Schlagwort-Archive: Wahlkampffinanzierung

Gelingt der van der Bellen-Coup ein zweites Mal?

Von einem kleinen Protest begleitet fand am 9. September der Wahlkampfauftakt von Bundespräsident Alexander van der Bellen im Wiener Museumsquartier statt. Auch darüber hinaus fanden es einige unecht und gekünstelt und fühlten sich gepflanzt, zumal van der Bellen mit zünftiger Begleitung in den Saal einzog (siehe Tweet unten). Wie 2016 wird so getan, als ob der Kandidat besonders heimatverbunden sei. Auch wenn viele das nicht so gerne hören, nehmen ihm doch einige immer noch alles ab, was unter anderem an medialem Rückhalt liegt. Sicher kein Pluspunkt ist jedoch, dass er sich weigert, mit den sechs an deren Bewerbern zu diskutieren, die der ORF zu einer Runde am 11. September eingeladen hat, an der van der Bellen explizit nicht teilnimmt.

Beim MQ in der Mariahilferstrasse fielen diverse Dienstautos auf; Vizekanzler Werner Kogler wurde beim Einsteigen fotografiert. Genau dort präsentierte wenig später Dominik Wlazny seine inhaltlichen Wahlplakate, welche jene von „Bello“ ohne weiteres in den Schatten stellen. Die FPÖ sprach übrigens mit Anwalt Florian Höllwarth über eine Kandidatur, der nun mit seinem Partner Alexander Scheer selbst Bewerber interviewen wird. Van der Bellen stellte diese Woche seine gar nicht sparsamen Plakate vor und wählte dafür das Palais Schönburg, in dessen Garten er 2016 sprach, als er dachte, er habe die Stichwahl gegen Norbert Hofer gewonnen. Die Szenerie sollte – als in den USA Donald Trump und Hillary Clinton um die Nachfolge von Barack Obama kämpften – an den Rosengarten im Weissen Haus erinnern. Dazu dann noch Heimat-Sujets in den Kampagnen 2016 und 2022, und die Mogelpackung van der Bellen scheint perfekt.

Heimatverbunden? Really?

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Was hat es mit Enthüllungen über die Bidens auf sich?

Viele Menschen verfolgen die Auseinandersetzungen nach der Wahl in den USA; dabei sind die Details zu von der einen Seite behauptetem Betrug so vielfältig, dass man dem kaum folgen kann. Es ist einfacher und wohl auch noch brisanter, sich die neuesten Enthüllungen bezogen auf die Bidens und die Ukraine anzusehen. Diese werfen auch ein neues Licht auf den Versuch der Demokraten vor einem Jahr, Donald Trump des Amtes entheben zu lassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Joe Biden seit 47 Jahren in der Politik ist, das ist länger als die meisten heute Lebenden überhaupt etwas mit diesem Begriff anfangen können; er war also bei allem dabei. Judicial Watch gelingt es immer wieder, nach dem Freedom of Information Act Dokumente freigeben zu lassen, die eigentlich auch den Mainstream von wegen Recherche interessieren müssten. Vor Kurzem gab die ukrainische Antikorruptionsbehörde eine Pressekonferenz, bei der auch Aussagen von Whistleblowern vorgespielt wurden, die anonym bleiben wollten. Sie beschrieben ein Geldwäscheschema, das über Banken im Ausland aufgezogen wurde und Bestandteil einer Abzocke aus Energiefirmen wie Burisma war, während die Tarife für die Bevölkerung ehöht wurden. Höchst peinlich für President select Joe Biden sind Aufnahmen seiner Telefonate mit Ex-Präsident Petro Poroschenko, doch es erregt nur in alternativer Öffentlichkeit Aufsehen.

