Donald Trump und die Venusfalle

Man kann den Sabber in den Mainstreamredaktionen förmlich tropfen sehen, wenn über Trump und angebliche russische Erpressungsvideos spekuliert wird. Auffällig-unauffällig schreibt man mangels Substanz mit Seitenhieb auf Trump über den Einsatz von „Venusfallen“ durch russische Geheimdienste und liefert dann noch einen Artikel über Mata Hari nach (so machte es der „Kurier“ am 15. Jänner). Tatsächlich wird der Einsatz von Agentinnen bzw. sexuelle Erpressung in allererster Linie mit Russland in Verbindung gebracht, als ob CIA und Co. auf diesem Gebiet reine Waisenknaben wären.

„Was Trump lured into a Russian ‘honey trap‘?“, fragt die Seite Russia beyond the Headlines, und selbst der alternative Counterpunch (wo man Bernie Sanders unterstützt hat) schreibt zur „Golden Shower“-Geschichte: „All of this is said to have occurred while Trump was in Moscow as part of the 2013 Miss Universe contest. What makes the story so credible—besides men being men, Trump being Trump, and the FBS being the FBS—is the fact that using women as leverage (the ‚honey trap‘) goes back to before Mata Hari. In fact, it can be traced all the way back to the Bible, where Delilah is said to have betrayed Samson to the Philistines.“ Man beachte, dass hier wie in der Ex-US-Besatzungszeitung „Kurier“ der Bogen von heute bis zu Mata Hari vor 100 Jahren gespannt wird.

kurier15janKurier vom 15. Jänner 2017

Counterpunch verweist auf John le Carré: „In an early TV interview, spy writer John Le Carre explained how a garden variety honey trap = was conducted. The KGB (today’s FBS) would set their sights on a married, highly-placed embassy or consulate official, and then go to work. It didn’t have to be an American embassy or consulate; it could be any country whose security the USSR wished to breach. The operatives would follow the target for several weeks, learn his habits and routine, get a feel for him. They would then arrange to have an attractive woman ingratiate herself. If the honey trap worked according to plan, the woman would eventually seduce the man. The couple would engage in sex in a hotel room designated by the KGB, a room already set up with video equipment.“ Später zeigt man der Zielperson natürlich die Aufnahmen, was anscheinend eine russische Spezialität ist, die andere Dienste nicht kennen. Am Rande wird erwähnt, dass die CIA früher schwule Mitarbeiter russischer Botschaften in Gay-Bars ausspähte und danach zur Kooperation zwang.

Auf einer australischen Webseite wird gefragt: „Kompromat: Is Putin bringing the old KGB ‘honey trap’ back to international politics?“ und auf Youtube gibt es Videos, in denen von „gut aussehenden und intelligenten Frauen“ die Rede ist, die sich für so einen Job eignen, oder Berichte von Medien wie Abc News. „The Epic Honey Trap: A Classic Case Shows Just How Far Moscow Will Go“ schreibt The Daily Beast und schildert einen alten Fall, nämlich den eines französischen Politikers zur Zeit von Charles de Gaulle. Gerne wird Mata Hari als idealtypische Honigfalle beschrieben, obwohl nicht einmal gesichert ist, dass sie wirklich Spionin war. Die New York Times kann es nicht lassen, Trump zu diffamieren und meint scheinheilig, dass sexuelle Erpressung durch Russland nicht mit der Sowjetunion starb. Russland wehrt sich gegen die Anschuldigungen übrigens u.a. via Sputnik. wo jedoch auf Analysen in Alternativmedien und auf Wikileaks verwiesen wird.

Kritische Plattformen wie Global Research zerlegen das  Hoax-Dossier, wie man in Texten von Michael Keeler, Phil Butler, Moon of Alabama, Craig Murray, Glenn Greenwald, The Saker, Zero Hedge oder Robert Parry sehen kann. Im Mainstream (von Trump „Fake News“ oder auch „A Pile Of Garbage“ genannt) interessiert sich niemand für Fakten, sondern die alle Klischees bedienende Geschichte wird weitergesponnen. Sie passt hervorragend ins Konzept, da man Trump ja bereits als „Sexisten“ punziert hat und seine „sexuellen Übergriffe“ alles zudecken sollen, was z.B. über Bill Clinton bekannt ist (der laut Trump „the most abusive politician against women“ in der Geschichte der USA ist). Es funktioniert nach der Devise, dass Frauen für ihn offenbar Objekte, also Gebrauchsgegenstände sind, sodass das erfundene Szenario Moskauer Hotelzimmer – Prostituierte – „golden shower“ glaubwürdig erscheinen soll. Unbeantwortet bleibt dabei, warum dann nicht versucht wurde, eine Agentin auf den auch 2013 nicht einflusslosen Geschäftsmann anzusetzen.

