Schlagwort-Archive: Söldner

Achtsam in den Untergang?

Wir erinnern uns, dass der erste sog. Corona-Lockdown für viele Menschen Gelegenheit zum Durchschnaufen war. Und dass Achtsamkeit, Yoga und Meditation beliebter denn je waren, während uns eine „neue Realität“ oktroyiert wurde. Achtsamkeit entstand als Mindfulness in den USA, begründet von Jon Kabat-Zinn, der 2015 beim Weltwirtschaftsforum in Davos jeden Morgen ungeheuer gefragte Meditationen anbot. Da sollten wir stutzig werden und wissen wollen, ob nicht auch Achtsamkeit gegen uns gewendet werden kann. Als Methode ist sie nämlich wertfrei dem gegenüber, was ich tue, sodass dies auch anderen Schaden zufügen kann, und ich komme damit noch besser klar. Kabat-Zinn bediente sich beim Buddhismus, der jedoch das rechte Tun betont, sodass ein Söldner niemals achtsam handeln kann. Eher schon denkt man auch bei Davos an „Achtsam Morden„, wie der Start einer Krimireihe zum Thema Achtsamkeit heisst. Autor Karsten Dusse ist Rechtsanwalt wie sein alter ego Björn Diemel, das Probleme löst, indem es Mandanten umbringt und dann ausnützt, dass es alle Vollmachten hat. In einem Interview meinte Dusse einmal sarkastisch, dass ein achtsamer Mörder jemanden einen Felsen hinunterstürzt und dann die schöne Aussicht geniesst.

Inzwischen ist bereits die Rede von Toxic Mindfulness, weil Achtsamkeit und Meditation z.B. Traumata oder Depressionen noch verstärken. Es kann auch sein, dass uns Politiker achtsam absurde Einschränkungen oktroyieren, auf die wir achtsam mit Meditation und Waldspaziergängen reagieren. Wenn das irgendwie bekannt vorkommt, dann soll es das auch. Denn hier haben wir einen weiteren Grund, warum die Bevölkerung nicht mit breitem Widerstand auf alles reagierte, was ihr unter dem Deckmantel Corona verkauft wurde. Wie Corona rational zu bewerten ist, wie Menschen durch Propaganda manipuliert werden und welche Netzwerke aktiv sind, habe ich immer wieder untersucht. Achtsamkeit ist ein weiterer Aspekt, der uns davon abhalten soll, zu kämpfen. Natürlich haben auch im Widerstand und bei Kundgebungen präsente Menschen meditiert – ich erinnere an die Ignorance Meditation mit Kai Stuht und Ken Jebsen. Es sollte deutlich werden, dass jedes Instrument gebraucht oder missbraucht werden kann und positiv wirkt, wenn es uns stärkt und Kraft gibt, uns aber nicht lähmen darf. Gegen „achtsame Söldner“ (auch „unsere“ Regierungen?) hilft es nicht, uns in uns selbst zu versenken, sondern wir müssen ihnen entgegentreten.

Krisenliteratur von Hofer/Aldi

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Jan Marsalek, Alexej Nawalny und die Leichen in Putins Keller

Vor zwei Monaten verschwand Jan Marsalek von Wirecard Richtung Russland; vor wenigen Tagen wurde der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vergiftet – haben wir es da sozusagen mit Leichen in Putins Keller zu tun? Das Bild ist wohl etwas komplexer, weil allzu Spektakuläres dem Image schadet, das der russische Präsident gerne haben würde. Allerdings fallen sofort Parallelen zwischen Marsalek und Nawalny auf, weil beide lückenlos überwacht wurden, wenngleich der eine pro, der andere kontra Kreml ist (so verfährt Russland auch mit Politikern im Ausland) Nawalny wird jetzt in Deutschland behandelt und steht unter dem Schutz des Bundeskriminalamts, das wiederum Marsaleks habhaft werden möchte. Sieht man sich an, womit sich Nawalny befasst hat, dann geht es unter anderem um Geldwäsche auch mithilfe österreichischer Banken, denn er sagt: „Es gibt viele Russen, die Immobilien besitzen, in Tirol und anderswo, aber hier wie dort hat das politische Establishment überhaupt kein Problem damit. Alle wissen, dass korrupte Gauner gerne in Österreich investieren.“  

