in der Zeit im Bild 2 oder bei Fellner. Als „feministischer Akt“ dem „Wählerwillen“ entsprechen, als Soldatin des Agenten Peter Pilz?

Feministische Reaktion

Gerade g’standene Feministinnen, die in den Widersprüchen und Widrigkeiten des Lebens Haltung und politisches Denken als Richtschnur haben, aber niemals Anspruch auf Perfektion anmelden, müssen nicht jede Handlung als „feministisch“ veredeln. Es gibt auch vieles, wo feministische Aspekte wenn überhaupt erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. In der Politik besteht das meist darin, dass ohne Gender-Bias Dinge anders gesehen werden und dies zielführend sein kann. Sie sprechen von einem „gordischen Knoten“, den sie (betont) „durchgehackt“ haben und von der von Ihnen übernommenen „Verantwortung“. Sie haben „von Anfang an das große Ganze gesehen“ und sich „Sorgen gemacht“ und weisen da auch auf die stellvertretende Parteiobfrau hin, die Sie seit der Gründung sind. Und Sie legen Wert auf die Unterstellung, Pilz habe „Verantwortung übernommen“, was nichts mit einer Klärung von Vorwürfen zu tun hat. Sie rechnen dies damit gegen, dass diese Regierung eine starke Opposition brauche, die jedoch ein durchleuchteter, kompromittierter und geschwächter Pilz eher in den Abgrund als zu lichten Höhen führt.

Posting auf Sterns Facebook-Seite

Das leidige Thema sexuelle Belästigung ist in Österreich „dermaßen komplex und grauslich“, dass Sie erst in den nächsten Tagen und dann schriftlich dazu Stellung nehmen wollen. Das gilt auch für Ihre Reaktion auf Sonja Ablinger vom Frauenring, die meint, an Politiker müssten höhere moralische Ansprüche gestellt werden als nur auf das Strafrecht zu verweisen. Immerhin waren Sie solidarisch mit der ehemaligen Grün-Abgeordneten Sigi Maurer, die obszöne virtuelle Belästigungen outete und deswegen geklagt werden soll. Im November 2017 schrieb „Österreich„: „Jüngere Männer und Frauen der Grünen – sie dementieren, dass sie die Akte Pilz gespielt hätten, weil die Betroffene das abgelehnt hatte – berichten nun inoffiziell, dass ‚Peter da immer Probleme hatte‘. Die grüne Ex-Mandatarin Sigi Maurer schrieb gar auf Facebook, ‚Peter Pilz ist ein Sexist‘. Zu Papier gebracht – ÖSTERREICH kann den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen – wurden auch andere Fälle von mutmaßlicher sexueller Belästigung durch Pilz. So soll sich der 63-Jährige auch der Tochter eines Grün-Politikers unpassend genähert haben. Eine andere Grün-Politikerin soll er angeblich ‚an den Haaren gepackt‘ haben. Wieder einer anderen Grünen anzügliche Angebote gemacht haben. Werden diese Frauen sich jetzt trauen, öffentlich zu reden?“

Disput um Bißmann

Einiges an Ihren Interviews finden manche beklemmend, auch dass Sie die Partei nur rudimentär halten wollten und es als Bruch von Wahlversprechen sehen, „die Partei zu öffnen“, weil die Leute „so hartnäckig waren“, wie sie in der ZiB sagen. In aller Unschuld gestehen Sie ein, dass die Partei bislang ein Fake war, um Förderungen zu kassieren, denn Sie werden jetzt viel Arbeit haben, sie aufzubauen. Wofür wurde eigentlich Peter Pilz ein Gehalt bezahlt – zuerst aus Spenden Ja/Nein? Verstörend ist übrigens, dass sie bei Lou Lorenz in der ZiB sagen, „wir haben jede Sekunde darum gekämpft, gemeinsam ins Parlament zu gehen“, aber leider weicht Bißmann nicht, nachdem Peter Kolba nach Mobbing und dauernden Intrigen Ihnen Platz machte. Er ist allerdings auch ein Pilz-Verführter, da er gegen Bißmann giftete und sich Illusionen über Pilz machte. Wie dürfen wir uns die Zusammenarbeit zwischen Peter Pilz (geb. 1954) und Maria Stern (geb. 1972) vorstellen? Ein bißchen seltsam tickt allerdings auch Frau Bißmann, die jetzt allen Ernstes auf „die Kraft der Versöhnung“ hofft, was vielleicht eine „zutiefst feministische Reaktion“ auf die öffentliche Hinrichtung ist. Ich werde Sie abschließend auch zu einer Stellungnahme auffordern, bei der es ebenfalls um das Verhalten von Peter Pilz geht, allerdings auf der politischen Ebene. Denn ich gehe aufgrund von Recherche davon aus, dass er bei den Eurofightern ein Täuschungsmanöver vollführt und falsche Narrative etabliert, die z.B. Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos schaden sollen.

Auf Ihre Antwort bin ich gespannt!
Feministische Grüsse
Alexandra Bader

8 Kommentare zu „Offener Brief an Maria Stern

  1. Werte Frau Bader, ich möchte Ihnen gerne meine ganz persönliches Lob für Ihre Recherchen aussprechen. Sie sind informativ und authentisch. Sei ich im Sommer 2017 auf Ihren Blog stieß, hat sich meine Meinung über Pilz stark verändert. Sie sollten all die Monate nachher über seine Eigenschaften recht behalten. Eigentlich demaskierte er sich noch negativer, als zu erwarten war.

