Liste Pilz – ein Egotrip?

Gerne wird die geplante Liste Pilz als Egotrip betrachtet, der aus persönlicher Kränkung geboren ist; soweit kritischere Stimmen. Andere schwärnen geradezu vom „Egomanen“, weil dieser Charakterzug notwendig sei, um z.B. gegen Korruption aufzutreten. Grüne und ehemalige Grüne sind da oft weitaus nüchterner, und wer schon einmal im Visier von Pilz stand, hat seinen Humor behalten, wenn er der Entwicklung komische Seiten abgewinnen kann. Ich finde durchaus amüsant, dass sich Pilz als Kämpfer für Gleichberechtigung verkauft oder dass er den Grünen vorwirft, keine Sicherheitspolitik zu machen. Denn als Frau, die sich für Sicherheitspolitik interessiert, hatte ich in den Grünen mit Pilz keine Chance; und das nicht, weil der „Egomane“ Themen besetzt hat.

Die de facto-Gegenkandidatur, die uns in Interviews ohne Ende angekündigt wird, wollen manche in den Grünen immer noch nicht glauben. Dabei wird heftig unter Grünen und früheren Mandataren diskutiert, die Pilz nicht selten für zu sehr „ego“ ansehen, als dass er eine Partei anführen könnte (auch wenn er sie „Bewegung“ nennt). Und im Parlamentsklub heisst es, dass man mit dem Kandidaten in spe vereinbart hat, dass er sich zurückhält und für die Partei noch den Eurofighter-U-Ausschuss (Mitte Juli) abschließt. Implizit wie  explizit nehmen die Grünen Pilz ab, dass er tatsächlich aufdeckt und nicht, wie bei der Anzeige gegen Ex-Minister Norbert Darabos, von Verantwortlichen und Hintergründen ablenkt. Zugleich fragt sich, wie Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek bei aller verständlichen Betroffenheit immer noch hoffen kann, Pilz überlege es sich nochmal anders und werde sie unterstützen.

Peter Pilz im „profil“-Interview

Man stelle sich einmal vor, Abgeordneter X kommt nicht mehr auf die Liste der ÖVP (es wird manchen so gehen), gibt dann ein Interview nach dem anderen, attackiert die Partei und ihre Basis und spricht dauernd von einer neuen Liste. Was macht die ÖVP dann? Wirft sie ihn aus dem Klub oder schmiert ihm Honig ums Maul, weil er Mitglied des U-Ausschusses ist und die Medien auf seine Statements abfahren? Tatsächlich wirken die Grünen masochistisch auch insofern, dass sie bei ihm Emotionen vermuten, wenn sie für ihn passé sind. Wie oft wollen sie noch öffentlich ausgerichtet bekommen, warum er sich von ihnen trennen muss?`Dies macht aber auch nachvollziehbar, wie es der Basis (und der Partei) früher mit ihm ergangen ist, als noch niemand im Netz oder in den sozialen Medien kontern konnte, sondern Breitenwirkung gleich Mainstream war. Wäre Pilz eine Frau, wäre das Verständnis wohl weitaus geringer und Verstärkereffekte würden eher negativ als positiv einsetzen.

Und es wird anders auf die Aussagen Lunaceks reagiert, deren Hoffnungen ich zwar unrealistisch finde, die aber gut daran tut, über ihre Betroffenheit zu sprechen. Selbst wenn Pilz direkt darauf angesprochen wird, ob so eine Kandidatur nicht den Grünen schadet, nimmt er dies in Kauf, weil es angeblich um mehr als die Partei geht. Absurd sind Schlagzeilen, wonach Pilz für eine „saubere Trennung“ sei, nachdem er nicht nur die gesamte letzte Woche gegen Grünen agitiert hat. Und es ist kein Zufall, dass immer wieder auf den U-Ausschuss verwiesen wird, was das Bild vom „Aufdecker“ verfestigen soll, dem z.B. entgangen ist, dass Minister Darabos abgeschottet wurde. Die Pilz-verliebte Presse schafft es, Porträts ohne jedes kritische Detail, ohne jede abwägende Stimme zu publizieren. Da wird dann auch eine toughe Feministin und Beraterin ihres Mannes aus Gudrun Pilz, die als Coach und Unternehmensberaterin offenbar ohne Webseite und Telefonnummer erfolgreich ist. Und für die Partei gilt „die Hoffnung stirbt zuletzt, ganz als sei sie Pilz auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Robert Misik über den „Schwierigen“