Nawalny denkt da unter anderem an den Politiker Andrej Metelskij, „Chef des mächtigen Moskauer Flügels der Putin-Partei ‚Einiges Russland‘, die ein Kooperationsabkommen mit der FPÖ unterzeichnet hat“ und „vier Hotels in Wien und Tirol besitzt“ und stellt fest: „Das sind gestohlene Gelder, die von einem europäischen Land angenommen werden, ohne dass irgendwelche Fragen gestellt werden.“ Er informierte die österreichischen Behörden bewusst nicht während seiner Recherchen: „Leider wissen wir, dass viele österreichische Politiker sehr freundschaftliche Kontakte zu russischen Politikern pflegen.“ Das Abkommen mit der FPÖ ist inzwischen Geschichte; wir sollten uns aber daran erinnern, wenn sich Ex-Parteichef Heinz Christian Strache puncto Ibizagate erneut als Opfer hinstellt. Denn er dockt sehr wohl bei Oligarchen an, etwa über seinen PR-Berater Gernot Rumpold, der immer wieder für Oleg Deripaska arbeitete, mit dem sich Nawalny auch befasste. Ich kann seine Recherchen insofern ergänzen, als dass ich auf (vielleicht auch gespielte) Unkenntnis und Mauern stieß, als ich wissen wollte, wieso die burgenländische Politik Deripaska, dessen Ex-Schwiegervater Walentin Jumaschew und dem Geldwäscher Wladimir Antonov zu Willen ist. Nawalny hat auch eine Art Ibiza beizusteuern, da er sich um Anastasia Vashukevich kümmerte, die Deripaska zeitweise begleitete und im August 2016 heimlich Aufnahmen auf seiner Jacht machte, bei denen es um die US-Wahlen ging.

„Bild“-Bericht ehe Nawalny nach Deutschland gebracht wurde

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Wirecard und die österreichisch-russische „Freundschaft“

Der Wirecardskandal ist im Handumdrehen zu einem Geheimdienstskandal in Österreich geworden; da wir aber nur Nachrichtendienste haben, sind damit fremde Dienste gemeint. Weil Markus Braun und der verschwundene Jan Marsalek seit 2011 die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft unterstützt haben, ist deren Existenz nun einer breiten Masse bewusst. Auch die Verbindung zu Heinz Christian Strache und Johann Gudenus, seit dem Ibiza-Video weltweit bekannt, gehört hierher und passt hervorragend ins Bild. Zu Wirecard selbst wird immer mehr auch an Nachlässigkeit bei jenen Organen bekannt, die Aufsicht ausüben sollten sowie fehlendes internes Procedere, das bei einem Unternehmen dieser Größenordnung zu erwarten wäre; außerdem gibt es Verdacht auf Insiderhandel.. Man muss genüßlich lesen, was Anna Thalhammer in der „Presse“ schreibt, die ansonsten aus dem Verfassungsschutz schnell mal „unseren Geheimdienst“ macht: „Ist der flüchtige Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek gar ein russischer Spion? Darüber wird derzeit gemutmaßt. Fakt ist: Er hatte offenbar gute Kontakte nach Russland und zu dessen Geheimdienst GRU. Auch in Österreich unterstützte Wirecard Russland-Connections. Die Firma spendete jährlich zwischen 10.0000 und 20.000 Euro an die österreichisch-russische Freundschaftsgesellschaft (ORFG). Die Vorstände Markus Braun und Jan Marsalek wurden darum zu Ehrensenatoren ernannt. Einstimmig.“

