Marine Le Pen und die Frauen

Als es um Hillary Clinton versus Donald Trump ging, war klar, dass die Kandidatin nur ein Vorbild für Frauen und Feministin sein kann, schließlich wollte sie die Gläserne Decke durchstoßen. Wenn aber Marine Le Pen gegen Emmanuel Macron (seine „Bewegung“ „En Marche“ ist die französische Entsprechung zu „Move On“) antritt, „dürfen“ solche Argumente nicht verwendet werden, da ihr ja bereits vorher jeder Feminismus abgesprochen wurde. Schlagzeilen machte sie, weil sie sich im Libanon weigerte, beim Großmufti Kopftuch zu tragen, was der Regisseur und TV-Journalist Imad Karim so kommentierte: „Ich halte diese Entscheidung für sehr richtig. Frau Le Pen muss kein Kopftuch tragen. Es ist ganz normal, dass eine aufgeklärte Frau aus einem aufgeklärten Kulturkreis ihren Prinzipien treu bleibt.“ Er ging noch einen Schritt weiter und stellte sie als Vorbild für Feministinnen hin, ganz im Gegensatz zur „feministischen“ Regierung Schwedens, die sich im Iran anpasste:

„Die schwedischen Politikerinnen verraten den Feminismus. Das passiert leider unter dem Deckmantel der Politkorrektheit. Wir geben hier die Werte der Aufklärung auf und somit auch der Freiheit. Die Politikerinnen, die nach Iran geflogen sind, hätten das ablehnen sollen. Jede Geste dieses Kulturkreises gegenüber einem islamischen Regime ist im Grunde ein Verzicht, denn es geht darum, Macht zu zeigen.“ Ergänzend sei auf einen Bericht der russischen Journalistin Darja Aslamova verwiesen, die nach einem Besuch in Schweden schockiert war. Es begann damit, dass ihr geraten wurde, wie andere Reporter eine Polizeieskorte mitzunehmen: „Ich war immer überzeugt, dass mir ein plötzlicher Tod nur im Krieg drohen würde. Irgendwo im Irak, in Syrien oder in Afghanistan. Nun, was kann mir zu Hause passieren? Oder, sagen wir, im zivilisierten Europa? Deshalb habe ich nur verächtlich ironisiert, als meine schwedischen Kollegen mich beschworen, am Abend nicht in den Stockholmer Bezirk Rinkeby zu fahren. Nur keinesfalls später als um ein Uhr Mittags und mit einem wehrhaften Mann als Begleitung.“

Marine Le Pen kämpft  „wie eine Mutter“

In einem Café wollen sie Männer überwältigen, um sie zu vergewaltigen; einer, der ihr helfen will, warnt sie, dass hier nicht Schweden sei und es keine Pressefreiheit gibt. Später erfährt sie von einem einheimischen Redakteur, dass im Land bereits 55 No-Go-Zonen gezählt werden. Aber was bereits bei uns vielen die meisten Sorgen? Rassismus und Rechtspopulismus, was beides nur mehr jene Kräfte meint, die das eigene Land nicht ausliefern und aufgeben wollen. Da zeigt Marine Le Pen aus der Sicht einiger anderer mehr Courage als die meisten Politikerinnen und Politiker. Bricht man das „rechtsextrem“ oder „far right“ herunter, bleibt nicht viel davon übrig, wie es Tucker Carlson bei Fox News macht. Denn aus Politik, die „right“ bzw. „richtig“ ist in der Anwendung von Gesetzen, um Destabilisierung durch illegale Masseneinwanderung zu verhindern, wird unter Bezugnahme auf den Zweiten Weltkrieg etwas Anrüchiges. Das funktioniert auch in Frankreich, da es nicht nur die Resistance, sondern auch das Vichy-Regime und weitere Kollaborateure gab.