Am besten, man sieht sich die Aufzeichnung der Pressekonferenz (mit englischsprachigen Untertiteln versehen) an und notiert Namen, (Briefkasten-) Firmen und Stichworte zum Zusammenhang und recherchiert dann selbst dazu. Aus österreichischer Sicht gibt es reichlich Anhaltspunkte, etwa wenn Alfred Gusenbauers Lobbyingpartner Aleksander Kwasniewski (Kasachstan, Ukraine) zur Zeit der Regierungen Obama über einen der Whistleblower gestückelt (damit es weniger auffällt) ingesamt eine Million Euro von Burisma auf sein Konto bei der Bank Polska erhielt. Übrigens weigert sich der Whistleblower, auch nur anzudeuten, für welche Russen er Geld transferiert hat. Wie Hunter Biden wurde auch Kwasniewski in den Verwaltungsrat von Burisma aufgenommen; es ist wohl kein Zufall, dass der ehemalige polnische Präsident einmal für den kommunistischen Sicherheitsdienst arbeitete. Und mit Gusenbauer und ihm lobbyierte auch Romano Prodi, der in den Mitrochkin-Archiven als Agent des KGB bezeichnet wurde; aktuell wird sein Name genannt, wenn es um die Zusammenarbeit mit der KP Chinas geht, was bei seiner Biografie nicht überrascht: „From 2010 to November 2015 Professor of CEIBS (China Europe International Business School) in Shanghai and now Member of the Board of the same School.“ Er hätte auch Angebote von Wladimir Putin annehmen können, wie es Gerd Schröder bei der Gazprom getan hat.

Pressekonferenz der Antikorruptionsbehörde

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Ibiza-Ausschuss: Was will die ÖVP vertuschen?

Wer hätte das gedacht: trotz ungünstiger Startbedingungen wird es im Ibiza-U-Ausschuss bereits am zweiten Tag eng für die ÖVP. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil sie immer so tat, als handle es sich um einen Skandal, der nur den ehemaligen Koalitionspartner FPÖ betrifft. Doch man war zu sehr darauf bedacht, dass nichts ans Licht kommt, was eventuell in die eigenen Reihen führt – und dieses Verhalten machte andere dann erst recht aufmerksam. Immerhin wurden sogar alle SMS vorenthalten, die man über Straches Handy sichern konnte und die er mit Kurz und eben nicht mit anderen wechselte. Es wäre viel einfacher, würden die Ausschußsitzungen gestreamt, was kein technisches Problem darstellen kann im Zeitalter der Livestreams von Pressekonferenzen „wegen Corona“.  So muss man auf Protokolle warten und hat vorher nur Tweets und Liveticker, die man aber gut mit anderen Puzzleteilen ergänzen kann. Megapeinlich für die ÖVP sind die Drogenprobleme des „Kurz-Vertrauten“ Thomas Schmid, der zum Chef der ÖBAG gemacht wurde, der staatlichen Beteiligungsgesellschaft. 

Da fallen dann auch gleich einige andere Teile wie von selbst auf ihren Platz; zum Beispiel, dass die ÖBAG sich seltsam passiv verhielt, als die Novomatic ihre Anteile an den Casinos Austria an die tschechische Sazka Group verkaufte, die damit zum Mehrheitseigentümer wurde. Das „profil“ beschreibt ihn kurz so: „Thomas Schmid kann mit seinen 44 Jahren einen rundheraus respektablen Lebenslauf vorweisen: Beruflich im ÖVP-Parlamentsklub sozialisiert, arbeitete er unter anderem für den ÖVP-Europaabgeordneten Paul Rübig, für Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer, für Wolfgang Schüssel (als dieser ÖVP-Klubobmann war), vor allem aber für Finanzminister Michael Spindelegger, der ihn 2013 zum Kabinettschef machte. 2015 avancierte er zum Generalsekretär des Finanzministeriums (Ressortchef: Hans Jörg Schelling), seit 1. April 2019 ist er Alleinvorstand der Staatsholding ÖBAG, an welcher bedeutende Beteiligungen des Bundes hängen: so etwa OMV, Verbund, Post, TelekomCasinos Austria und Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). In der BIG und der Verbund AG präsidiert Schmid den Aufsichtsrat, in der OMV ist er erster Stellvertreter des Vorsitzenden. Thomas Schmid ist also ein wichtiger Mann im staatsnahen Wirtschaftsgefüge.“

 

Neues über Thomas Schmid

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Die SPÖ und Gusenbauers gefährliche Freunde