Das Tag Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft kommt in meinem Blog immer wieder mal vor, wenn ich diverse Mitglieder und ihre Netzwerke erwähne, etwa Vizepräsident Christoph Matznetter, SPÖ, der Mitglied des Ibiza-U-Ausschusses ist, oder Harald Mahrer, ÖVP, unter anderem Präsident der Wirtschaftskammer, oder Anwalt Gabriel Lansky, der mit Matznetter publiziert und Vertrauensanwalt der russischen Botschaft ist. Wir finden in der ORFG auch Ex-Innenministeriums-Kabinettschef Michael Kloibmüller, der eine eher negative Rolle im sogenannten BVT-Konvolut einnimmt, das die legendäre Hausdurchsuchung 2018 auslöste; übrigens ging es im anonym verbreiteten Papier auch um Lansky. Peter Fichtenbauer und Johannes Hübner von der FPÖ gehören ebenfalls der ORFG an und bis nach Ibizagate 2019 auch Johann Gudenus und Markus Tschank, der auf Anraten von Ex-SPÖ-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil das „Institut für Sicherheitspolitik“ gründete, das vom Ministerium, von Novomatic und von der ILAG der Familie Turnauer unterstützt würde, bei der Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger im Aufsichtsrat sitzt. Wir sehen, dass die Strabag, an der sich Oligarch Oleg Deripaska beteiligte, durch Diana Neumüller-Klein vertreten ist oder dass auch Anwalt Hannes Jarolim mit von der Partie ist, der sich bis 2006 gemeinsam mit Leo Specht um Klienten aus der Ex-Sowjetunion bemühte und dann andere Partner suchte.

Artikel von oe24

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Der Wirecard-Skandal als österreichischer Sumpf

Zunächst einmal sind Österreicher in den Wirecard-Skandal verwickelt; wenn man sich aber Entwicklungen und Zusammenhänge ansieht, drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um eine „Front“ eines Geheimdienstes handelt. Dies erhärten auch Aussagen bei Pressekonferenzen, mit denen sich involvierte Parteien wechselseitig beschuldigen, ohne einen Akteur im Hintergrund zu benennen. Auch der Start von Wirecard mit Pornoanbietern, deren Seriosität Beamte des Innenministeriums (Verfassungsschutzes) per Nebenbeschäftigung feststellten, passt ins Bild. Denn mit Pornokonsum kann man den einen oder anderen sicher auch unter Druck setzen, es ist praktisch eine Art Epstein Island von potenziellen Opfern frei Haus geliefert. Interessant ist der Kontakt von Jan Marsalek, der nun untergetaucht sein soll, zu Florian Stermann, dem Geschäftsführer der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft, deren Präsident Ernst Strasser noch als Innenminister wurde; später gründeten Strasser/Stermann die Firma Expert Managementberatung Russia GmbH. Zwei ehemalige Kabinettschefs Strassers, Christoph Ulmer und Michael Kloibmüller, findet man ebenfalls in der ORFG.

Freilich macht das sie noch nicht zu einer „tiefschwarzen Angelegenheit“, wie es Christian Hafenecker von der FPÖ bei einer Pressekonferenz heute ausdrückte. Denn einer der Vizepräsidenten der ORFG heisst Christoph Matznetter (SPÖ) und publiziert mit dem Vertrauensanwalt der russischen Botschaft Gabriel Lansky und ist Mitglied des Ibiza-U-Ausschusses. Er gehört zum (russischen) Netzwerk um Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der mit dem Oligarchen Oleg Deripaska und „Investor“ Martin Schlaff verbunden ist (und reagiert mit Spott, wenn man das problematisiert). Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun war unter jenen Unternehmern, dessen Unterstützung (auch finanzieller Natur) für die ÖVP 2017 ein gewichtiges Argument dafür war, Sebastian Kurz als neuen Parteichef zu akzeptieren. Nach der FPÖ-PK wiegelte Gaby Schwarz von der ÖVP ab, da sich Markus Braun nur dreimal an Sitzungen des „Think Austria“-Think Tank mit Antonella Mei-Pochtler beteiligt haben soll, die sich 2017 um die pekuniäre Seite der Kurzschen Machtübernahme kümmerte. Er habe der ÖVP „nur“ 70.000 Euro gespendet, den NEOS aber davor 125.000; außerdem sah man ihn bei SPÖ-nahen Veranstaltungen mit Ex-Bundeskanzler Christian Kern.

FPÖ-Pressekonferenz

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Schutzarmbänder oder: Wo ist hier der Notausgang?