Auch heute wird Russland die „Honey Trap“-Methode zugeschrieben, wie die obige Doku aus dem Jahr 2016 zeigt. Wie gut man auf diesem Klavier spielen kann, weil das meiste in der Fantasie der Leserinnen und Leser stattfindet, zeigt er eingangs erwähnte „Kurier“-Artikel mit dem Titel „Russlands Geheimdienste arbeiten bis heute mit Venusfallen“ und dem Untertitel „Sex und Spionage. Prostituierte und Geliebte waren beliebte Waffen des KGB und anderer Ost-Geheimdienste im Kalten Krieg  – auch in Österreich“. Es mag für den „Kurier“ enttäuschend sein, doch die erste Person, die ich einem Geheimdienst zuordnen konnte, war eine CIA-Agentin, die u.a. honigfallenmäßig unterwegs und keineswegs eine besondere Schönheit war. Natürlich geht es dem „Kurier“ um Donald Trump, denn eingangs wird ein (fiktives) Setting ausgemalt: „Eine Luxussuite im Moskauer Ritz-Carlton, vom russischen Geheimdienst mit Wanzen gespickt, eine Handvoll gut ausgesuchter Prostituierter, die für den Herren – quasi vor laufender Kamera – Sexspielchen vollführen, um ihn so für den Kreml erpressbar zu machen.“

Man beachte, dass dieses und andere Fake News-Medien als Tatsache darstellen, was dann den Zusatz „angeblich“ bekommt: „Der 35seitige Bericht, den der russische Geheimdienst angeblich über Donald Trump angelegt hat, liest sich stellenweise wie ein Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges.“ Nur die Methode der Russen ist „zweifelhaft oder nicht“, nicht aber die Vorgangsweise von „Kurier“ und Co. Denn selbst Bezeichnungen wie „angeblich“ sind Fake News, da – siehe erwähnte kritische Analysen – echte Geheimdienstberichte ganz anders aussehen und der gesamte Ablauf ebenso absurd wie entlarvend ist. Es gibt so wenig über Trump zu sagen, dass sich der Artikel dann Fällen aus der Vergangenheit unter Hinweis auf Präsident Wladimir Putin (der von Sommer 1998 bis Sommer 1999 Chef des FSB war) widmet. Ein Leser weist den „Kurier“ darauf hin, dass sich die Profumo-Affäre anders als behauptet abspielte, da keinem der Beteiligten etwas nachgewiesen werden konnte.

Natürlich sind Legenden langlebig, sodass man in diesem Kurzvideo Christine Keeler, aber auch Mata Hari findet neben „CIndy“, die für den Mossad arbeitete und dabei half, Mordechai Vanunu, der über das israelische Atomprogramm auspackte, in eine Falle zu locken. Die „schönste Spionin aller Zeiten“ (Welt) Mata Hari war gar keine, wie ein Artikel im Guardian von 2001 zeigt: „A delegation from the town of Leeuwarden, where Mata Hari was came into the world in 1876, and the Netherlands-based Mata Hari Foundation, yesterday claimed that the dossier against her was pitted with falsifications and was insufficient to warrant her conviction and execution.“ Dabei beruft man sich auf den britischen Inlandsgeheimdienst: „The delegation claimed that documents recently released by the British intelligence agency MI5 might help support their case that she was not guilty of the spying charges for which she was convicted in 1917 – or at least that she was hardly the important double agent she was portrayed as.“

Doppelagenten sind natürlich auch von Mythen umgeben und eine der Urängste in der Geheimdienst-Community, was im Fall Mata Hari bedeutete, angeblich für Frankreich und für Deutschland tätig gewesen zu sein. Dass Frankreich sie 1917 hinrichtete, war eher ein Bauernopfer wegen nachlassender Kriegsbegeisterung als auf erwiesene Spionage zurückzuführen, wie Georg Markus im „Kurier“ feststellt. Da französische Akten nach genau hundert Jahren im Juli dieses Jahres freigegeben werden, scheint keine Eile für einen Bericht über diese Causa geboten, es sei denn, dies dient wiederum dem Anti-Trump-Narrativ. „News“ (14. Jänner 2017) mit der Titelgeschichte „Das Jahr der Gefahr“ und Fotos von Donald Trump, Wladimir Putin, IS-Chef Abu Bakr Al-Bagdadi und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un schreibt zum Thema Russland: „Nun drangen unbestätigte Informationen an die Öffentlichkeit, wonach Russland kompromittierendes Material über Trump besäße und dieser so erpressbar sei. Das könnte erklären, weshalb Trump gar so angetan von Putin wirkt.“

