Willkommen auf der Atlantik-Brücke!

Die Atlantik-Brücke, in der sogar Mitglieder der Linken zu finden sind (und eine Menge Medienleute), soll „überparteilich“ sein und der „Völkerverständigung“ dienen; doch wie bei anderen transatlantischen Seilschaften ist die Durchsetzung von US-Interessen gemeint. Diese Organisation und einige andere machen daher deutlich, wie man es bewerkstelligt, an der eigenen Bevölkerung vorbei zu regieren und zu publizieren.

Hartmut Barth-Engelbart hat kürzlich einen Artikel auf seine Webseite gestellt, der im Juni letzten Jahres verfasst wurde, aber heute nach wie vor aktuell ist. Denn er befasst sich damit, wie der Politiker der Linken Stefan Liebich seine Mitgliedschaft in der Atlantik-Brücke gegenüber KritikerInnen rechtfertigt: „Da hat unser Stefan ganz schnell ein paar namenlose Getreue in Pankow gefunden, die völlig empört über die Baden-Württemberger sind und denen einen bösen Brief schreiben.

Schließlich sei der US-Verein ‚gemeinnützig, privat und überparteilich‘, außerdem diene er auch noch der ‚Völkerverständigung‘. Richtig! Immer, wenn die USA sich mit den Völkern Vietnams, den Völkern Afghanistans, des Iraks oder Libyens verständigen wollten, war der Verein nur zu gern bereit, das verständlich zu finden. Da muss der Stefan aus Pankow dabei sein, damit die Völker das auch wirklich richtig verstehen.“ (1)

Dabei kann man der Atlantik-Brücke nicht einfach beitreten, sondern wird nominiert. Wikipedia nennt (allerdings im Jahr 2010) unter 493 Mitgliedern 82 aus der Politik, 40 aus den Medien und 252 aus der Wirtschaft. (2) Aktueller ist eine Zusammenstellung von Mitgliedern im Bereich Journalismus (3), auf die auch der Blog „Spiegelkabinett“ eingeht: „Journalisten erklären uns die Welt, beeinflussen unsere Meinung, machen Politik. Wer aber erklärt den Journalisten die Welt, beeinflusst ihre Meinung und macht somit Politik?

In Berlin gibt es die Hintergrundkreise in denen Politiker mit den Hauptstadtjournalisten kungeln. Gezielt werden bei einem guten Essen und reichlich teurem Rotwein sogenannte Hintergrundinformationen gegeben, unter dem Mantel der Verschwiegenheit Gerüchte gestreut und den Journalisten ein Gefühl der exklusiven Nähe vermittelt. Lobbyisten bearbeiten nicht nur Politiker und hohe Beamte, sondern auch die Hauptstadtkorrespondenten. PR-Agenturen liefern fertige Texte in denen sie die Sicht ihrer Auftraggeber verbreiten. Und dann gibt es noch die Vereinigungen der Strippenzieher, Stiftungen, Institute, Center und Konvente.“ (4)

Nach dieser allgemeinen Erklärung geht es ans Eingemachte: „Eine der ältesten und auch wohl einflussreichsten Verbindungen von Finanzwelt, Grossindustrie, Militärs, Politik, Geheimdienst und Journalismus, ist die Atlantikbrücke. 1952 von dem Deutsch-Amerikanischen Bankier Eric M. Warburg in Hamburg gegründet hat sie sich die Pflege der Beziehungen zwischen Deutschland und den USA auf die Fahnen geschrieben. Ihr derzeitiger Vorsitzender ist der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordneter Friedrich Merz.“ Dabei ist dem „Spiegelkabinett“ bewusst, dass man „Elite“ aus atlantischer Sicht keineswegs echte Talente verstehen sollte:

„Mit dem Young-Leaders-Programm betreibt die Brücke eine Art Elitebildung in ihrem Sinn. Junge Leute aus Wirtschaft und Politik werden von ihren Mentoren empfohlen und in das Programm aufgenommen. Das diese jungen Streber nicht gerade ein Ausbund an Eigenständigkeit und der Fähigkeit eigenen ungebundenen Denkens sind, versteht sich von selbst. Der Name ‚Young Leader‘, also ‚Junger Führer‘ gewährt einen Eindruck in die Denkweise der Mitglieder der Atlantikbrücke, egal ob jung oder alt.“ Doch es „tummelten sich jahrelang geistige Tiefflieger und Aufschneider wie Karl Theodor zu Guttenberg, Patrick Döhring, mittlerweile FDP-Generalsekretär oder Phillip Mißfelder von der CDU bei den verschiedenen Veranstaltungen der Atlantikbrücke im wärmenden Schein der Gunst von Leuten wie Richard von Weizsäcker, ehemaliger Bundespräsident, Jürgen Fitschen, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank oder eines Henry Kissinger bei seinen zahlreichen Besuchen bei der Atlantikbrücke.“

Man habe es dort mit „selbstverliebten Managern und die in die Jahre gekommenen Alphatieren der Politik“ zu tun, die sich „einen Stall gegelter, karrieresüchtiger Young Leader“ halten, „die unselbstständig und unfähig zu eigenem Denken“ sind; dazu gehört aber auch, die öffentliche Meinung entsprechend zu beeinflussen inklusive eines positiven Bildes von den USA.  „Die CIA dürfte bei jedem Treffen dieser Journalisten mit amerikanischen Politikern, Wissenschaftlern und Militärs immer mit am Tisch sitzen“, meint das „Spiegelkabinett“ und verweist auf Jutta Ditfurths Buch „Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen“, dessen Seite 145 als Faksimile abgebildet wird. (4)

Ditfurth schildert dort einen Besuch beim American Institute For Contemporary German Studies, bei dem sie ersucht wurde, doch eine „Studie“ über die Grünen zu verfassen: dies ist eine klassische Anwerbemethode der CIA, daher weigerte sie sich. Kooperationswilligen PolitikerInnen, die man für „brauchbare Führungskräfte“ hält, winken „Zusatzausbildungen“. Darauf geht Ditfurth auch in „Das  waren die Grünen“ ein, wo sie auch seltsames Publikum (viele Militärs, wohl auch Geheimdienstler) bei einem Vortrag in den USA beschreibt. Ein Militär giftete sie an, dass die Grünen ohne Zustimmung der USA nicht im Bundestag vertreten wären (Ditfurth gehörte zu jenen Grünen, die für einen Austritt Deutschlands aus der NATO waren).

Das „Spiegelkabinett“ meint zu Ditfurths Erlebnissen: „Mit unerfahrenen deutschen Journalisten wird man sicher nicht anders verfahren. Es gibt sicherlich nicht ganz viele Korrespondenten, die sich der freundlichen Inanspruchnahme des US-amerikanischen Geheimdienstes und seiner Tarnorganisationen entziehen können. Schon gar nicht solche Journalisten, die sich schon hier in Deutschland der, nennen wir es etwas zu freundlich: Überzeugungsarbeit, der Herrschaften der Atlantikbrücke unterwerfen.“ Was die „Young Leaders“ betrifft, haben aucch die Demokraten ein „Young Leaders“-Programm, in dessen Rahmen etwa der Gewerkschaftssekretär und Sprecher des Mauthausen Komitees Willi Mernyi bei einem  Parteitag eingeladen war. Er tritt u.a. gegen die Zusammenarbeit zwischen SPÖ und FPÖ im Burgenland auf und dementiert nicht, wenn man ihn als „Transatlantiker“ bezeichnet.

Ein User postet beim „Spiegelkabinett“: „Respekt vor der Arbeit an der Zusammenstellung der Atlantiker-Journalisten. Leider ist ja auch die halbe Regierung inkl. Bundespräsident und Teile der Opposition Mitglied in diesem neoliberal geprägten Club. Die Bürger spüren den daraus resultierenden Meinungsjournalismus ja schon intuitiv. Unter der Tarnkappe der ‚Wertegemeinschaft‘ ist es das Ziel der Atlantiker, die soziale und rechtsstaatlich beschränkte Marktwirtschaft in eine neoliberal-kapitalistische umzuformen. Da wurden ja schon Fortschritte gemacht, und es geht weiter: TTIP lässt grüßen…“