Schutzarmbänder kennt man aus der Esoterikszene, und sie bestehen meist aus Edelsteinen und sind ganz hübsch. Wer zu Silvester in Köln feiert, sollte ein buntes Plastik-Schutzarmband tragen, auf dem „Respect“ steht. Die Idee ist nicht neu, da schon mal versucht wurde, „Geflüchteten“ auf diese Weise zu signalisieren, dass sie dich in Ruhe lassen sollen, wenn du eine Frau bist. Die Kölner Noch-Oberbürgermeisterin Henriette Reker (bekannt durch den Rat „eine Armlänge Abstand„) hat heute bei einer Pressekonferenz auch „Pop-Art-Comics“ zu erwünschtem und unerwünschtem Verhalten vorgestellt. Diese Illustrationen erinnern an in Schwimmbädern aufgehängte Tafeln und auch an die in Plastik eingeschweißten Anweisungen für diverse Notfälle, die man im Flugzeug im Fach vor seinem Sitz findet. Sind wir in der Luft auf Turbulenzen, Druckabfall und Notlandung vorbereitet, so müssen wir uns seit zwei Jahren bei Massenereignissen davor fürchten, ausgeraubt und / oder betascht und / oder in die Enge gedrängt zu werden von einem oder mehreren Männern.

Es gibt für uns auf der Erde aber keinen Notausgang, zumal der Staat das Verhalten von „Neubürgern“ einfach hinnimmt und leider auch einige Frauen nicht auf die Barrikaden gehen wollen. Würde die Polizei von ihnen verlangen, nicht mit kurzen Rücken herumzulaufen, wären sie mit Recht empört; aber wenn es um „Schutzsuchende“ geht, besorgen sie sich willig lächerliche Armbänder, die um „Respekt“ betteln. Es ist auch ein verändertes Freundschaftsarmband, mit dem indirekt unterstellt wird, dass die Trägerin grundsätzlich mit einem fremden Mann ins Gespräch kommen könnte und extra signalisieren muss, wenn sie das mal nicht will. Im Grunde werden Frauen auf diese Weise zu Objekten reduziert, weil unvorstellbar scheint, dass sie ausgehen könnten und nicht das geringste Interesse daran haben, mit irgendjemandem anzubandeln. In Wien streifen immer wieder Einheimische herum, die sonst nichts zu tun haben und Frauen ansprechen, die z.B. auf der Wiese im Park liegen und lesen. „Hearst Studentin“ war die  Standardanrede eines dieser Typen, „was liest denn da“, und wehe der, die ihn nicht völlig ignorierte, denn sie wurde ihn nur schwer wieder los.

Henriette Reker auf Twitter

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Machiavelli für Merkel

Während es für die deutsche Kanzlerin immer enger wird, warnt sie davor, dass es im von ihr ausgelösten Asylchaos auch zum Einsatz des Militärs – und zwar am Balkan – kommen kann. Merkel und anderen sei hiermit nahegelegt, doch einmal „Der Fürst“ von Niccolo Machiavelli zu studieren. Der bekannte italienische Autor und Politiker brachte es bis zum Staatssekretär der Republik Florenz, zuständig für Außen- und Sicherheitspolitik. Seinen Erfahrungen nach sind schon mal Armeen, die aus dem Volk kommen, Söldnerheeren vorzuziehen. In diese Richtung geht aber die Entwicklung nicht nur in Deutschland mit dem Aussetzen der Wehrpflicht, sondern auch in Österreich, wo die Demontage des auf Wehrpflicht und Miliz aufgebauten Bundesheers auf das Konto der SPÖ (mit zu wenig Widerstand der ÖVP) geht.

Machiavelli schrieb im 16. Jahrhundert: „… ihr werdet es noch sehen, welchen Unterschied es ausmacht, Bürger-Soldaten nach Tüchtigkeitsauslese und nicht nach Korruption zu bekommen“. Generell wollte Machiavelli Leistung und Verdienst zur Grundlage von Funktionen im Gemeinwesen der Republik Florenz machen, was (nicht nur)  zu seiner Zeit ein recht moderner Gedanke war. Er riß der Politik den Schleier herunter und wollte nach seinem Biografen Volker Reinhardt, „hinter die Fassaden der Propaganda blicken und die Kräfte aufzeigen, die ungerechte Sozial- und Staatsordnungen zusammen hielten: Täuschung und Gewalt auf der Seite der Mächtigen, Angst und Aberglaube bei den Unterdrückten“. (1)

