Metoo und Antifa: Gibt es einen Fall Michael B.?

Wenn sich jemand mit der Selbstdefinition „Antifaschist“ kennzeichnet, immunisiert er sich auch weitestgehend gegen Kritik. Mag sein, dass es an der Illusion liegt, so einen Kampf auszufechten, bei dem unsere Vorfahren versagten oder auf der falschen Seite standen. Weil aber so viel Zeit vergangen ist, müssen sich diese fanatischen „Antifaschisten“ immer neue Als ob-Täter heraussuchen. Es geht nicht nur darum, etwa auf Holocaustleugnung hinzuweisen, was die Gesellschaft auch ohne die Herren „Antifaschisten“ in den Griff bekommt. Deshalb werden Corona-Proteste ins Visier genommen, obwohl sich diese gegen autoritäre Tendenzen wenden. Wer bei Attacken auf diese Demos mitmachen will, wird in Medien als Experte zitiert, darf Artikel und Kommentare verfassen und Bücher zum Beispiel im Verlag des ÖGB veröffentlichen.

Viele werden übermütig, wenn sie so sehr gepusht werden und legen sich (zum Schein?) mit der Polizei an, weil diese der persönlichen Verfolgung von Demonstranten etwa durch Michael Bonvalot Einhalt gebietet. Nun holen ihn Vorwürfe sexueller Übergriffigkeit ein, die bislang in erster Linie in den trotzkistischen Kreisen bekannt waren, zu denen er gehörte; für Florian Klenk, den einige (zu Unrecht) als journalistische Autorität betrachten, sind sie glaubwürdig. B. rechtfertigt sich, indem er postet, dass kein Mann jemals behaupten kann, sich Frauen gegenüber immer richtig verhalten zu haben. Auch wenn zwischen dieser Aussage und den Vorwürfen noch viel Raum ist, klingt ein Dementi doch ganz anders; viele Männer versichern auf Social Media, dass sie nicht so sind. Man kann natürlich nicht anonymisiert darüber schreiben, wenn eh jeder weiss, wer gemeint ist und dieser auch dazu Stellung nimmt. Klarer Weise ist Thema, wie so etwas viele Jahre nicht öffentlich werden konnte, bloss vor B. gewarnt wurde, doch Opfer bekommen bei uns so gut wie nie Recht. Aussage gegen Aussage wird an Status und Geschlecht der Beteiligten gemessen, und da haben junge Frauen schlechtere Karten. Beim Hätte – wäre – wenn bleibt aber doch, dass andere handeln hätten müssen, statt nur B. aus linken Gruppen zu werfen.

Investigativer Journalist? Echt jetzt?

Doch in der linken Szene gibt es immer Anführer, denen andere folgen sollen; darauf baut auch der frühere SJ-Vorsitzende und jetzige SPÖ-Chef Andreas Babler auf. Bei Bonvalot geht es auch darum, dass man dem nicht trauen kann, was er über andere behauptet, über die er angeblich recherchiert. Für einen Blogger, der früher Autor bei Vice war, gerne Vorträge hält und unter anderem im ORF auftritt, erscheint er nicht sonderlich produktiv. Dazu würde er aber Distanz zu Themen benötigen, statt sich als linksradikaler Aktivist beständig selbst zu bestätigen. Er sammelt Spenden für „Journalismus mit Meinung und Haltung“ jenseits der „grossen Medienhäuser“. Gemeinsam mit anderen maßt er sich die Deutungshoheit über den Begriff „rechtsextrem“ an, was dazu führt, dass in verqueren Schlussfolgerungen jeder da reingehört, der die Rolle des WEF und von Bill Gates kritisiert. Denn Zusammenhänge herzustellen folgt einem angeblichen Code, mit dem man in Wirklichkeit eine jüdische Weltverschwörung meint. In der Verschwörungserzählung von B. und anderen lauern überall Neonazis, die alles unterwandern, und man hängt gerne auch noch ein bisschen Putin dran.