Gemeint ist beispielsweise Bundespräsident Joachim Gauck, der „Präsident für die Eliten“, wie ihn „Cicero“ 2012 nannte. (5) Aber es geht auch um die Grünen, bei denen etwa Cem Özdemir, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt Mitglieder waren. Seitens der Basis stellte einmal Micha Hoffmeier Fragen dazu an KandidatInnen, und Göring-Eckardt antwortete: „Ich bin, wie einige andere GRÜNE, Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke. Die Atlantik-Brücke ist ein Verein, der – wie in seiner Satzung festgeschrieben – der Förderung der Völkerverständigung dient. Es handelt sich um einen eingetragenen Verein, der auf der Grundlage des Vereinsrechtes arbeitet (damit genauso demokratisch ist wie ein Sportverein o. ä.) und Konferenzen und Hintergrundgespräche zu außenpolitischen Themen, insbesondere den transatlantischen Beziehungen, anbietet.

Das sind Themen, die für uns GRÜNE wichtig sind und zu denen wir mit JournalistInnen, Leuten aus der Wirtschaft und politischen MitbewerberInnen im Gespräch bleiben sollten, in diesem oder in anderem Rahmen. Es macht jedenfalls keinen Sinn, dies einseitig einem bestimmten politischen ‚Lager‘ zu überlassen. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann sich, statt nur auf Wikipedia zu vertrauen, ganz einfach den Jahresbericht auf der Homepage der Atlantik-Brücke herunterladen.“ (6) Und Claudia Roth schrieb: „Nein, ich bin nicht Mitglied der Atlantikbrücke, war es aber von 2005 bis 2010. Damals, nach der Bundestagswahl 2005, bin ich von einigen BundestagskollegInnen gebeten worden, Mitglied des Vereins zu werden. Die Idee war, diese Art von konservativen Zirkeln mit Grünen zu besetzen und sie politisch zu öffnen, für mehr Transparenz zu sorgen und so die politische Ausrichtung zu verändern. Leider musste ich feststellen, dass diese Strategie bei der Atlantikbrücke nicht aufging.“

Sie verabschiedete sich, weil die Atlantik-Brücke letztlich die CDU in Berlin unterstützte. „Telepolis“ nimmt in einem Artikel auf Liebich, Roth, Özdemir, Göring-Eckardt Bezug und erklärt: „Die Gründungslegende der eher öffentlichkeitsscheuen Atlantik-Brücke besagt, besonnene Deutsche wie Eric Warburg und Gräfin Marion Dönhoff hätten durch ihr Engagement im Nachkriegsdeutschland die industrielle Demontage durch die US-Besatzer gestoppt und durch intensive Kontaktpflege für beide Seiten Vorteile erzielt. Tatsächlich allerdings dürfte die Initiative eher von Washington ausgegangen sein.

Der Diplomat und Anwalt Allen Dulles, der das Außenhandelsgeschäft der Wallstreet betreute und den US-Geheimdienst CIA aufbaute und schließlich leitete, hatte als routinierter Gesellschaftslöwe dafür plädiert, im Nachkriegseuropa gezielt die Eliten anzusprechen und zu umschmeicheln, um über diese US-Interessen in Übersee durchzusetzen. Die Atlantik-Brücke wird ergänzt von gastfreundlichen wie CIA-nahen Think Tanks wie dem berüchtigten Aspen Institut und eben den sagenumwobenen (aber nun einmal realen) Bilderbergern, deren elitäre Mitglieder sich mit Atlantikbrücklern überschneiden.

Die Nähe zur CIA wird nicht einmal verhehlt, verleiht die Atlantik-Brücke doch ganz offiziell den Vernon Walters Award – gewidmet einem stellvertretenden CIA-Direktor, der in denkbar schmutzige Staatsreiche wie im Iran (1954), in Brasilien (1964) und Chile (1973) involviert war und in den 1960er Jahren Subversion gegen Gewerkschaften in Italien betrieben hatte. Den östlichen Geheimdiensten galt der geschworene Kommunistenhasser Walters als der Drahtzieher schlechthin. Erst kürzlich wurden zum 50. Jahrestag Akten über Walters klandestine Aktivitäten beim Staatsstreich in Brasilien von 1964 freigegeben. Anfragen von Telepolis an die Atlantik-Brücke, ob die Vergabe eines ‚Vernon Walters Awards‘ vor dem Hintergrund der neueren historischen Forschung noch angemessen sei, beantwortete man dort ausweichend.“ (7)