Wer in der Politik erfolgreich sein will, müsse die Kunst beherrschen, „den richtigen Schein zu erzeugen“, denn „die Menschen urteilen im Allgemeinen nach dem Augenschein, nicht mit den Händen. Sehen nämlich kann jeder, verstehen können wenige. Jeder sieht, wie du dich gibst, wenige wissen, wie du bist. Und diese wenigen wagen es nicht, sich der Meinung der vielen entgegen zu stellen. Denn diese haben die Majestät des Staates zur Verteidigung ihres Standpunkts.“ In den Zeiten des Internet ist dies auf den ersten Blick nicht mehr zutreffend,  weil andere Meinungen ja doch artikuliert werden; man muss sich aber fragen, was sie konkret bewirken und was jenen widerfährt, die besondes präzise Fehlentwicklungen benennen. Auch Passivität oder Panikmache dienen im Übrigen nicht der Veränderung, sondern dazu, die bestehende Situation einzuzementieren.

Im 4. Kapitel des „Fürsten“ stellt Machiavelli das türkische und das  französische Reich gegenüber und analysiert, welches man mit welcher Strategie erobern kann. Wenn man sich damit auseinandersetzt, bemerkt man, „dass es schwer ist, das türkische Reich zu erobern: Sobald es aber erobert wäre, würde es leicht sein, es zu behaupten.“ Denn hier kann der Eroberer „nicht durch inländische Fürsten herbeigerufen werden“ und auch nicht auf die Unterstützung von Rebellen hoffen; auch Bestechung wird wenig ausrichten, da alle „Knechte“ sind, unter anderem als Beamte, die der regierenden Familie dienen. Machiavelli folgert daraus, dass man die Türken nur von außen mit einer Armee angreifen kann, aber wenn diese die türkischen Streitkräfte besiegt hat, „ist nichts mehr zu fürchten“, außer dass man die regierende Familie unschädlich machen müsse; niemand wird aber im Volk genug Unterstützung haben, um gegen die Eroberer zu rebellieren.

„So wie der Sieger vor dem Sieg auf niemanden hoffen konnte, so hat er nach demselben niemanden mehr zu fürchten“, schreibt Machiavelli; hingegen ist es in Frankreich „leicht einzudringen, sobald man einen der hohen Reichsbeamten gewonnen hat, unter denen sich immer Unzufriedene  und  Neuerungssüchtige finden“. Dies hängt damit zusammen, dass der König – anders als der Sultan, dem alle dienen und der alle ein- oder absetzen kann – von Fürstenhäusern umgeben ist, deren Herrschaft von den Untertanen anerkannt wird. Der König kann die Vorrechte dieser Fürsten „nicht ohne Gefahr antasten“. Hat man „Unzufriedene  und  Neuerungssüchtige“ gefunden, ist es jedoch vergleichsweise einfach,  sich den Weg in ein auf diese Weise regiertes Reich zu bahnen „und den Sieg zu erleichtern“. Dann aber „gibt es unendliche Schwierigkeiten, sich darin festzusetzen; sowohl mit denen, die Beistand geleistet haben, als auch mit den Überwundenen.“

Es gibt noch viele Parallelen, doch belassen wir es vorerst dabei; klar ist, dass man mit dem französischen Modell die förderale Struktur Deutschlands und Österreichs in Verbindung bringen kann. Von Interesse sollte auch sein, dass Machiavelli meint, wer Städte und Stadtstaaten erobert, deren Bürger daran gewohnt sind, frei zu sein, müsse diese zerstören, denn sonst werden sich früher oder später diese Menschen gegen ihn wenden. Man kann also auch davon ausgehen, dass Errungenschaften, wie wir sie mit  der Zeit nach Machiavelli in Verbindung bringen, durch intendierte Veränderungen auf unserem Kontinent in Gefahr sind. Würden Merkel und Faymann Machiavelli lesen, wäre ihnen klar, dass „die EU“ längst zu einer Falle geworden ist, in der Nationalstaaten ihre Souveränität und damit ihre Handlungsmöglichkeiten opfern sollen. „Unzufriedene  und  Neuerungssüchtige“ haben ihren Beitrag dazu geleistet, ganz nach dem Plan derjenigen, die (noch) keinen Beamtenstaat nach altem türkischem Modell erobern können.