Diesmal ist von „unbestätigt“ die Rede und man verwendet den Konjunktiv – als Bestandteil einer Story, die Trump als unberechenbar, cholerisch und gefährlich hinstellt. „So wenig er je konkret wurde, so lässt sich doch sagen, dass er Amerikas ohnedies schwächer gewordene Führungsrolle in der westlichen Welt infrage stellt. Er plädiert zwar für ein starkes Militär und will weiter aufrüsten, sich aber aus Konflikten zurückziehen und stellt die Funktion der Nato als transatlantisches Verteidigungsbündnis in Frage“, schreibt „News“. Daran wird deutlich, wer der Redaktion die Hand führt, zumal Chefredakteurin Eva Weissenberger im T-Shirt der Clinton-Kampagne „Bitches Get Stuff Done dem Sieg der Kandidatin der NATO entgegenfieberte. Was Garbage-Medien als vollkommen unerklärlich und absolut abgedreht verkaufen, ist nichts anderes als politische Vernunft, beispielsweise wenn es um gute Beziehungen zu Russland geht.

Dabei kann man Weissenberger und Co. durchaus als „intelligence assets“ bezeichnen, die sich ihrer Rolle und ihrer Steuerung nicht bewusst sind. Denn ein bequemes Leben mit viel Anerkennung und Konsum genügt schon, um Pseudo-Journalistinnen und -Journalisten auf Linie zu halten, sodass sie nicht realisieren, dass sie von einer Filterblase umgeben sind. Weit weniger beachtet als „Honigfallen“ sind übrigens jene Frauen, die im 2. Weltkrieg für die britische Special Operations Executive arbeiteten, die man auch als ein Vorläufer der CIA bezeichnen kann. Weil sie Männern vollkommen gleichgestellt waren und Einsätze auch leiteten, fanden dies die Herren vom britischen Militärgeheimdienst schlicht „disgusting“. Immerhin riskierten diese Frauen ihr Leben, zumal manch eine in einem der Nazi-Konzentrationslager ermordet wurde. Wer das Kapitel „Frauen und Geheimdienste“ also nur prostitutionsähnlich a la „Venusfalle“ schreiben will, denkt letztlich genau so sexistisch, wie er es Donald Trump so gerne unterstellt.

7 Kommentare zu „Donald Trump und die Venusfalle

  1. Nur noch wenige Tage der Vorbereitung für den großen internationalen Auftritt der Linksfaschistinnen. Ablenkung gelungen, wenn sogar Alternativjournalisten ihre kostbare Zeit verschwenden, sich mit der möglichen Sexfalle zu beschäftigen.

    „Dabei kann man Weissenberger und Co. durchaus als „intelligence assets“ bezeichnen, die sich ihrer Rolle und ihrer Steuerung nicht bewusst sind.“

    Das halte ich für altschwesterliches Wunschdenken, dass sie sich ihrer Rolle nicht bewusst sind.

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    1. Es ist keine Ablenkung, weil ich mich ja auch mit anderen Aspekten befasse; und „altschwesterlich“ bin ich diesen Frauen gegenüber sicher nicht, denke, dass die wirklich nicht sehr viel checken…

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      1. Alexandra Bader, danke. Ich bewundere deine übermenschliche Geduld, deine Beharrlichkeit, diese unglaubliche positive Energie – nach allem was du persönlich erleben musstest und wie schwer diese Zeiten für Denkende sind. Ein Vorbild für mich und viele andere, und ein guter Grund, nicht in Lethargie und Hoffnungsloskeit zu verfallen. Solange es Alexandra Bader und Willi Wimmer und … und andere engagierte Menschen gibt, will auch ich nicht aufgeben und kann ich in meinem kleinen Umfeld auch etwas Positives versuchen.

        Ich bemerke eine zunehmende Niedergeschlagenheit bei Menschen (meist Frauen!), die in schlecht bezahlten Jobs dahinwerkeln und sich für dumm verkauft vorkommen bei dieser Ungleichbehandlung gegenüber „Asylanten“. Die sind in diesen minderbezahlten Dienstleistungsberufen, und auf dem Weg zur Arbeit da und dort auch noch gefährdet. Sie reden kaum darüber (Chef/in hat es verboten), und ziehen die Schultern ein, dadurch wird es nur noch schlimmer. Ich bin jetzt besonders aufmerksam zu ihnen und danke ihnen, wo es nur geht, finde freundliche Worte, wo ich früher achtlos gewesen wäre.