Immerhin gibt es eine Webseite der Atlantik-Brücke, auf der auch MitarbeiterInnen zu sehen sind, die jedoch alle einzeln vor einer Treppe fotografiert wurden. (8) Dies erinnert an eine Passage in einem der Bücher von Victor Ostrovsky über den Mossad, wo er verrät, woran man die Agenten in israelischen Botschaften erkennen kann –  nämlich daran, dass sie immer dieselben paar Krawatten tragen, weil man sie extra für den Diplomatenpass aufgenommen hat und sie sonst auf Krawatte verzichten. Allen Dulles hatte übrigens zeitweise einen österreichischen Schwiegersohn, Fritz Molden, dessen Bruder Otto nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Forum Alpach gründete. (9) Die beiden Brüder waren die Söhne des Chefredakteurs der Neuen Freien Presse, Ernst Molden. Wikipedia vermerkt zu Fritz Molden:

„1946 wurde er Auslandsredakteur der von seinem Vater Ernst Molden wiedergegründeten Tageszeitung Die Presse, Nachfolgerin der 1939 eingestellten Neuen Freien Presse. 1948 / 1949 war Molden als Diplomat in den Vereinigten Staaten, wo er im Informationsdienst des Österreichischen Generalkonsulats in New York arbeitete. 1948 heiratete er Joan Dulles, die Tochter des Leiters der OSS und späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles; im April 2009 wurde bekannt, dass der Chefredakteur der Presse, Otto Schulmeister, jahrzehntelang für die CIA gearbeitet hatte.“ Da Molden selbst für das OSS tätig war, ist seine Orientierung an den USA logisch.

Zum Forum Alpach erklärt Wikipedia: „Die Organisation des Europäischen Forums Alpbach obliegt dem gleichnamigen Verein, der von Franz Fischler (Präsident), Sonja Puntscher-Riekmann, Ursula Schmidt-Erfurth, Claus Raidl und Caspar Einem (Vizepräsidenten) geleitet wird. Das Büro mit Sitz in Wien bereitet gemeinsam mit den Kooperationspartnern das alljährliche Forum vor und organisiert während des Jahres eine Reihe von Sonderveranstaltungen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen, die an verschiedenen Orten in Österreich und dem benachbarten Ausland durchgeführt werden. Darunter die Diskussionsreihe ‚Alpbach Talks‘ oder das politische Innovationslabor ‚Re:think Austria‘.“ (11)

Gedacht wird auch hier transatlantisch, wie man an Präsident und VizepräsidentInnen erkennen kann. Fischler (ÖVP) engagiert sich u.a. für die zivilgesellschaftliche Plattform Respekt.net, die zu jenen gehört, die den Flüchtlingshype pushen. Dort findet man auch Wolfgang Petritsch (SPÖ), den derzeitigen Präsidenten der Marshall Plan Stiftung Österreich,  der es gut findet, wenn „die“ Zivilgesellschaft Regierende unter Druck setzt. (12) Petritsch und Einem erweisen sich als höchst abweisend, wenn man sie darauf anspricht, dass der ehemalige Verteidigungsminister Norbert Darabos (der 2004 für Einem ins Parlament nachrückte, ehe er 2007 in die Regierung wechselte)  offensichtlich abgeschottet, überwacht, unter Druck gesetzt wird.  Claus Raidl, der einmal bei einem Bilderberger-Treffen war und meinte, dies werde maßlos überschätzt, bestätigte immerhin die Beobachtungen von mir und vielen anderen bezüglich Darabos.

Hierbei handelt es sich wohl um den Fall eines mehr als „brauchbaren“ Politikers, der sich nicht von den USA instrumentalisieren lassen will und dafür sanktioniert wird, denn Darabos galt als hervorragender Stratege. Als er vor einem halben Jahr von der SPÖ-Zentrale in Wien in die burgenländische Landesregierung wechselte, wurde massiv gegen den „Tabubruch“ einer Koalition mit der FPÖ mobilisiert. Dabei legte sich der „Standard“ mit zahlreichen Kommentaren und Berichten sehr ins Zeug, und das Medium des Bilderbergers Oscar Bronner startete auch  einen Rundruf bei der SPD. Unter anderem wurde der Bundestagsabgeordnete Niels Annen zitiert:

“Ich bin über die Entscheidung der burgenländischen SPÖ zu einer Koalition mit der rechtsextremen FPÖ sehr besorgt und halte sie für einen schweren Fehler. Die FPÖ ist ausländerfeindlich, europafeindlich, arbeitnehmerfeindlich und im Kern undemokratisch. Wenn eine sozialdemokratische Partei in Europa mit solchen Leuten gemeinsame Sache macht, untergräbt das die Glaubwürdigkeit unserer gemeinsamen Politik gegen Rechtsradikalismus und schadet der Sozialdemokratie in ganz Europa.“ (13) Trotz seiner wertebetonten Worte war Annen allerdings nicht bereit, zu den undemokratischen Zuständen in der SPÖ Stellung zu nehmen, die ich ihm anhand des Umgangs mit Darabos,. aber auch mit mir als integrer Journalistin schilderte.

Man braucht sich aber angesichts seiner Biografie nicht darüber wundern: „Er ist seit 2013 wieder Mitglied des Deutschen Bundestages, dem er bereits von 2005 bis 2009 angehörte. Im SPD-Parteivorstand sitzt Annen ohne Unterbrechung seit 2003. Von 2001 bis 2004 war er Bundesvorsitzender der Jusos, der Jugendorganisation der Partei. Er war von 2010 bis 2011 Senior Transatlantic Fellow beim German Marshall Fund in Washington und von 2011 bis 2013 arbeitete er für das Referat Internationale Politikanalyse der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin.“ (14)

Zu Transatlantischem in Österreich gehört übrigens auch die Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft, deren Präsident  der  Generalsekretär des Außenministeriums a. D. Albert Rohan ist. Offenbar bekommt man von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek überreichte Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, wenn man sich in dieser Gesellschaft engagiert. (15)

Rohan spricht traditionellerweise auch dann, wenn JournalistInnen ausgezeichnet werden wie bei der Vergabe des „Press Freedom Award“ von Reporter Ohne Grenzen am 10. Dezember 2015 im Presseclub Concordia. (16) Zuvor hielt er im Mai 2015 eine Laudatio auf ROG-Präsidentin Rubina Möhring  anlässlich der Verleihung des Concordia-Publizistikpreises: „Medienfreiheit als unveräußerliches Menschenrecht sei der Leitfaden von Möhrings beruflichem Leben und Wirken, so Botschafter Albert Rohan über Möhring in seiner Würdigung. Ihre Waffe sei das geschriebene und gesprochene Wort, gesellschaftspolitisches Engagement Selbstverständlichkeit für die Aktivistin. ‚Informationsfreiheit ist ein teures Gut‘, lautete die Botschaft Möhrings in ihrer Rede und verwies auf die immer weniger geachtete Pressefreiheit in Europa.“ (17)

Dabei engagiert sich Reporter Ohne Grenzen bislang nicht für „die“ Pressefreiheit, sondern orientiert sich an Interessen der USA, die auch in Unterstützung via National End0wment for Democracy (eine Art „Privatisierung“ von CIA-Aktivitäten) zum Ausdruck kommt. (18) Möhring war übrigens mit dem 2012 verstorbenen Mitbegründer des Republikanischen Clubs (dieser protestierte natürlich auch gegen Rotblau im Burgenland, war aber an Zuständen in der Bundes-SPÖ nicht interessiert) Kuno Knöbl verheiratet. Dieser galt als „weißer Elefant“ im Prozess der grünen Parteiwerdung, was für viele immer merkwürdiger wurde, da er im ORF arbeitete, sich aber (im Hintergrund) parteipolitisch engagierte. Es ging darum, unabhängige Grüne hinauszudrängen, wie es sie etwa in den Alternativen Listen gab, die Mitte der 1980er Jahre bereits in Gemeinderäten und Landtagen vertreten waren. (19)

Wenn heute profunde Kritiker wie Willy Wimmer die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel wegzappen und sie kritisieren, weil sie ihren Amtseid verletzt, (20) ficht dies jene JournalistInnen nicht an, die sich wegen des selbst unterstellten Begriffs „Lügenpresse“ bemitleiden. Dass die Rede von Bundespräsident Heinz Fischer an Merkels Worte erinnert (21) und beide Vorgaben u.a. von George Soros zu folgen scheinen, ist im Mainstream nicht weiter erwähnenswert. (22) Zudem macht man die Erfahrung, dass Fischer als formaler Oberbefehlshaber des Bundesheers nicht bereit ist, sich um Mißstände im Ressort zu kümmern, obwohl er wissen muss, dass der Befehlshaber nach der Verfassung, Minister Gerald Klug (SPÖ) sein Amt nicht ausübt. Und dass Vorgänger Norbert Darabos – dessen erfolgreicher Wahlkampf 2004 Fischer in die Hofburg brachte – daran gehindert wurde.