Man sollte als aufmerksame Bürger und aufmerksamer Bürger sein Augenmerk auch auf Angriffe auf den Föderalismus richten, die nicht immer so massiv sind wie in diesem Kommentar, mit dem die ironischer Weise von der Republik Österreich herausgegebene „Wiener Zeitung“ auf die Koalition zwischen SPÖ und FPÖ  im Burgenland reagierte: „Wenn also die Bundesländer als Körperschaften nicht nur eine Geldvernichtungsmaschine sind, sondern auch politische Instabilität fördern, bleibt nur eine logische Konsequenz: Abschaffung der Bundesländer. Wenn sie als Genussregionen weiterbestehen, die einmal im Jahr auch Landesausstellungen veranstalten, genügt das vollkommen. Als gesetzgebende Körperschaft haben sie ihre Berechtigung verloren. Volkswirtschaftlich sind sie – siehe Haftungen – eine Anmaßung. Und als politische Körperschaft werden sie – siehe Burgenland – zur Bedrohung der Stabilität.“ (2)

„Bedrohung der Stabilität“ oder nicht eher – ganz im Sinn Machiavellis – ein Schutz gegen Eroberung durch eine fremde Macht? Das Beispiel Frankreich bietet auch eine andere Interpretation für Fragen wie jene, was um alles in der Welt in Merkel gefahren ist, denn man kann dies leicht bewerkstelligen, stößt aber auf weitere Schwierigkeiten. Gegen Nationalstaaten, wie wir sie kennen, spricht sich übrigens auch der vielfach als Merkel-Nachfolger gehandelte Finanzminister Wolfgang Schäuble aus. (3) Es ist ja kein Zufall, dass der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) meint, Merkel wolle in Wahrheit einen anderen Staat – und damit wären wir wieder bei den Bundesländern, die sich so einfach nicht auf Linie bringen lassen. Allerdings muss man auch beachten, dass PolitikerInnen in der Regel suggestiven manipulativen Fragen ausgesetzt sind, die unterstellen, dass alles gröbste Menschenrechtsverletzung ist, das nicht damit einher geht, Fremden unser gesamtes Sozial- und Gesellschaftssystem zu überantworten. Dies kann man z.B. an einem Interview mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Radio gut erkennen, mit dem heute viele Menschen in Österreich  ihren Tag begonnen haben. (4)

Während Machiavelli von „guten Fürsten“ erwartet, dass diese jedes Terrain darauf überprüfen, wie man dort kämpfen kann, um sich selbst zu in Taktik zu schulen, scheinen Merkel und Co. mit anderen bekannten Anforderungen an die Sicherheit ihrer Staaten überfordert. Auf der anderen Seite warnt die Kanzlerin jetzt davor, dass es zum Einsatz der Armeen kommen kann, wenn der von ihr mit ins Leben gerufene Zug nach Europa an Grenzen innerhalb der EU angehalten wird. (5) Dies, obwohl auch in Deutschland selbst die Bevölkerung, die Kommunen, die Länder zunehmend meinen, das Maß sei voll, und obwohl sich Länder wie Österreich dem Andrang nur dann trotz Erschöpfung noch irgendwie gewachsen fühlen, weil alle in Deutschland landen sollten. Freilich hat niemand einen Plan B für den Fall, dass Deutschland dichtmacht, zumal immer weniger Personen aus Österreich weitergelassen, vor allem aber nicht in Österreich erfasst  werden, sodass sie – wenn aus Deutschland abgeschoben – von Österreich nicht weitergereicht werden können. (6)

Was die Situation in Syrien betrifft, die ja mitverantwortlich ist, wird weiterhin behauptet, es gäbe „gemäßigte“ Terroristen, in deren Hände die deutschen Grünen sogar die Regierung des von Assad verteidigten Landes legen wollen. (7) „Danke, Angela“, kann man nur sagen, wenn man liest, dass laut einem Geheimpapier die Anzahl der in Österreich gestrandeten „Transit-Asylwerber“ rapide ansteigt. Innerhalb weniger Tage waren nämlich die Notquartier-Plätze des Bundes in Oberösterreich und Salzburg beinahe ausgelastet: am 20.10. waren 6.300 von zunächst vorgesehenen 13.200 Schlafstellen in Verwendung; am 31.10. waren bereits 21.200 Notquartiere beim Krisenstab der Bundesregierung in Betrieb und davon schon 20.300 Plätze belegt. „Wir kommen mit der Organisation neuer Notquartiere fast gar nicht mehr nach. Und ständig treffen in Spielfeld neue Flüchtlingsströme ein“, wird ein „hochrangiger Mitarbeiter im Krisenstab“ zitiert, der einen Kollaps des bisherigen „Asyl-Durchreich-Systems“ nach Deutschland fürchtet. (8)