Geschäftliche und persönliche Verstrickungen von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer machen der SPÖ zu schaffen, seitdem sein früherer Wahlkampfberater und Geschäftspartner Tal Silberstein in Israel verhaftet wurde. Zwar hat Spitzenkandidat und Kanzler Christian Kern die Reißleine gezogen und Silberstein aus seinem Team geworfen, doch er ignorierte auch monatelange Warnungen und die Tatsache, dass Rumänien am 17. Mai 2016 einen Haftbefehl ausstellte – just an dem Tag, als er selbst Gusenbauer-Nachfolger Werner Faymann ins Kanzleramt nachfolgte. Kern sagte aktuell wenig zur Causa Silberstein und nichts zu Gusenbauer, der Präsident des Renner-Instituts ist und Vorsitzender der SPÖ im niederösterreichischen Ybbs. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl meint, Gusenbauer schade der Partei nicht, was aber nur der Parole folgt, die dieser selbst ausgibt.

Wie die Illustration unten zeigt,  ist der Aufmacher des „Falter“ am 23. August 2017 ein Interview mit Gusenbauer, in dem er auf die Frage nach einem Rückzug aus der SPÖ meint: „Ich wüßte nicht, wieso.“ Und er legt noch eins drauf: „Die Arbeit Silbersteins für den Wahlkampf von Kanzler Christian Kern (SPÖ) wertete Gusenbauer als ‚gut‘. Aber im Prinzip stehe die Wahlkampagne: ‚Vor ein paar Monaten wäre sein Abgang sicherlich unangenehmer gewesen.'“ Allerdings sind er und seine Freunde für die Partei durchaus gefährlich, und dies vielleicht nicht nur deshalb, weil ihnen Untreue, Betrug, Geldwäsche, Bestechung vorgeworfen wird und ihre Geschäfte auch dort, wo sie legal sind, auf Ausbeutung beruhen. Sie können auch in einem anderen Sinn gefährlich sein, denkt man daran, dass Ex-Wahlkampfmanager Norbert Darabos, der immer nur ein anständiger echter Sozialdemokrat sein wollte, seit 2006 unter Druck steht und weder als Minister noch als Abgeordneter und jetzt Landesrat frei agieren konnte.

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Alfred Gusenbauer – vom Ex-Kanzler zum Problemfall

Seitdem Kanzler Christian Kerns Wahlkampfberater Tal Silberstein in Israel verhaftet wurde, gehen in der Öffentlichkeit und in der SPÖ die Wogen hoch. Silberstein war eine Empfehlung von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, dem nachgesagt wird, bei Kerns Wechsel von der Spitze der ÖBB ins Kanzleramt mitgewirkt zu haben. Medien zeigen akribisch auf,  wie Gusenbauer u.a. mit Silberstein Geschäfte macht, doch die SPÖ schweigt dazu, obwohl er Präsident des Renner-Instituts ist und als Kern-Berater gilt. Gusenbauer selbst sieht sich als Opfer medialen Kesseltreibens und bezeichnet sich als „gesetzestreuer Steuerzahler und Unternehmer“, der seiner Partei auch nicht schadet. Dabei ist in Aktivitäten involviert, die man durchaus als Raubtierkapitalismus bezeichnen kann und hat Geschäftspartner, denen Geldwäsche, Bestechung, Steuerbetrug vorgeworfen wird.

Gusenbauer nimmt nicht nur als Vizepräsident der Sozialistischen Internationale politisch Einfluß, es war auch seine Version vom sog. „Darabos-Vergleich“, der der Eurofighter-U-Ausschuss folgte und zu der eine Anzeige von Peter Pilz gegen Norbert Darabos passt. Dabei war es Gusenbauers früherer Klubsekretär Kammerhofer (eine „Leihgabe“ der ÖBB), der Darabos abschottete und verfassungs- und rechtswidrig fremde Befehle ausführte. Es entsteht nicht nur deshalb der Eindruck, dass u.a. Gusenbauer Darabos übelst mitspielt, sondern auch, weil dieser den Silberstein-Wahlkampf 2006 („Sozialfighter statt Eurofighter“, „Hier fliegt ihre Pensionserhöhung“) ausbaden musste. Wenn sich die SPÖ in den nächsten Tagen von Gusenbauer verabschiedet, um ihre letzten Wahlchancen zu retten, muss sie auch sofort von einer Gusenbauer-Linie zur Verteidigung des unter Druck stehenden Darabos umschwenken.

Das „profil“ machte eine Titelgeschichte

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