Mit der „Lügenpresse“ kokettiert gerade der „Deutschlandfunk“, (23) während ein polnischer Priester mit Exorzismus vor einem Verlag gegen Desinformationen kämpft. (24) In der bereits erwähnten „Presse“ schildert Wolfgang Böhm (Leiter des Europa-Ressorts) seine Begegnungen an einem Stammtisch unter dem Titel „Wir Vasallen“. (25) Wer im Gasthaus Medienkritik übt, ist vielleicht nicht so sattelfest wie zB jene Leute, die selbst JournalistInnen sind und daher so recherchieren, wie man es im Mainstream nur mehr zu tun vorgibt, aber nicht mehr praktiziert. Dennoch beteuert Böhm:

„Der Beruf ist einer der schönsten der Welt. Aber er bringt eine erhebliche Verantwortung mit sich. Die ist schwer zu ertragen, weil sie nicht allein an Leistung oder Fakten, sondern auch an subjektivem Wahrheitsempfinden gemessen wird. Ob Leser, einzelne Kollegen oder Freunde: Alle versuchen zu beeinflussen, wollen dargestellt haben, was in ihr Meinungsbild passt. Guter Journalismus aber sollte das Ideologische, das Festgefahrene, das Vorgeurteilte beiseitelassen. Er sollte Tag für Tag frisch damit beginnen, die Annäherung an die Wirklichkeit zu suchen. So etwas wie einen Wahrheitsanspruch sollte es in diesem Beruf sowieso nicht geben.

Bei komplexen Themen gibt es starke Argumente, logische Informationen, aber diese beschreiben meist nur eine Seite der Wirklichkeit. Oft, sehr oft gibt es auch eine andere. Dann ergibt sich ein differenziertes Bild, in dem die Schuldfrage nicht mehr eindeutig zugewiesen werden kann. So sind die Griechen nicht allein schuld an der Griechenlandkrise, die Flüchtlinge schon gar nicht an der Flüchtlingskrise. Und es sind auch nicht die USA oder die EU, die für alle Fehlentwicklungen verantwortlich sind. Der Journalismus gerät in eine schwierige Situation, wenn er mit einer einseitigen Logik konfrontiert ist – ob sie nun von Lesern, Interessensgruppen oder politischen Parteien kommt.“

Tatsächlich kreiern und erneuern österreichische JournalistInnen seit Jahren Bilder, die sie einmal geschaffen haben, ohne jedesmal aufs Neue zu überprüfen, ob zutrifft, was sie behaupten. Wenn ich sie damit konfrontiere, weigern sie sich allerdings zu 99, 99 %, einmal nachzudenken und sich anzusehen, ob meine plausiblen Erklärungen zutreffen könnten, zumal diese von vielen bestätigt werden. Einflussnahme (die echte Berichterstattung verhindern soll) ortet Böhm aber nur bei jenen, die nicht vorkommen, nämlich etwa bei den BetreiberInnen des EU-Austrittsvolksbegehrens. Diese „intervenierten“ zwar beim Chefredakteur, setzten sich aber mit Böhm selbst nicht in Verbindung, der folgert:

„Das ist jene Manipulation, der dieser Beruf ausgesetzt ist. Sie ist viel subtiler, als sich das jene vorstellen, die an den gekauften Journalismus glauben. Es sind nicht die großen Mächte, die Geheimdienste, die auf unsere Arbeit Einfluss nehmen. Wir selbst sind Teil einer Vorurteilsdynamik. Eine Enttäuschung erlebt jeder Anfänger in diesem Beruf: Das Gegenüber ist weit unprofessioneller als angenommen. Politik ist meist viel banaler, als sich das jeder Bürger vorstellt. Die großen Verschwörungen, die genialen Schachzüge sind fast ausschließlich Teil der Literatur und des Films. In der Realität dominieren die Eitelkeit und das persönliche Machtstreben, in wenigen, sehr wenigen Fällen ein Ideal.“