Man wirft Marine Le Pen auch vor, dass sie Frankreich aus der EU führen will, was keineswegs europafeindlich ist, sondern ein für den Kontinent nachteiliges CIA-Soros-Projekt zu Fall bringt. Sie kann aber konkrete Kritikpunkte benennen, was sie wohl von den Politikerinnen unterscheidet, die uns mit Ausnahme der britischen Premierministerin Theresa May präsentiert werden. Doch Fragen der Souveränität, welche die gelernte Juristin Le Pen natürlich ausführen kann, sind vielen schon zu komplex, sodass sie die Kandidatin lieber als islamfeindlich betrachten. Als „Feminismus“ wird uns verkauft, Vorschriften von Männern zu tolerieren, die erkämpfte Frauenrechte abschaffen. Würde man(n) Beispiele nicht auf Muslime, sondern auf typische Einheimische beziehen, wäre klar, wie absurd dies ist. Nach den sexuellen Übergriffen in Köln und anderen Städten zu Silvester 2015 war auch Marine Le Pen empört, doch „Politico“ (ein globalistisches Medium) meinte spöttisch, dass sie „ihre innere Feministin“ entdeckt habe, Feministinnen aber nichts mit ihr zu tun haben wollen:

„There’s just one problem: Feminists want nothing to do with Le Pen. In an opinion piece published Thursday by French daily l’Opinion, Le Pen called for a French referendum on the country’s migration policy and argued that women’s rights were being compromised by an influx of refugees. Le Pen invoked mass sexual assaults that targeted women on New Year’s Eve in Cologne to blame migrants for a negative impact on women’s liberties in Europe. ‚I am revolted today by the unacceptable silence and therefore tacit consent of the French Left in the face of these fundamental attacks on the rights of women,‘ Le Pen wrote. ‚I am scared that the migrant crisis signals the beginning of the end of women’s rights.'“ Als „Feministinnen“ werden hier aber Frauen bezeichnet, die Frauenrechte verraten und Täter in Schutz nehmen, dafür jedoch jede Medienöffentlichkeit haben, während echte Feministinnen sich fast nur im Netz artikulieren konnten.

„Politico“ spricht noch etwas anderes an: „Feminists have criticized Le Pen for peddling what they say is a reactionary view of the family, while her niece, Marion Maréchal-Le Pen, came under fire in December for proposing to cut funding to Planned Parenthood in her region, with a petition against her proposal signed by more than 14,000 people.“ Gemeint ist tatsächlich die amerikanische von George Soros, Bill Gates und anderen unterstützte Organisation, die gemeinsam u.a. mit muslimischen Gruppen den „Women’s March“ am 21. Jänner 2017 nach der Inauguration Trumps durchführte. Dass Tafeln mit dem abgewandelten Obama-Hope-Icon eine mit der US-Flagge verschleierte Frau zeigten, weist auf den wahren Charakter des Massenauflaufs in vielen Städten hin, denn es geht um offene Grenzen und islamisierung. Weil auf globaler Ebene diskutiert und mobilisiert wird, funktioniert das Umpolen auch überall, wie man anhand einer merkwürdigen Pro-Kopftuch-Demo in Wien sehen kann, bei der Frauen und Männer getrennt marschierten.

Mit anderen Worten sind viele Feministinnen keine mehr, während Marine Le Pen keine sein darf, weil sie dem Front National angehört. Dabei wirkt sie insofern authentisch, als dass ihre Worte nicht aufgesetzt wirken, sondern sie aus sich selbst heraus argumentiert und dabei natürlich eine große Bandbreite an Themen abdecken muss. Mit anderen engagierten Frauen verbindet sie, dass sie Diskriminierung und Gender nicht in den Mittelpunkt stellt, weil sie nicht das Gefühl hat, mühsam ihren Platz in der Öffentlichkeit erkämpfen oder verteidigen zu müssen. Auch die massiven Angriffe und Untergriffe, denen sie ausgesetzt ist, bezieht sie nicht auf ihr Geschlecht, kann also mit Opferhaltung nichts anfangen. Im Vergleich zu ihr wirken z.B. Politikerinnen, die für Sozialdemokraten und Grüne sprechen, hölzern und unecht.  Denn deren Worte sind das eine, ihr Handeln ist aber etwas ganz anderes, da sie sich niemals um einer Sache willen mit jemandem anlegen würden. Es ist vielleicht kein Zufall, dass Le Pen ihre Tochter Jehanne nannte, denn dies ist der Name von Jeanne d’Arc, die zwar nicht schreiben und lesen konnte, aber mit Jehanne unterschrieb.