Bonvalot über Dornauer

Narrative machen sich zwar da und dort Recherche zu eigen, ergänzen aber Puzzleteile nicht auf stimmige Weise und wiederholen sich dauernd. Wenn Bonvalot 17jährige oder 20jährige Frauen beeindrucken mag, so liegt dies auch daran, dass sie einen Schaumschläger und jemanden, der etwas auf dem Kasten hat, noch nicht voneinander unterscheiden können. Zwar blockiert Bonvalot viele auf Twitter, unter anderem mich, aber es werden einige Screenshots herumgereicht siehe Illustrationen. Hier erinnert ein User an ein Posting von Bonvalot zum Fall Rammstein; ausserdem gibt er sich als Feminist aus. Dass er die Beziehung zwischen Georg Dornauer und Alessia Ambrosi beurteilte, kann man auch anders als bloss politisch einschätzen. Denn von ihrer rechten Orientierung abgesehen ist sie so alt wie Dornauer, ihm gleichrangig, nicht unterlegen und auch nicht von ihm abhängig. Mittlerweile tendiert Twitter dazu, den Anschuldigungen zu glauben, zumal absurd ist, hier ein rechtes Komplott zu vermuten, wo es bloss zu geringe Selbstreinigungskräfte auf der linken Seite gibt. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn Bonvalot massiv daran beteiligt war, Menschen zu framen, die ihre Kinder vor dem Corona Regime schützen wollten. Der ÖGB-Verlag hat inzwischen die Ankündigung von Bonvalots Buch „Verschwörungserzählungen“ von seiner Webseite entfernt.

Anwalt Florian Höllwarth

PS: Wenn Bonvalot immer wieder die Polizei klagt (siehe auch sein Youtube-Kanal) und verdeckten Zugang zu Chats von Beobachteten hat, könnte dies auf eine Spitzelrolle hinweisen. Dabei kann er in der rechten Szene nur virtuell präsent sein, hat jedoch links viel mehr Spielraum; ein User meint aber richtig, dass er Demonstranten und Polizisten abchecken konnte anhand der Reaktionen auf ihn. Bonvalot wird in der Medienszene als Opfer von SLAPP-Klagen betrachtet, wie auch eine Einladung zu einer Pressekonferenz in den Presseclub Concordia zeigt.

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5 Kommentare zu „Metoo und Antifa: Gibt es einen Fall Michael B.?

  1. Daß bei sexuellen Übergriffen der Täter meist straflos davonkommt, hängt nicht so sehr mit der sozial schlechteren Stellung junger Frauen zusammen, sondern schlicht und einfach damit, daß derartige Delikte im allgemeinen unter vier Augen stattfinden. Da dann Aussage gegen Aussage steht, ist nach rechtsstaatlichen Prinzipien der Beschuldigte/Angeklagte in dubio freizusprechen.
    Wahnsinnige verlangen bei solchen Delikten eine Beweislastumkehr, weil sie die verheerenden Folgen einer solchen nicht bedenken.

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    1. Hier ist es aber so, dass einige Bescheid wussten und nichts unternahmen. Auf Twitter postete eine freie Journalistin, dass B. jemand ist, dem man und frau nacheifern sollte. Auch wenn er das ist, was er ist.

      Welches Verständnis gäbe es wohl umgekehrt – eine Frau, gerne auch Rockstar, vielleicht 50 – 60, an 17, 18jährigen Männern interessiert?

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  2. Hier geht es um Reaktionen von linken Frauen und Journalistinnen:

    https://exxpress.at/vorwuerfe-gegen-orf-experten-linke-szene-versinkt-im-missbrauchs-sumpf/

    Der Standard umschifft das Thema, indem er auf einen Fall in der Schweiz ausführlich hinweist und das Thema B. am Rande erwähnt:

    https://www.derstandard.de/story/3000000185397/vorwuerfe-sexueller-belaestigung-gegen-journalisten-in-zuerich-und-wien

    B. im Facebook-Journalisten-Programm zu Corona:

    Facebooks Journalistenprogramm finanzierte „Covid-Journalisten“ – Auch Bonvalot

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  3. Österreichische Politiker insb. Frau Edtstadler bezeichnen Österreich als westliche liberale Demokratie und eine Dame in einem Beitrag auf Youtube sagte zu dem Thema, ‚Wir sind seit den 1980ern in Österreich damit gut am Weg‘. Dabei handelt es sich um eine Fehleinschätzung.

