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Wenn Boeing über Leichen geht

Auch Piloten sind entsetzt darüber, dass das MCAS der Boeing 737 Max die Kontrolle über das Flugezeug übernehmen kann, was bereits zu zwei Abstürzen führte. Es war Panik wegen der Konkurrenz mit Airbus, die den größten US-Exporteur dazu verleitete, rasch eine veränderte Version ihres Verkaufsschlagers B-737 auf denn Markt zu bringen. Auch bei der B-737 Next Generation wollte man Airbus Parole bieten und agierte ungeheuer leichtsinnig, weil man für besonders sensible Bereiche einen fehlerhaft arbeitetenden Zulieferer hatte.  Als United Airlines mit dem A320 einen Fly-by-Wire-Passagierjet kaufte, sah sich Boeing herausgefordert, die 737 weiterzuentwickeln. Man stellte dabei auf die computergesteuerte millimetergenaue maschinelle Fertigung von Einzelteilen um, die traditionell in mehreren US-Bundesstaaten Jobs schuf. 2011 war es die Absicht von American Airlines, ihre Flotte mit A320neo (new engine option) zu ergänzen, die dazu führte, mit der B-737 Max mithalten zu wollen, sie überhaupt erst zu kreieren. In beiden Fällen geht es um „single aisle, narrow body“-Flugzeuge, also schmaler Rumpf, ein Kabinengang und bis zu sechs Sitze pro Reihe. Nur vor diesem Hintergrund ist verständlich, wieso Airbus seit Jahren verdeckt über gewisse österreichische Politiker und Medien attackiert wird.

2017 erstattete der damalige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil mit der US-Kanzlei Skadden, heimischen Anwälten, seinen Kabinettsmitarbeitern, der Lobbyingfirma FTI Consulting Anzeige gegen Airbus und war darauf bedacht, auch für nachhaltig schlechte Presse zu sorgen und den Börsenkurs zu drücken. Vorwand war der 2002 beschlossene und im Jahr darauf unter Dach und Fach gebrachte Kauf von Eurofighter Typhoon statt sich für von der US-Regierung angebotene F-16 von Lockheed Martin zu entscheiden. Heutige Debatten darüber, dass Boeing seine Flugzeuge praktisch selbst prüft und Profit wichtiger ist als Menschenleben, kommen früheren Whisteblowern bekannt vor. Jeannine (Gigi) Prewitt und Taylor Smith waren Einkäuferinnen bei Boeing und inspizierten den Zulieferter Ducommun, wo sie fassungslos sahen, dass Teile kaum von Maschinen, sondern von Hand zurechtgeschnitten und mit Löchern für Nieten versehen wurden. Dazu kam es im Jahr 2000, als sie Klagen von Monteuren hörten, dass die von Ducommun produzierten struktruverstärkende Teile nicht passten. Gigi Prewitt sah eine Arbeiterin neue Löcher bohren und andere hämmerten Teile zurecht; Taylor Smith enthüllte, dass Ducommun falsche Angaben in Protokollen über die Fertigung machte.

Dokumentation über die B-737 NG

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AIDS, Flugzeugabstürze und der Merkel-Flug

Bei Abstürzen oder Pannen wird gerne über die Ursache spekuliert oder man fragt sich, wer aller Passagier war. Es ist z.B. wenig bekannt, dass sowohl bei Flug MH 17 im Jahr 2014 als auch bei Swissair Flug 111 (1998 bei Halifax abgestürzt) AIDS-Forscher an Bord waren. Dies verleitet zu einem „was wäre wenn“, doch im Fall der Swissair kann man eine akribische Rekonstruktion in der beliebten kanadischen Serie „Mayday – Alarm im Cockpit“ sehen. Wie User meinen, klickt man von einer Folge zur nächsten weiter und erahnt das Schicksal der Passagiere, je nachdem, wer zu Beginn interviewt wird, etwa ein Vater oder jemand, der dabei war und überlebte. Als der deutsche Regierungs-Airbus A340 auf dem Flug nach Südamerika wegen Ausfall der Kommunikation umkehrte, gab es auch sofort viele Vermutungen, da der zweite A340 nicht zur Verfügung stand. Aber was würde es wem bringen, wenn die Bundeskanzlerin später beim  G 20-Gipfel eintrifft?

Doch als 2014 die malaysische Boeing 757 über der Ukraine abstürzte, dachten viele gleich an Präsident Putins Heimflug von einem BRICS-Treffen. Erst später wurde bewusst, dass es auch Meldungen über AIDS-Experten und Aktivisten an Bord gab. Und von wegen Malaysia: Das Verschwinden von Flug MH 370 im März 2014 ist immer noch ungeklärt, und es ist wohl Zufall, dass dieser asiatische Staat gegen Kriegsverbrechen der USA bis zur Veranstaltung von Tribunalen auftritt. Zugleich reagierte  Verteidigungsminister Hishammuddin Hussein schräg (siehe Mayday-Folge), als er gefragt wurde, warum die vom Kurs abgekommene Boeing 757 vom Militär zwar am Radar verfolgt wurde, man aber nichts unternahm. Erfahrene Lotsen erkennen auch ohne Transponder (i.e. ohne Sekundärradar), ob es sich um Passagier- oder Kampfjet handelt, aber man kann Primärradar auch täuschen. In der Mayday-Folge zum Abschuss eines Airbus A300 der Iran Air durch ein US-Kriegsschiff wird aber so getan, als könne man eine Passagiermaschine nicht identifizieren  (siehe auch  Korean Airlines Flug 007 und in diesem Fall Russland).

Swissair Flug 111

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