Denn auch Marine Le Pen will das Land verteidigen, seine Kultur und Zivilisation, während der Soros-Kandidat Emmanuel Macron die eigene Kultur in Vielfalt aufgehen lassen will. Zu Recht sieht sich Le Pen als Kämpferin gegen die Globalisten auch im Interesse anderer europäischer Völker; sie spricht nicht davon, dass alle ihre Positionen teilen müssen, aber dass sie ein Recht auf Freiheit haben. Medien, die wir von Kriegspropaganda und Clinton vs. Trump kennen, enttäuschen uns auch jetzt nicht: „‚We feel very close to her‘: can ‚fake feminist‘ Marine Le Pen win the female vote?“ lautet eine Schlagzeile im „Guardian„.  Wählerinnen Le Pens werden so porträtiert, dass ausschliesslich Immigrationsfragen eine Rolle spielen, also Angst und Unsicherheit auf der Straße und Benachteiligung am Sozialamt etc. Obwohl sich Le Pen selbst nicht als Feministin bezeichnet, tun es andere, um sie zugleich abzuwerten wie Inna Shevchenko (von der Frontgruppe Femen): „Born in 1968, Le Pen, a twice-divorced working mother, ‚looks‘ feminist to the world without having to do much to prove it. She is seen as a strong woman in power who does better than men, or at least better than her own father. She cultivates a more attractive persona than Jean Marie Le Pen, who alienated the chattering classes with his violent and sexist speeches.“

Dass Le Pen etwas anders beworben wird als ein Mann, sieht man am Kampagnenlogo, der blauen Rose, auch mit dem Schriftzug „Au nom du peuple“ („Im Namen des Volkes“). Sie macht aber nicht den Eindruck, bloß vorgeschoben zu sein, sondern wirkt wie wenn sie die Zügel in der Hand hätte. Das sagte man auch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel einmal nach, doch seitdem sie gebetsmühlenartig für offene Grenzen (und gegen Deutschland) auftritt, trauen ihr immer mehr Menschen immer weniger zu. Während Kandidaten, Kanzler, Premierminister, die wie Kopien von Soros‘ Barack Obama wirken, bejubelt und beworben werden, wird Le Pen ständig unterstellt, dass sie täusche und tarne. Auch der Feminismus dient da nur dazu, die Front National „weicher“ und „weiblicher“ wirken zu lassen, womit man Wählerinnen und Wähler offenbar über den Tisch ziehen will. Diesen Narrativ bringen uns dieselben nahe, die Michelle Obama, Hillary Clinton, Angela Merkel und Eva Glawischnig bejubeln.

Das kann man anhand der „Falter“-Beilage zum Thema „Feminismus“ (zum Internationalen Frauentag 2017) sehen, auf die ich hier näher eingehe. Dort ist Le Pen „pseudo-feministisch“, was sie natürlich von die Genannten unterscheidet, die fpr endlose US-Kriege samt Flüchtlings- und Migrationswelle eintreten. Dass Le Pen so konsequent war, selbst den eigenen Vater wegen nicht tolerierbarer Aussagen aus der eigenen Partei auszuschließen, ist für den „Falter“ nur die Inszenierung „eines archaischen Vater-Tochter-Konflikts“. Zugleich traut man Clinton und Co. nicht zu, Frauen aus Kalkül etwas anzubieten, in dem sie sich wiederfinden. Wie anderswo im Mainstream wird Le Pen vorgeworfen, „die berühmteste französische Frauenrechtlerin, Simone de Beauvoir“ zu „missbrauchen“ (und das „ohne Skrupel“). Der „Falter“ verweist auch auf Frauen bei der AfD und ist erleichtert, dass die FPÖ keine entsprechenden Politikerinnen vorzeigt. Hier treten aber Journalistinnen, die einer Agenda dienen müssen, zur Verteidigung von Politikerinnen an, die dies ebenfalls tun – während ironischer Weise gerade Le Pen ihnen vormacht, wie frau eigenständig agiert.

