Reiner Füllmich, kontrollierte Opposition und Leichtgläubigkeit

Reiner Füllmich lebte in Mexiko mit Frau und Hunden, musste dort zur deutschen Botschaft, seine Aufenthaltserlaubnis wurde nicht verlängert, die der Ehefrau schon. Er wurde nach Deutschland abgeschoben und am Frankfurter Flughafen basierend auf einem EU-Haftbefehl festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Göttingen wirft ihm die Veruntreuung von Spendengeldern nach einer Anzeige ehemaliger Partner beim Corona-Ausschuss. Diese nüchternen Fakten rufen viele auf den Plan, besonders diejenigen, die wieder Häme über Massnahmengegner verbreiten können. Unter C-Kritikern ist es nicht so eindeutig, denn einige sind schon lange von Füll Mich enttäuscht, während andere Verdienste um „die Bewegung“ hervorstreichen und ihm immer noch die Stange halten. Auf seine Seite stellt sich wenig überraschend Auf1, auch David Icke nimmt Stellung und fordert dazu auf, Füll Mich Briefe zu schicken. Damit greift er auf, was Füll Michs Anwältin Dagmar Schön vorschwebt: Die Posteinlaufstelle der Justizvollzugsanstalt fluten, damit Füll Mich binnen zwei Wochen wieder frei ist.

Sein Agieren ist auch inhaltlich längst weit weggedriftet, was manche als seine Rolle von wegen Opposition kontrollieren verstehen, andere als Berechnung oder dass er sich in dem verfängt, was er behauptet. Füll Mich gab vor siehe Video eines anderen Anwalts unten, Christian Drosten und Lothar Wieler vom RKI per Sammelklage haftbar machen zu können. Dafür sollte man 800 € berappen, obwohl Füll Mich einen Umweg über USA und Kanada einschlagen müsste, wo es die „Class Action“ gibt. Bereits da klingelten Alarmglocken, denn es waren sinnvolle juristische Aktionen immer möglich, etwa um Versammlungsfreiheit zu verteidigen, Maskenstrafen zu bekämpfen oder zum Bundesverfassungsgericht zu gehen (gerade fällte der österreichische Verfassungsgerichtshof wieder ein Corona-Urteil). Wenn solche Einsätze gut argumentiert und verbreitet werden, hilft dies allen und zerstört das Corona-Narrativ. Es erfordert aber Kooperation statt Selbstdarstellung, sodass seriöse Anwälte neben der Füll Mich-Inszenierung verblassten. Dass früher über seine Scientology-Techniken als vermeintlicher Anlegerschützer berichtet wurde, nun aber nichts vom Mainstream aufgegriffen wurde, lässt den Schluss zu, dass er eine Funktion beim Ablenken von Widerstand hatte.

Zur „Sammelklage“ (von 2021)

Füll Mich bastelte sich ohne Corona-Ausschuss ein internationales geplantes Tribunal (seine Webseite heisst ICIC Law), das er zunächst „mit den Maori“ realisieren wollte. Am 8. Oktober erzählte er bei Roger Bittel, dass er nun Partner in Afrika gefunden habe für Verfahren „nach dem Naturrecht“. Den „Anlegerschutz“ zog Füll Mich so durch wie die „Sammelklage“, denn Menschen, die in überteuerte Immobilien investierten, gaben ihm ihr letztes Geld, um aus dieser Situation wieder herauszukommen. Seine Anwältin Dagmar Schön, die mit ihm Videos produziert mit reichlich seltsamen Gästen, diffamierte bei Roger Bittel nach Füll Michs Verhaftung Mitglieder des Corona Ausschusses. Sie zog auch über die Hutmacherin und Anwältin Viviane Fischer her, so auf die Art „Wie die aussieht! Was die anzieht!“ (obwohl man manchmal versucht ist, an Alice im Wunderland zu denken). Viele hofierten Füll Mich, etwa Kayvan Soufi Siavash, dabei hätte es auch zu denken geben sollen, dass er und andere von jetzt auf gleich mit „die Basis“ in den Bundestag wollten. Wer sich fragt, warum Wolfgang Wodarg, der lange SPD-Abgeordneter war, nicht merkte, dass Widerstand kanalisiert wird, stolpert vielleicht darüber, dass er einst den Hochstapler Gerd Postel beschäftigte.

