Und was tun die Geheimdienste?

Innenminister Wolfgang Sobotka will stärker mit dem britischen Auslandsgeheimdienst MI 6 zusammenarbeiten; in Artikeln und Kommentaren wird auf die Aufgabe der Dienste verwiesen oder man weist ihre Rolle zurück wie im neuen „News“. Der Schweizer Geheimdienstexperte Daniele Ganser meint aber, dass wir die Fiktion lieben und gar nicht wissen wollen, wie Geheimdienste verdeckt Krieg führen.

Schließlich gab es 1953 den ersten James Bond-Roman („Casino Royale“) von Ian Fleming, der dem Publikum ebenso gefiel wie später Verfilmungen. Doch dass im gleichen Jahr Premierminister Mossadegh im Iran gestürzt wurde und der CIA-Agent Kermit Roosevelt maßgeblich an der Planung  beteiligt war. Darauf nimmt Ganser im unten eingebundenen Vortrag ebenso Bezug wie auf die Rolle von United Fruit beim Putsch gegen Arbenz in Guatemala. Als Kind sammelte er unbefangen Bananenaufkleber und nahm eine aufblasbare Banane zum Baden mit, erzählt er; inzwischen weiss er, woher der Begriff „Bananenrepublik“ kommt.

Man destabilisiert andere Staaten durch Terror und Unruhen unter falscher Flagge und verschafft sich so auch einen Vorwand zur (militärischen) Intervention, erklärt Ganser anhand von Beispielen. Der Wissenschafter hat in einem Kurs an der Unversität Zürich (und später in Basel) verdeckte Kriegsführung unterrichtet, damit die StudentInnen lernen können, wie man so etwas erkennt. Nicht nur die CIA spielt eine Rolle, auch der amerikanische Generalstab; die Vorstellung ist falsch, dass irgendjemand auf unterer Ebene agiert, ohne dass man ganz oben Bescheid weiss und es auch in Auftrag gegeben hat.

Es sind „immer die gleichen Spiele“, betont Ganser und geht auf die nicht durchgeführte, aber vom US-Generalstab geplante „Operation Northwoods“ ein. Er deutet an, dass sich Präsident Kennedy gegen den militärisch-industriellen Komplex und gegen die Geheimdienste wandte und deswegen 1963 unter „ungeklärten Umständen“ ums Leben kam. Wer versucht, sich bei den Vereinten Nationen gegen verdeckte Kriegsführung zu wehren, dem lügt die angloamerikanische Kriegsmacht eben ins Gesicht, und Mainstream-Medien sekundieren. Der eigenen Bevölkerung muss man Krieg immer als zur Wehr setzen gegen Angegriffen Werden verkaufen, wie Ganser erläutert. In diesem Sinne sollten wir politische Konsequenzen aus Terror skeptisch betrachten und gegen falsche Schlußfolgerungen auftreten.

In einer Hinsicht ist Gansers Vortrag veraltet, denn er schreibt verdeckte Kriegsführung nur wenigen Akteuren zu und appelliert, an das Gute im Menschen zu glauben, weil im Freundes- und Bekanntenkreis ganz bestimmt niemand involviert ist. Schon wahr, vermutlich wird kein Agent oder keine Agentin in der näheren Umgebung zu finden sein, aber für Ziele verdeckter Kriegsführung sind viele instrumentalisiert, ohne dies zu begreifen. Etwa jene Leute, die sich gegen Sahra Wagenknecht benutzen lassen, die als Abgeordnete der Linken der NATO entgegentritt. Nach einem Fernsehinterview mit dem Autor Amer Albayati, der seit Jahren vor dem radikalen Islam warnt, überlegt ein Blogger:

„In letzter Konsequenz bedeutet dies aber auch, dass jene Personen, die in Eigenregie Personen z. B. von Ungarn nach Österreich gebracht haben, nicht wie sie glauben eine humanitäre Glanztat vollbracht haben, sondern unter Umständen dem Terror Vorschub geleistet und unsere Sicherheit gefährdet haben, weil Personen ohne notwendige sicherheitspolizeiliche Überprüfung zu uns gekommen sind und man mittlerweile gar nicht weiß, wer überhaupt bei uns ist.“ Das ist nicht von der Hand zu weisen, aber warum haben sie dies getan? Weil sie verdeckter Kriegsführung Vorschub leisteten bzw. durch diese vollendete Tatsachen wie der illegale Massen-Grenzübertritt geschaffen wurden und sie nur mehr versuchen konnten, die Folgen zu lindern.

Gerade kursiert dieses Video auch auf Facebook, das Julia Schramm (Politikwissenschafterin, Autorin und Mitarbeiterin der Amadeu Antonio-Stiftung) selbst aufgenommen hat. Sie plaudert locker darüber, dass sie halt provozieren wollte vor zwei Jahren mit der Forderung, dass „Bomber Harris“ es nochmal tun sollte (Dresden bombardieren) und meint zum Schluss, dass sie „für die Auflösung Deutschlands“ sei. Userinnen fragen sich, was sie sich eingeworfen hat oder wollen wissen, auf welchen kindischen Niveau sie stehengeblieben ist (siehe auch ihre Parteikollegin Selin Gören). Tatsächlich gibt es viele Julia Schramms, etwa als Fernsehjournalistinnen (und Kriegshetzerinnen), die ebenfalls viel Emotion und keine Fakten verbreiten. Schramms Weg zu den Piraten und von diesen zu den Linken sowie ihre Karriere als Autorin machen Ausführungen von „Compact“ durchaus plausibel, wonach sie Maulwurf ist. Da ihr Arbeitgeber mit Facebook-Zensur und dem Vorgehen gegen „Haßpostings“ beauftragt wurde, gibt es inzwischen auch einige kritische Artikel, unter anderem, weil im Auftrag der Regierung im rechtsfreien Raum agiert wird.

