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Lobbying für Boeing: Zu Doskozils Anzeige gegen Airbus

Forsch und zupackend wirkt der neue Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der ein Macherimage pflegen soll und mit jeder Wortmeldung auch die Position von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner untergräbt. Immer mehr Menschen fällt aber als Erstes „undurchdacht“ ein, wenn sie seine Forderungen hören, die sein Umfeld sicher großartig findet. Natürlich kann gewaltig daneben gehen mit unabsehbaren Folgen, was jemand in entsprechender Position „undurchdacht“ umsetzt. So geschehen, als Doskozil im Februar 2017 mit viel Getöse Airbus wegen Betrug und arglistiger Täuschung anzeigte und felsenfest an das zu glauben schien, was er verzapfte. Damals wurde Patrick M. Shanahan, ein Boeing-Manager ohne jede politische oder militärische Erfahrung, gerade US-Vizeverteidigungsminister; nach dem Rücktritt von James Mattis ist er jetzt „Acting Defense Secretary“, also geschäftsführender interimistischer Minister, bis ein Nachfolger bestimmt ist. Doskozil ließ sich von der US-Kanzlei Skadden auch bei einer Anzeige in den USA gegen Airbus beraten, die auch General Electric vertritt, den Hersteller der Triebwerke von Lockheeds F-16 (und der Saab Gripen).

Skadden mischte beim Ukraine-Lobbying von Paul Manafort, der Podesta Group (Lobbyisten für Lockheed und Boeing) und Alfred Gusenbauer mit. Gab er Doskozil und seinem (Silberstein-affinen) Team einen Tipp? jedenfalls wurde Skadden beigezogen, und von dort kam der Rat, die internationale Lobbyingfirma FTI Consulting einzuschalten, die sich um internationale Medien und Marktanalysten kümmern sollte. Wir finden bei FTI zahlreiche Bezüge zu Lockheed, müssen aber bei den Dimensionen von Doskozils Agieren auch an Boeing denken, denn beide Konzerne sind im Bereich Luftfahrt und Rüstung führend. Der CEO von FTI Steven H. Gunby ist seit 2017 auch Direktor von Arrow Electronics, einer Firma, die seit 2012 zur Lockheed-Supply Chain gehört. Zur Lockheed-Connection habe ich bereits einiges zusammengetragen, deshalb soll es jetzt um Boeing gehen, was aus zwei Gründen geboten ist: Erstens haben sich Airbus und Lockheed in einer Frage zusammengetan: sie haben im Dezember 2018 beschlossen, gemeinsam mit dem A330 MRTT gegen Boeing beim Pentagon für Betankungen zu bieten. Zweitens ist gerade eine zweite nagelneue Boeing 737 Max abgestürzt, die in Konkurrenz zum A320neo entwickelt wurde. Die nun folgenden Details lassen es umso seltsamer erscheinen, wie Doskozil agiert, denn sie sollten für ihn auch zugänglich sein.

Pilz-Freund Wolfgang Fellner wirbt für Doskozil (2017)

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Doskozils teurer Krieg gegen Airbus

Mit aller Gewalt wird versucht, dem aussichtslosen Verfahren gegen Airbus, das Landeshauptmann Hans Peter Doskozil 2017 als Minister angestrebt hat, neuen Schwung zu verleihen. Denn im U-Ausschuss wurde bekannt, dass es eine Veränderung („Manipulation„) im Eurofighter-Kaufvertrag 2003 gab, die jedoch die österreichische Seite wollte. Man darf nicht vergessen, dass die ersten Eurofighter erst 2006 ausgeliefert wurden, 12 Jahre nach dem Erstflug, und der Käufer dadurch größere Sicherheit hatte. Der künstliche Wirbel nun soll dazu dienen, die Kastanien für Doskozil aus dem Feuer zu holen, der nächste Woche im U-Ausschuss befragt wird. Er schloss 2016 einen Pakt mit dem Abgeordneten Peter Pilz, der nach Kräften zur Anzeige gegen Airbus am 16.2.2017 beitrug und für Doskozil Ex-Minister Norbert Darabos anzeigte, der ihm auf dem Weg an die Spitze der SPÖ Burgenland im Weg war. Im Herbst 2017 gab Airbus-Anwalt Peter Gauweiler, der als CSU-Abgeordneter mit Willy Wimmer (CDU) lange gegen US-Militärinterventionen auftrat, eine Pressekonferenz in Wien. Er griff dabei zu ungewöhnlichen Argumentationen, indem er Doskozil vorwarf, das Recht auf ein faires Verfahren gemäß EMRK zu verletzen, da er als Regierungsmitglied Airbus vorverurteilte. Tatsächlich war Doskozil davon überzeugt, dass der Konzern die Republik betrogen und arglistig getäuscht habe.

Dies war Grundlage nicht nur von Presseaussendungen und -Konferenzen, sondern auch von Interviews, wahlweise auch mit seinem Verbündeten und Freund Pilz. Denn Doskozil engagierte auch die Lobbyingfirma FTI Consulting, die hier am Ende einer Anfragebeantwortung 2017 ohne konkrete Summe erwähnt wird:  „Dem im Wege des Privatbeteiligtenanschlusses durch die Republik Österreich geltend gemachten Schadensbetrag in Höhe von ca. 1,15 Mrd. Euro bis Ende 2016 stehen Aufwendungen des BMLVS für externe Dienstleistungen im Jahr 2016 in Höhe von ca. 3,4 Mio. Euro gegenüber. Mein Ressort ist bestrebt, diese Aufwendungen im Wege des Privatbeteiligtenanschlusses wieder hereinzubringen.“ Mit anderen Worten liegt der Verdacht nahe, dass Doskozil staatliche Mittel veruntreut hat, wie es Pilz für ihn Darabos unterstellt. Man fragt sich auch, warum Doskozil bei reichlich Personal im Ressort Medienberatung im Umfang von 900.000 Euro benötigte und generell, welche externen Leistungen (u.a. das von FTI übernommene Lobbying?) ausgeschrieben wurden.

Michael Bernhard (NEOS) auf Twitter 

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