        Und jetzt trotzdem eins drauf: Sendet diese postsozialistischen linksextrem verdrehten Sorosemanzen in den Müll der Geschichtsbücher, aber namentlich angeführt als Verräterinnen! Und ich denke: sie wissen doch, was sie tun! Narzissten (und insbesondere NarzisstINNEN) wissen immer, was sie tun sollen für die eigene Karriere, die haben nichts übrig für andere, seien es Männer, Nachkommen, ihr „Volk“ (das jederzeit austauschbar ist, wenn es dem Narzissmus dient, das können dann auch beliebige Invasoren sein), und vor allem: sie haben im Grunde nichts übrig für andere Frauen, sie sind nur selbstverliebt.

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      2. Du hast recht mit deiner Analyse und das ist auch der Grund, warum ich beharrlich auf verschiedene Aspekte eingehe, die ja dann zusammengenommen ein umfassendes Bild ergeben. Ich fürchte auch, dass viele einfach abschalten, weil sie das Gefühl haben, dass ihnen niemand zuhört und sich nichts an Ungerechtigkeit ändert. In Wien ist eine Obdachlose an Brandverletzungen gestorben, als sie der Kälte wegen Feuer machen wollte. Wie ist die Reaktion? Kaum Berichte, kaum Interesse – und die Caritas verweist auf Wärmestuben. Hingegen werden illegale Einwanderer wohnversorgt und voll verpflegt – Obdachlose können froh sein, wenn sie in einer Notschlafstelle schlafen können, dann aber in der Früh rausgeworfen werden. Da dies niemanden kümmert, ist jeder Nachfolger oder Nachfolgerin der unfähigen Sozialstadträtin Wehsely ungeeignet.

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  2. Ich sage es nochmal: Meine Achtung vor Trump wächst inzwischen sekündlich!

    Ich bin aber auch voller Bewunderung für die Mind-Controller, die darauf setzen können, dass man die Eitelkeit der „Guten“ nur entsprechend befeuern muss ,damit sie rennen und noch schneller rennen via Abgrund.

    Gesellschaften, denen man einreden kann, dass alles eine soziales Konstrukt ist, sprechen von Honigfallen.Geht’s noch? Sie erziehen schon Kleinkinder staatlicherseits, dass Sex ab dem Kindergarten etwas normales sei und dann kommen sie uns mit Old-school-Kram wie Venusfallen. Sind die noch ganz gebacken?

    Was ist denn mit dem Lugner und der Bussi-bussi-Society? Der Kerl macht einen Deal mit den Weibern, so what? Geschäft ist Geschäft und eine, die sich einen Haufen Geld erschläft, hat unter Umständen eine bessere Position, als eine die jahrelang irgendwas mit Medien oder Gender studiert. Das spielt alles solange keine Rolle, solange er etwas zu „verkaufen“ hat, also einen Platz in der Society-Sonne.

    Mein Gott, was für ein Theater. Jimmy Savile , BBC- Moderator, Leichen – und Kinderschänder , hatte den Schutz der englischen Gesellschaft, Politik und des Königshauses gute 50 Jahre lang, obwohl schon viele Jahre bekannt war wie pervers der Kerl ist. Warum? Weil da oben alles pervers und Kinderschändung ein beliebtes Edelhobby ist.

    „Die Regierung ließ ihn durch Queen Elizabeth zum Ritter schlagen, PAPST JOHANNES PAUL II. verlieh ihm den päpstlichen Ritterorden, mit Premierministerin Margaret Thatcher durfte der Entertainer viele Jahre lang Silvester feiern –…“
    https://www.welt.de/vermischtes/article129510799/Jimmy-Savile-verging-sich-sogar-in-der-Leichenhalle.html
    Dieser Heilige ist ein ganz besonders Heliger, irgendwie ein Schutzpatron von einschlägig aktiven anderen „Heiligen.

    Zum Multimillionär wurde Savile und seinen festen Platz in der Society erhielt er, WEIL er pervers war, denn diese gelangweilte Society braucht die Perversion , wie die Luft zum Atmen.

    „Venusfalle“ , ich bin so gelangweilt.

    Danke Alexandra für Deine hervorragende Arbeit! Wahrscheinlich kommt ein Reset und die Übriggebliebenen, abgeschnitten von allen Wurzel, starten erneut eine Entwicklung.

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