Kritische Auseinandersetzung

Wir müssen uns fragen, was möglich gewesen wäre, wenn besser koordiniert, mit weniger Egotrips und Manipulation auf die Situation reagiert worden wäre. Wenn es aber um Leichtgläubigkeit und Geschäftemacherei geht, empören sich die am meisten, die genau davon immer im Dienst des „Current Thing“ sehr gut leben. Immer wieder kommt, dass Füll Mich doch so wertvolle Arbeit geleistet habe, es damit verhindert habe, dass sich jemand impfen habe lassen (so werden auch Wodarg und Sucharit Bhakdi verteidigt). Jetzt wird Füll Mich mit Julian Assange verglichen (eher selten) und mit Michael Ballweg (schon öfter). Es mögen einige im Jahr 2020 Eisbrecher gewesen sein (Betonung auf „einige“), doch heute setzen sich viele offen z.B. mit der Verletzung von Menschenrechten und Menschenwürde durch Massnahmen auseinander. Wer „damals“ nicht mitmachte, musste vielfach neue Freunde finden; vielleicht fördern viele unbeschriebene Blätter auch Vertrauen ohne Vorsicht, weil man ja bei etwas so Zentralem einer Meinung ist? In der Schweiz sind jetzt Nationalratswahlen, bei denen es auch aus dem C-Widerstand hervorgegangene Kandidaturen gibt. Joyce Küng beschreibt das Gruppengefühl bei Mass-Voll und dann immer mehr Unbehagen über den alles beherrschenden Nicolas Rimoldi (Mass-Voll und er kommen auch mal zu Demos nach Wien). Was Küng schreibt, ist auch im Fall Füll Mich lehrreich, denn es werden nie alle alles überprüfen und stets ein wenig skeptisch sein. Es würde nicht funktionieren, denn dann gäbe es unzählige Ein Personen-Widerstandsprojekte, die sich misstrauisch von allen anderen abgrenzen. Es geht aber auch etwas weniger naiv, denn viele schreiben diversen Doktoren von Haus aus Autorität zu, statt sich ein eigenes Urteil zuzutrauen.

FPÖ-Medien als Alternative?

Nur an der Oberfläche sind alternative Medien eine uneingeschränkt empfehlenswerte Alternative, der man also anvertrauen kann, eine persönliche Ansicht weitgehend zu beeinflussen. Denn es ist nicht so simpel, dass alles Fake ist oder eine False Flag, dass alles WEF, Klaus Schwab, Transhumanismus ist. Tatsächliche Hintergründe sind komplexer und involvieren auch die FPÖ, von der sich einige nicht zuletzt wegen Corona vertreten fühlen. Dass Auf1 vom Mainstream attackiert wird, verleiht den dortigen Inhalten noch keine Glaubwürdigkeit. Es wird wie bei Füll Mich und anderen auf einen kritiklosen „Zusammenhalt“ gesetzt, der nur denen hilft, die andere manipulieren. Doch gerade das war auch zu Beginn bei C entscheidend, denn wir taten etwas für andere, indem wir uns fügten. Mein erster Gedanke war hybride Kriegsführung kombiniert mit anderen in Gang gesetzten destabilisierenden Ereignissen, die man versteht, wenn man Subversion untersucht. Dies ist weit weg von Füll Michs „Mister Global“, weil man Netzwerke und scheinbar zufällige Abläufe benennen muss. Davon lenken alle ab, die Opposition steuern sollen.

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