    Das ‚Weiter so‘ aus der Zeit vor Kreisky wurde von der großen Koalition hernach wurde einfach in das Gewand von liberal anmutender wohl aber allein Scheindemokratie gegossen.

    Ich lernte heute über Hoppyismus. Ich bin kein Hoppyist, zumindest nicht in Reinform
    und auch kein Poseidonist oder Poseidon Anarchist, Sachen gibt es – wohl erstaunlich, sondern vermutlich eine Art Hoppyist (nomen est omen) und anarchistischen Ideologien, welche durch Rückschritt in die Vergangenheit, das sog. System beendet sich von selbst, in die unausweichliche Zukunft schreiten/hopsen.

    Hoppy leitet sich aus dem Namen der Schwester Hippy ab, welche als zwei Charaktäre gekleidet in Hasen für Kids in den U.S. Serien der 1980er und 1990er stehen oder zumindest in solch einem gezeichneten Bild einer aus heutiger Sicht besseren Zeit ihr Unwesen treiben, ähnlich Hoppelchen und Ferdi im Umfeld des Informationsdienst der Sozialdemokraten. Sei es drum.

    Wohl aber teile ich die Kritik in ähnlich gelagerten Umfeld, dass liberale Demokratien, das sehen wir im Moment und werden es in Zukunft vermehrt am eigenen Leibe noch viel mehr spüren, unterwandert werden und aus allen Richtungen und politischen Parteien. Wir leben in postdemokratischen Zeiten und nach der Demokratie kommt, na, resp. dominiert das Totalitäre.

    Liberale Demokratie, heißt am Ende, der Staat sort durch Regulierung dafür, dass die von den Menschen im Land gewählten Inhalte die Vorgabe bilden.

    Allein im aufziehenden orchestrierten Neoliberalismus war die Täuschung ein zulässiges Mittel und so wurde mit Bezug auf Österreich das Bild einer westlichen liberalen Demokratie ins Außen projiziert und auch nach innen. Aber genauso wie in sog. neoliberalen Gesellschaftsordnungen üblich lief der Hund auf den alten drei Beinen weiter. Beseitigt wurde allein, was bereits nach Kreisky totalitäre Züge zur Schau stellte oder zumindest besser versteckt. Aber sie hielten sich beharrlich und kehrten mit der Jahrtausendwende zurück und seit 2008 werden sie durch insbesondere auch die selbsternannten Qualitätsmedien, und sei dies unbewusst, durch Propaganda und darüber hinaus Welle für Welle übers Land getrieben.

    Das Problem der im Kontext einer U.S. konformeren Charakterisierung ist, dass ihre Bemühungen ins Leere und Bewegungen im Kreise laufen. Jetzt probieren sie im Parlament Einfluss zu nehmen und dort sind sie vermutlich aus ihrer Sicht zu spät angekommen und ich kann mir schwer vorstellen, dass sie dort etwas hätten bewirkt. Die Verbesserungen im Lande selbst nahmen nicht Politiker vor, die ‚Abkehr‘ von den totalitären Entgleisungen zuvor schaffte den Aufwind und bereitete den Boden für ein zumindest lebenswertes Österreich. Aber bald wird selbst dies den Menschen im Land wohl kaum mehr vergönnt sein.

    Warte bitte keiner auf die Poseidon, dann wärt ihr zwar die Herrschaften endgültig los, aber die Frage wer ist wir und wer von wir blieb am End noch übrig, entfaltete ihre existenzielle Anmut in vollem Umfang und in selbiger Pracht als auch Güte.

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