Die Pilz-Masche bestand immer darin, mit Medienhilfe Dinge anzuzünden und wehe, wer nicht auf seiner Linie war – da kamen dann schon mal Attacken aus dem Hinterhalt durch dafür instrumentalisierte Personen. Pilz verdrängte Personen und er besetzte Themen, sodass er dann den Grünen vorwarf, ohne ihn dieses und jenes nicht abdecken zu können. Beim Stichwort Sicherheitspolitik ist es ja tatsächlich so, dass Grüne gerne auf ihn verweisen, weil sie sich selbst nicht damit befassen. Dabei gab es immer wieder Leute, die dies taten, etwa die Gründer der Friedenswerkstatt in Oberösterreich, welche die Partei 1999 verließen, als Pilz und der damalige (über Pilz gekommene) Parteichef Alexander Van der Bellen für den Kosovokrieg waren. Vorher wurde ich gegangen, weil ich Pilz‘ Agieren und seine Rückendeckung (und nicht nur ihn) und das Boykottieren der EU-kritischen Bundeskongressbeschlüsse mit US-Interessen in Verbindung brachte.

Von daher verstehe ich, dass die Grünen noch nicht begreifen, dass ihr Partner sie nie geliebt hat und im Übrigen hinter der Maske ganz anders agiert. Es dauert seine Zeit, bis man bereit ist, in der eigenen Organisation nüchtern zu analysieren und sich mit Erkenntnissen abzufinden, die man vorab nie für möglich gehalten hätte. Derzeit lassen sie sich gefallen, dass Pilz wie ein Partner agiert, der droht „du kannst dich nicht scheiden lassen, weil ich das Geld und die Medienkontakte habe“. Daran ist überhaupt nichts bewundernswert, auch wenn die Pilz-Groupies es wohl als weiteres Beispiel für „der sch**** sich nix!“ betrachten.  Und selbst wenn Pilz wenig glaubwürdig den „Gleichberechtigten“ mimt, bekommen es die Grünen auch wegen ihrer Frauenquote ab, sodass jede Aussage einer Frau besonders kritisch betrachtet wird. Ulrike Lunacek wird auch schon vorgeworfen, dass sie in einem Interview über die „Ehe für alle“ sprach, die Grünen, SPÖ und NEOS ein Anliegen ist. Genau genommen irritieren nicht über Männer definierte Frauen, nicht zwingend Lesben, da es auch emanzipierte Heteras gibt.

PS: Die versprochene „Interviewabstinenz“ hielt gerade mal wenige Stunden, denn „Österreich“ kündigt ein Liveinterview für Montagabend an.

PPS: Meine Erfahrungen mit Pilz und Co. waren recht brutal, haben mich aber politisch sensibilisiert; ich hatte mit den Bereichen, die ich in den Grünen erkannte, später dann noch verschärft zu tun, als ich über das Verteidigungsministerium berichtete. Ich erkannte deshalb, dass Minister Darabos unter Druck stehen muss, wenn er seine Abschottung durch den Kabinettschef duldet und nichts dagegen unternimmt, dass dieser verfassungs- und rechtswidrig „regiert“. Es wurde mit allen Mitteln gegen mich vorgegangen; viele bestätigten mich in meinen Recherchen, aber es gab immer zu wenig Unterstützung. 2007, ehe mich mit dem BMLV zu tun hatte, verfügte ich über ein geregeltes Einkommen, eine Wohnung, viele Bücher. 2017 habe ich nach so vielen vergeblichen Versuchen, die Mauer zu durchbrechen (auch was das Vorgehen des Kabinettschefs gegen mich betrifft), nichts mehr und muss schweren Herzens meine drei Kater abgeben (sie sind schon ältere Herren; Athos ist 14, Baghira ist 13,5 und Gandalf ist 11 Jahre alt). Es bricht mir das Herz, aber für mich selbst und das Wenige, was mir geblieben ist, finde ich vielleicht eine neue Bleibe. Wer die „Buben“ nehmen will: 06508623555 ist meine Nummer. Übrigens deckt der gegenwärtige Minister Doskozil den brutalen Umgang mit mir; Vorgänger Klug hat nix mitgekriegt und Darabos ist zwar unter heftigem Druck, aber auch ein Weichei…