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    1. Danke sehr 😉 oft bin ich selbst überrascht, auch wenn ich weiss, worauf ich rauswill – war diesmal auch so von wegen, dass Stern in der ZiB sagte, sie und Pilz hätten jede Sekunde drum gekämpft, gemeinsam ins Parlament zu kommen…

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  2. Ausgezeichneter Brief. Bin gespannt auf Sterns Antwort. Aber ich denke die wird es nie geben.
    Das ganze Gerede von ihr ist so kafkaest und peinlich. Es geht wohl kaum dümmer. Wenn sich Maria Stern als Feministin bezeichnet dann muss man sich schämen als echte Feministin. Die verhaut alles.

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    1. Danke, da hast du wohl recht – sie wird nicht reagieren, es ist ja doch recht heikel für sie. Ich ärgere mich auch deshalb zusätzlich, weil so Feminismus vollkommen verzerrt wird und du erklären musst, was es nicht ist.

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  3. patri-archat ist genauso wie repräsentative demokratie, die durch die repräsentantinnen und -tanten (die pikanterweise in dem fall dann vorwiegend nicht weibliche gender-eigenschaften aufweisen… 😉 ) im parlament und in den clubs vorgeführt wird, eine ABLENKUNG davon, dass wir den persönlich bekannten herrscher, zuletzt repräsentiert etwa durch KFJ von habsburg, der durch sein blut angeblich legitimiert war, durch eine angeblich durch wählerstimmen legitimierte schicht ersetzt haben.

    diese schicht ist eine äußerst zähflüssige und klebrige masse, die noch viel schwerer von der macht über die menschen in unserem land zu entfernen ist wie es das blaue blut früher bei uns war. dieses blaue blut ist übrigens immer noch ein erheblicher teil der klebrigen masse…

    kurze einblicke erlauben uns in dieses andauernde spiel der täuschung, der gängelung, der erpressung, der bestechung, der vorteilsnahme, der übergriffe und der manipulation hineinzuschauen und alexandra hilft uns dabei…

    leider wird es uns nicht freier machen, wenn wir die herr-scher durch frau-scherInnen (oder wie immer das entsprechende korrekt gegenderte wort dafür heißt) ergänzen oder ersetzen:

    frauen, die sich in diesem intrigenspiel an die spitze setzen, werden im schnitt genauso oder noch unmoralischer als die herren sein, die über unsere leben jetzt be-stimmen…

    niemand kräht mehr danach, dass frau glawischnig jetzt vom früheren erzfeind novomatic bezahlt wird, dass gusenbauer der sozialfighter fragwürdige despoten als quelle seines reichtums nutzt und sich gerade die bilderberger wieder versammeln um die strategie für die nächsten zwei jahre vorzugeben…

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  4. Im Mai gab es auf epochtimes.com eine neunteilige Serie zur Geschichte der Kommunistischen Partei anläßlich des Gedenkjahres zu Karl Marx.
    Folgendes Zitat in Kopie mit nachfolgendem Link:

    Die Anfänge der Kommunistischen Partei

    Nach dem chinesischen Herkunftswörterbuch „Erklärung der Schriften und Analyse der Zeichen“ [Shuo Wen Jie Zi] setzt sich das Wort „Dang“ (Bande, Partei) aus den zwei Zeichen „尚 fördern, achten“ und „黑 schwarz“ zusammen. Daher haben die Wörter „Partei“ oder „Parteimitglied“ im Chinesischen eine negative Bedeutung. Konfuzius sagte: „Die edlen Menschen sind sich ihrer Würde bewusst und kämpfen nicht; sie versammeln sich, aber schließen sich nicht in einer Partei zusammen.“ In seinem Meisterwerk „Lun Yu“ erklärte er: „Um sich gegenseitig bei der Vertuschung von Untaten zu helfen, bildet man eine Partei.“ Politische Cliquen wurden in der chinesischen Geschichte oft als „Peng Dang“ bezeichnet, was in der alten traditionellen chinesischen Kultur ein abwertender Begriff war, ein Synonym für eine Gaunerbande, die sich gebildet hat, um eigennützige Interessen zu verfolgen. Parteibildung hat demnach immer mit Eigennutz zu tun.(Ende Zitat)

    Link: https://www.epochtimes.de/thema/neun-kommentare-ueber-die-kommunistische-partei/zur-geschichte-des-kommunismus-und-der-kp-china-der-erste-der-neun-kommentare-video-a6029.html?text=1

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  5. Mir fehlt etwas die Zeit für Vertiefung, ich finde es aber schade, dass Pilz nun doch zurückkommt. Da kann man wohl vorerst nichts machen, außer weiterhin die Wahrheit zu berichten.

    Es ist nicht gut, wenn österreichische Politiker ausländische Interessen bedienen. Noch dazu keine europäischen, sondern transatlantische, also amerikanische Interessen.

    Manche Politiker befinden sich in der Narzisstenfalle, wo sie für Wahrheit und Ehrhaftigkeit nicht mehr erreichbar sind. Ich glaube, man kann sich denken, welche ich meine.

    Aber der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Und eines Tages wird diesen Lügnern ohnehin das Handwerk gelegt, dessen bin ich überzeugt.

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  6. watch?v=7F9w5_8PlqM&t=1393

    So sind sie die Damen in der Politik, fehlt nurmehr der Besenstiel. Woher ich das weiß, seht selbst ….

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