Sowohl die besorgte Bevölkerung als auch die Flüchtlinge selbst korrigieren zunehmend das über Monate vermittelte Bild. So findet man auf den Autobahnen in der Gegend von Passau Kennzeichen, die sonst kaum zu beobachten waren; ausserdem werden pro Tag und das auf lange Zeit hinaus geplant zwischen 5000 und 7000 Personen mit dem Zug weiterbefördert, also täglich eine mittlere Kleinstadt an Menschen, die versorgt und betreut werden wollen. (9) Ein 28jähriger Afghane, befragt an der Grenze zwischen Slowenien und Österreich, macht seiner Enttäuschung über Europa Luft, denn es ist kalt hier und keiner kümmert sich um ihn. Es sei der größte Fehler seines Lebens, sich auf den Weg nach Europa gemacht zu haben, zitiert ihn die „Welt“. (10)

Was mögliche Nachfolge für Merkel und Faymann betrifft, so geht es stets auch darum, welche Kabinette sich Regierungschefs zusammenstellen. Dies war zu Machiavellis Zeiten nicht anders, als Fürsten Räte ernannten, die man schon damals als Minister bezeichnet hat. „Man urteilt zunächst über ihn und seinen Verstand aufgrund dessen, wie die Personen beschaffen sind, die ihn umgeben. Sind sie der Sache gewachsen und getreu, so wird er immer für einen weisen Mann gelten, weil er sie als das erkannte, was sie waren, und sie treu zu erhalten wusste.“

Machiavelli hat auch unter Ministern „drei Arten von Köpfen“ ausgemacht, nämlich jene, die alles von selbst einsehen; andere, die dann verstehen, wenn es ihnen dargelegt wird, und die, die nichts einsehen, weder selbst noch durch die Bemühungen anderer. Man müsse „an den Fürsten“ denken und nicht in erster Linie an sich selbst, um vertrauenswürdig zu sein, doch zugleich muss der Fürst diese Loyalität belohnen, erklärt Machiavelli. Es versteht sich von selbst, dass vor Schmeichlern gewarnt wird und dass Fürsten selbst genug Verstand haben sollten….

(1) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Niccol%C3%B2_Machiavelli – es wird u.a. auf Reinhardts „Machiavelli oder die Kunst der Macht“ Bezug genommen; den „Fürsten“ kann man hier online lesen: http://gutenberg.spiegel.de/buch/buch-vom-fursten-121/1
(2) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150605_OTS0140/wiener-zeitung-leitartikel-von-reinhard-goeweil-schafft-die-laender-ab
(3) siehe dieser Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=Xganww9S2K0#t=41
(4) hier zum Nachhören: http://oe1.orf.at/artikel/422861
(5) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-merkel-warnt-vor-militaerischen-konflikten-durch-grenzschliessung-a-1060785.html
zur zunehmenden Kritik an Merkel siehe auch https://alexandrabader.wordpress.com/2015/11/02/abgesang-auf-angela-merkel/
(6) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20151103_OTS0053/fluechtlinge-stronachlugar-asyl-auf-zeit-ist-unnoetig
(7) siehe http://hinter-der-fichte.blogspot.de/2015/11/moderate-terroristen-die-verschwiegene.html und http://hinter-der-fichte.blogspot.de/2015/10/ardzdf-grunen-funktionar-will.html
(8) http://www.krone.at/Oesterreich/14.000_Asylwerber_mehr_im_Land_-_in_nur_elf_Tagen-Geheimpapier_zeigt_-Story-479971 – im Vergleich dazu die offizielle Linie: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20151103_OTS0089/ministerrat-bk-faymann-zu-asyl-notwendige-quartiere-in-koordination-mit-landeshauptleuten-schaffen
(9) https://buergerstimme.com/Design2/2015/11/passauer-parallelwelten/
(10) http://www.welt.de/politik/ausland/article148342236/Junger-Afghane-total-enttaeuscht-von-Europa.html