Viele KollegInnen von Böhm habe ich vergeblich wegen politischer Vorgänge kontaktiert, bei denen „Eitelkeit und Machtstreben“ höchstens mal überlagern, was als wesentliche Grundlage die Weichen stellt. Es ist interessant, dass Böhm Geheimdienste ausblendet, zumal das Beispiel der Atlantik-Brücke und anderer „der Völkerverständigung dienender Vereine“ zeigt, dass diese immer mit an Bord sind. Außerdem spielt Berichterstattung bzw. Desinformation oder Geheimhaltung bei den Methoden von Geheimdiensten eine wichtige Rolle. (26)

Neben der Möglichkeit, dass JournalistInnen (und PolitikerInnen) auf der Payroll eines Geheimdienstes stehen, kommt auch vor, dass AgentInnen ihren Job sozusagen im Rahmen eines Zweitberufs erledigen, also verdeckt tätig sind, „ohne offizielle Rückendeckung“, wie man dies nennt. In der angeblich so „banalen“ Politik sind sich einige dessen durchaus bewusst, wie Geheimdienste vorgehen und was unternommen wird, um politisches Handeln im Interesse des eigenen Landes zu behindern. Da Böhm offenbar an ein Gefälle zwischen Bevölkerung, Medien und Politik glaubt („weit unprofessioneller als angenommen“), sollte er sich einmal fragen, welche Chancen er und seine KollegInnen talentierten Personen in der Politik überhaupt geben, wenn diese eben keine Vasallen der USA sein wollen.

Was „die Eitelkeit und das persönliche Machtstreben“ anlangt, wird Böhm nicht bewusst sein, dass verdeckte Einflussnahme mit negativ besetzten emotionalisierenden Begriffen hantiert. Denn auf diese Weise werden Personen stigmatisiert und man lenkt von ihren Inhalten und dem ab, was im Hintergrund abläuft. An die Stelle von Fakten und aufklärungsbedürftigen Abläufen und Zuständen tritt Vages, über das man schwer diskutieren kann, zumal ohnehin viele (auch dank entsprechender Berichterstattung) mit Politik „Eitelkeit und Machtstreben“ aber nur „in wenigen, sehr wenigen Fällen ein Ideal“ in Verbindung bringt.

Böhm kann aber mal seinen Chefredakteur Rainer Nowak fragen, warum Bundeskanzler Werner Faymann bei einer Veranstaltung der „Presse“ Ende August 2013 nicht auf meine Frage einging, ob man in der SPÖ  US-Vasall sein muss. Ich sprach die ausgehebelte Befehlskette im Bereich Landesverteidigung (27) an und dass Norbert Darabos auch als SPÖ-Bundesgeschäftsführer (und Wahlkampfmanager) abgeschottet wird und nicht frei entscheiden kann, mit wem er Kontakt hat. Warum erklärt Faymann nicht, was in seiner Partei los ist, oder versucht, diese Darstellung zu entkräften?

„Eitelkeit“ kann man gerade Darabos kaum unterstellen, eher schon Ideale, wenn er sich weigert, sein Talent den USA zur Verfügung zu stellen. Was „Machtstreben“ betrifft, wird er „Macht“ als Möglichkeit zur Gestaltung verstehen, die der Bundesverfassung zufolge in österreichischen Händen liegen muss. Und dass er hochintelligent ist und Situationen blitzschnell erfasst, ist bekannt – ergo müsste er eine ganz andere Performance an den Tag legen, stünde er nicht unter Druck (es ist im Burgenland einiges besser; aber frei von Druck ist er noch nicht).