3 Kommentare zu „Liste Pilz – ein Egotrip?

  1. danke wieder für den artikel, liebe alexandra!
    die grünen bei uns (die frauen nämlich als männer 2. klasse auftretend) sind mittlerweile eine wahre katastrophe geworden, ich als frau schäme mich für diese blinden, mit helfersyndrom ausgestatteten egomanisch und lehrmeisternden „grünen-frauen“. in täuschland sind sie genauso, nur noch noch schlimmer, grün hinter den ohren, unreif!!!!..
    diese menschen helfen wahrlich mit, europa zu zer-stören!!! daher: ruder schnell herumreissen oder: „verlassen sie europa, solange es noch geht!“ was aktuell viel wichtiger wäre: das still und klammheimlich verabschiedete „netzdurchsetzungsgesetz“ von heiko maas in täuschland ist viel interessanter und dringlichst von uns allen zu beleuchten, denn es wird uns ALLE angehen!!! bitte schaut euch oliver janich, martin sellner und hagen grell auf youtube regelmässig an, denn da werden auch die letzten schlafschafe wach!!!!!

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    1. „Verlassen Sie Europa, solange es noch geht“ kann ich verstehen. Ich – als wieder heimgekehrter – USA-Auswanderer (1998 bis 2003) kann aber versichern, daß Auswandern wohl überlegt und gut geplant sein sollte; das absolute Minimum ist ein 3-6 Monate dauernder Probegalopp, durchaus auch auf mehrere Jahre aufgeteilt. Die Landessprache sollte man sowieso auf Konversationsniveau beherrschen, wenn man mehr als nur Tourist sein will. Sinnvoll ist es auch, sich rechtlich schlau zu machen bezüglich Dauervisum / Einwanderung, inklusive Arbeits- und Steuerrecht – da relativieren sich viele vermeintliche Vorzüge des Gastlandes wieder.

      Man sollte auch nicht davon ausgehen, daß das Leben anderswo einfacher oder sicherer ist – Österreich hat diesbezüglich immer noch ein sehr, sehr gutes Niveau, was letztlich auch einer der Gründe für meine Wiederkehr war (glücklicherweise hatte ich meine Staatsbürgerschaft nicht aufgegeben, was das Ganze wesentlich vereinfacht). Mittlerweile bin ich in Pension und habe keine große Lust mehr, meine Zelte nochmals abzubrechen, aber wäre ich 20-30 Jahre jünger, würde ich wahrscheinlich Kanada oder Neuseeland ins Auge fassen.

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  2. Also das mit den Katzen würde mir auch das Herz brechen und ich würde es mit allen Mitteln verhindern…meine „Familie“ könnte ich nicht hergeben.
    Ich würde aus diesem Scheixx-System aussteigen und überlegen, mich in eine reaktivierte Gemeinde zu begeben – soweit ich weiß, gibt es das auch in unserem Land.
    Und in manchen Teilen Österreichs kann man sehr günstig leben, wenngleich weit ab vom Schuss – doch ich freue mich auf den Tag, an dem ich Sodom Wien verlasse – es wird eine Erleichterung sein, von dieser geballten negativen Energie fortzukommen.

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