PS: „Bemerkenswert ist das unterschiedliche Wahlverhalten von Männern und Frauen. Während Männer mehrheitlich Macron (24,8 Prozent) vor Le Pen (20 Prozent) wählten, ist es bei den Frauen umgekehrt. Sie gaben zu 23,9 Prozent Marine Le Pen ihre Stimme, Emmanuel Macron folgt mit 21,3 Prozent der Stimmen auf Platz zwei“, schreibt die „Welt„.

10 Kommentare zu „Marine Le Pen und die Frauen

  1. Sehr gut gesagt, liebe Alexandra! Auf dem Video habe ich gerade gesehen, dass Marine nicht nur so heisst, sondern auch eine Seefrau ist (wie ich ein Seemann, marin).

    In Jugendzeiten war ich eng mit der französischen Welt verbunden. Es ist Marine als grosses Verdienst anzurechnen, dass sie den Front National ihres Vaters hartnäckig und kontinuierlich in die demokratische Zivilisation geführt hat. Ihr Einsatz für direktdemokratische Verfassungselemente macht sie mir besonders sympathisch, denn bei uns in der Schweiz hat das Volk die Politiker vor den hirnverbranntesten Verrücktheiten abgehalten.

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    1. Danke 🙂 und gut auch, dass sie sich auf de Gaulle bezieht – sieht man z.B. daran, dass sie aus den militärischen Strukturen der NATO ausscheiden will, was ja bis Sarkozy ein unverrückbares Dogma war; erst er machte die Entscheidung De Gaulles rückgängig.

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      1. Liebe Alexandra

        Deine Antwort hat mich gefreut und ermutigt mich zu einer Bemerkung über Charles de Gaulle. Dem, was Du dazu sagst, stimme ich natürlich zu. Aber de Gaulle hat sich auch die ‚monarchie présidentielle‘ auf den Leib geschrieben, welche Jean-Luc Mélenchon abschaffen will (der mein anderer ‚favori‘ ist).

        Vive la France insoumise!

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      2. Klar, man muss De Gaulle auch in seiner Zeit sehen – gegenüber den USA war er aber unnachahmlich konsequent. Und wenn das jemanden inspiriert und es nicht bei Worten bleibt, ist schon viel gewonnen.

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  2. Die Frage national vs global überrag jetzt alle anderen, und sie wird von Le Pen vs Macron perfekt personifiziert. Der Sache und Persönlichkeit nach müsste Le Pen gewinnen. Bürgerliche Rechte müssten für sie sein, insoweit sie eher national sind. Linke wie Mélenchon müssten für sie sein, weil FN am ehesten zum Schutz des Sozialstaats bereit in der Lage ist. Was sie hindert, ist lediglich die Gewohnheit des Apparats, der die Debatten noch immer vermeiden (in Humanitärfrömmelei ersticken) will.

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    1. Zwar checken immer mehr Menschen, was Sache ist und das ist erfreulich – aber leider sind es eben immer noch zu wenige. Und es gibt auch die, die meinen, na und? Finde Globalisierung eh besser und den Nationalstaat überholt. Solche Exemplare traf ich vor ein paar Wochen bei einer Veranstaltung der Grünen Bildungswerkstatt. Was willst da noch viel sagen?

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      1. Danke, man kann sich gar nicht alles anschauen – Andreas Popp beneide ich irgendwie, weil er sich das kritische Publizieren leisten kann, während ich dafür fertiggemacht werde…

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