(1) http://www.barth-engelbart.de/?p=86519
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mitgliedern_der_Atlantik-Br%C3%BCcke
(3) http://homment.com/atlantikbruecke
(4) http://spiegelkabinett-blog.blogspot.co.at/2013/03/journalisten-der-atlantikbrucke-in.html
(5) http://www.cicero.de/berliner-republik/ein-praesident-fuer-die-eliten/48408
(6) https://www.gruene.de/partei/urwahl/frage-5-atlantikbruecke.html
(7) http://www.heise.de/tp/artikel/41/41551/1.html
(8) https://www.atlantik-bruecke.org/ueber-uns/
(9) http://www.alpbach.org/de/
(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Molden
(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4isches_Forum_Alpbach
(12) http://www.marshallplan.at/index.php/icons/officers-and-trustees
(13) http://mobil.derstandard.at/2000017388059/Rot-Blau-SPD-sieht-Schaden-fuer-Europas-Sozialdemokratie und
http://nielsannen.de/entscheidung-der-burgenlaendischen-spoe-ist-ein-schwerer-fehler/
(14) https://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Annen
(15) http://oag.mov.at/content/aktuelles
(16) http://www.rog.at/pm/press-freedom-award-2015/#more-1563
(17) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150429_OTS0265/concordia-publizistikpreise-im-parlament-ueberreicht
‎(18) http://www.voltairenet.org/article142884.html
(19) https://alexandrabader.wordpress.com/2015/12/24/zum-tod-von-freda-meissner-blau/
(20) https://alexandrabader.wordpress.com/2016/01/02/willy-wimmer-zu-merkels-neujahrsansprache/
(21) http://derstandard.at/2000028342435/Fischer-warnt-in-Neujahrsansprache-vor-Suendenbock-Politik
(22) http://norberthaering.de/de/27-german/news/517-soros-merkel-fluechtlinge#weiterlesen – und zur Linie von Merkel und Fischer: https://alexandrabader.wordpress.com/2015/12/27/bundespraesident-gegen-fluechtlings-obergrenzen/
(23) http://www.deutschlandfunk.de/das-luegenpresse-phaenomen-wie-medien-vertrauen.724.de.html?dram:article_id=341260
(24) http://www.nachrichten.at/nachrichten/weltspiegel/Polnischer-Priester-exorzierte-Luegenpresse-vor-Verlag;art17,2057903
(25) http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/4897026/Wir-Vasallen?_vl_backlink=/home/spectrum/index.do
(26) https://alexandrabader.wordpress.com/2015/11/19/geheimdienste-realistisch-betrachtet/
(27) siehe auch Veranstaltung der SPÖ im November 2015, bei der Klug sprechen sollte: https://alexandrabader.wordpress.com/2015/11/11/die-spoe-und-die-neutralitaet/

4 Kommentare zu „Willkommen auf der Atlantik-Brücke!

  1. „Das diese jungen Streber nicht gerade ein Ausbund an Eigenständigkeit und der Fähigkeit eigenen ungebundenen Denkens sind, versteht sich von selbst.“
    ——————————————
    Diese Feststellung ist nicht allein im Fall der gescheiterten Theologiestudentin Göring-Eckhardt noch ein durchaus unverdientes Kompliment.

    Auf dieses opportunistische Politabgreiferin abstellend, zu der Gremliza einmal rhetorisch fragte, ob sie nur frech und zynisch oder frech, zynisch und dumm sei, gilt: Verkrachte Existenzen gehorchen am willigsten.

    Was Wiunder – senken die Förderer den Daumen, bleiben die Warteschlange vor der ARGE und „Hartz IV“.

    Was G.E., durchaus bezeichnend, nocht für „unangemessen hoch hielt.“

    Nicht so ihre Edel-„Hartz IV“-Bezüge als Parteibuchprostituierte.

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    1. Es hat sich nicht auf Göring-Eckardt bezogen, sondern wie gesagt auf „junge Streber“; zu diesen habe ich aus österreichischer Sicht z.B. die Assoziation eines jungen Roten (rot müsste man unter Anführungszeichen setzen), der als Kanzlerberater gilt. Aber bei ihm – und bei anderen – stellt sich eben die Frage, ob er je eigenständig gedacht hat.

      Was Göring-Eckardt betrifft, müsste man mindestens ebenso sehr Rebecca Harms anführen; beide sind wohl weit von dem entfernt, was eigenständige Frauen (nach dem ursprünglichen Politik-Ideal der Grünen) zuwege bringen.

      Aber bitte keine abwertenden Bemerkungen, die in der Form nur auf Frauen angewendet werden („Parteibuchprostituierte“); es gibt auch so, mit anderen Begriffen, genug (treffsicher) zu kritisieren….

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