Wer aber für die Auflösung des eigenen Staates ist – und diese Haltung haben viele in der „refugees welcome, und wer nein sagt, ist ein Nazi“-Szene -, müßte selbst ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten. Parallelen zu Österreich sind offensichtlich, zumal es auch hier eine Zensurstelle geben soll und eine ähnliche Mischung aus „NGOs“, diversen AkteurInnen, Medien, Klerikern und manchen PolitikerInnen Druck auf Regierung und Bevölkerung ausübt. Es ist nicht zu erwarten, dass Vorgehen gegen Staatsgefährdung Gegenstand der „Polizei-Kooperation mit dem britischen MI6“ ist, über die die „Kronen Zeitung“ am 1. August 2016 berichtet. Innenminister Sobotka habe sogar den Militärgeheimdienst besucht, erfährt man und dass in Österreich mehr „community policing“ stattfindet, also Hinweise aus der Bevölkerung aktiv gesucht werden.

In seinem Vortrag geht Daniele Ganser auch auf den MI6 ein, der zusammen mit der CIA und lokalen Diensten wie dem italienischen SISMI Gladio-Operationen durchführte. Bei 49 Minuten und 29 Sekunden sagt Ganser, dass die Kommunisten in Italien stark im Parlament vertreten waren und aus Sicht der NATO die Gefahr bestand, dass sie in die Regierung kommen und es einen kommunistischen Verteidigungsminister gibt, der „NATO-Geheimnisse“ ausplaudert. Manche Minister kennen keine „NATO-Geheimnisse“, wie Ganser anhand eines Schweizer Minister zeigt, der von Gladio in der Schweiz (P-26) noch nie gehört hat. Als in Österreich ein kritischer Sozialdemokrat, der gegen den US-Raketenschild und gegen US-Militäroperationen war, Verteidigungsminister wurde, geriet er natürlich auch ins Visier der NATO. Norbert Darabos, der heute Landesrat im Burgenland ist, verbindet mit Sahra Wagenknecht, dass auch er als „feindselig“ gegenünber US-Hegemonialinteressen betrachtet wird.

Ob Vorwände für Militärinterventionen von erfundenen Brutkästen in Kuwait über nicht vorhandene Massenvernichtungswaffen im Irak geschaffen werden oder ein Putsch kaschiert wird siehe Ukraine – es wird immer gelogen, bis sich die Balken biegen, was verdeckte Kriegsführung auch schwer nachweisbar macht. Natürlich gibt es Cover für den Umgang der (transatlantischen) Medien mit unbequemen PolitikerInnen, weil die Wahrheit sofort alle Sympathien auf ihrer Seite vereinen würde. Dass der Versuch, solch perfide Machenschaften zu durchschauen, viele Menschen überfordert, weil einfache Erklärungen leichter abgehakt werden können, ist auch für Ganser nachvollziehbar.

Er fühlt sich selbst als Forscher oft von der Fülle an dem erschlagen, was man in Erwägung ziehen muss. Es gibt aber keinen anderen Weg, als durch diese Situation hinzudurchzugehen, sich dem Prozess der Ent-Täuschung auszusetzen, rät er. Wie weit Schein und Realität auseinander liegen, sieht man an seinen Beispielen. Was bereitet wohl eher schlaflose Nächte – Ian Flemings Casino Royale-Geschichte oder  die Operation Ajax britischer und amerikanischer Dienste gegen den persischen Premier Mossadegh, den man zunächst fälschlicherweise als Kommunist darstellte, um ihn dann loszuwerden? Was ist Feuerball, wo ein Kampfjet mit zwei Atombomben entführt wird, gegen die reale GGefahr eines Atomkriegs? Wenn die in „Feuerball“ agierende Geheimorganisation „Spectre“, gegen die 007 in einem Wettlauf mit der Zeit antritt, für einen der neueren Bond-Filme reaktiviert wird, ist dies beruhigender Weise Fiktion.

Wie beängstigend muss hingegen sein, sich mal der Tatsache bewusst zu werden, dass es in Europa Atommächte gibt, die im Ernstfall US-Waffen verwenden. Haben wir je im Mainstream gehört, dass es beim gescheiterten Putsch in der Türkei auch um die Atomsprengköpfe der Militärbasis Incirlik ging? Und dass in der Türkei selbst Vergleiche mit Gladio gezogen werden? Bond-Autor Ian Fleming war beim britischen Marinegeheimdienst und steuerte Ideen zur Gründung des amerikanischen Office of Strategic Services OSS bei (aus dem dann die CIA hervorging). Seine Romane sind recht amüsant zu lesen, wenn man sie als solche betrachtet und sich die Welt der 1950er, 1960er Jahre vorzustellen versucht, in der sie entstanden sind. Gewisse technische Details und Fertigkeiten werden auch korrekt beschrieben sein; und es soll „autobiografisch“ sein soll, dass Flemings Vorliebe für BDSM in die Geschichten einfloß. Aber jene Actionszenen, die besonders die Filme charakterisieren, sind weit entfernt von tatsächlicher verdeckt stattfindender Geheimdienstarbeit.

 

 

https://www.radio-utopie.de/2016/07/30/schweinebucht-am-bosporos/

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