Schlagwort-Archive: Quoten

Frauenvolksbegehren und Feminismus

Das Frauenvolksbegehren hat neben einem für ein Rauchverbot und einem gegen ORF-Gebühren jetzt Eintragungswoche. Es wird nicht nur an der Konkurrenz gemessen werden, sondern auch am ersten Frauenvolksbegehren 1997. Heute wird zwar auch eifrig verteilt und es gab zahlreiche Veranstaltungen, doch ein großer Teil der Werbung fand in den sozialen Medien statt, wo man/frau sich aber sehr leicht nur in einer bestimmten Blase bewegt. „Addendum“ hat sich angesehen. was aus jenen Forderungen wurde, die damals 644.977 Menschen unterstützt haben; tatsächlich wurde so manches umgesetzt, doch es braucht dafür einiges an Geduld. Es ging u.a. um Quoten, Pensionsansprüche, Kinderbetreuungsplätze, Karenzgeld, Kündigungsschutz nach der Karenz und eine Besserstellung Teilzeitarbeitender. Heute geht es um eine 50 % Quote in der Wirtschaft, in Interessensvertretungen und in der Politik, um Maßnahmen gegen die Armut Alleinerziehender, um den barriere- und kostenfreien Zugang zu Schwangerschaftsabbruch und Verhütung, um die Einführung einer 30 Stunden-Woche, um Maßnahmen zum Schutz weiblicher Asylwerber, den Ausbau von Gewaltschutzeinrichtungen und einiges mehr. 

Wie 1997 wird die Parole ausgegeben, dass man ja nicht zu 100% mit allem übereinstimmen muss, es aber notwendig ist, ein Zeichen zu setzen. Ersten Berichten zufolge ist der Andrang teilweise recht groß, jedoch in erster Linie für das Don’t Smoke-Volksbegehren, das mindestens 900.000 Unterschriften erreichen will; das Frauenvolksbegehren setzt sich 650.000 als Meßlatte. Im Vergleich zu 1997 ließ sich jetzt weit besser via Internet werben und mobilisieren, wie man auch an zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern auf der Webseite des Frauenvolksbegehrens sehen kann. Zeitweise wurde das Volksbegehren in die parteipolitische Debatte hineingezogen, da die vorübergehende Sprecherin für einen Teilbereich Maria Stern als „Mitinitiatorin“ bezeichnet wurde und Peter Pilz gegen #MeToo-Vorwürfe in Schutz nahm. Dazu gab es dann auch eine Stellungnahme des Volksbegehrens, doch mittlerweile posiert frau schon wieder gemeinsam für Fotos. Seitens der Liste Pilz rief die Abgeordnete Stephanie Cox, die sich weder um Grabsch- noch um Mobbingvorwürfe gegen den Gründer je kümmerte, dazu auf, das Volksbegehren zu unterschreiben. Die designierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner machte keine Aussendung oder Aussage zum Thema, besuchte aber die Wiener Landespartei, die mit (Männer betreffende) Personalentscheidungen unzufrieden ist.

Das Frauenvolksbegehren auf Twitter

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Wenn Politikerinnen streiten

Es hat Seltenheitswert in der Politik, dass Konflikte unter Frauen in einer Partei offen ausgetragen werden. Dies ist in den Grünen der Fall, wobei Medien diese Debatte einzufangen versuchen, indem sie den Frauen Männer als „Experten“ vorsetzen, die wie eh und je die „großen Linien“ vorgeben sollen. Man sieht aber auch, dass Frauen und Männer mit Regeln unterschiedlich umgehen, weil Frauen immer noch kaum bereit sind, sich mehr Spielraum zu verschaffen.

Flora Petrik wurde im Jänner dieses Jahres Sprecherin der Jungen Grünen und attackierte Parteichefin Eva Glawischnig zu sehr, sodass letztlich sie und sechs weitere Vorstände der Jungen Grünen sich zurückziehen. Zugleich achtet Ihre Mutter Regina Petrik, Landtagsabgeordnete im Burgenland, sehr darauf, Privates und Politisches zu trennen, während ihre Parteikollegen beide Bereiche unbekümmert vermischen. Weit über Parteien hinaus sehen sich viele Frauen als Teil einer neuen Frauenbewegung, die gegen den „Backlash“ auf die Straße geht. In der nüchternen Realität sind Frauen im Parlament und in der Regierung nach wie vor unterrepräsentiert und meist für „klassische“ Bereiche zuständig.

Bŕigitte Woman 5/2017

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Feminismus und Weiblichkeit

Traditioneller Weise finden um den Internationalen Frauentag zahlreiche Diskussionen auch in den Medien statt; Frauen haben mehr Aufmerksamkeit und Bühne als sonst. Daher widmete der Privatsender Servus TV seine wöchentliche Talkshow auch der Frage „Feindbild Feminismus – was will die Frau?„. Über die Zuseherinnen und Zuseher hinaus wurde dann erörtert, dass die grüne Abgeordnete Berivan Aslan auf die Frage der deutschen Autorin Birgit Kelle nach ihrer „Weiblichkeit“ keine positiven Assoziationen parat hatte. Vor allem prallten aber Kelle und die Wiener Ökonomin Gabriele Michalitsch aufeinander, da Letztere nicht (permanent) berufstätigen Frauen jedwede Teilhabe an Politik und Gesellschaft abgesprochen hat.

Es hätte nur mehr gefehlt, dass sie Kelle Schreiben und Lesen beibringen wollte, weil diese 12 Jahre bei ihren Kindern zu Hause war und dies als Arbeitsteilung in ihrer Ehe bezeichnete, die sie auch selbst wollte. Einfacher scheint es für Michalitsch, wenn sie wie in diesem Interview zum Thema Neoliberalismus uneingeschränkt im Mittelpunkt steht, ohne sich mit kritischen Gegenstimmen auseinandersetzen zu müssen.  Michalitsch, aber auch Aslan spulten den gesamten Kanon derjenigen ab, die Staatsgrenzen auflösen und endlose Einwanderung fördern wollen.  Moderator Michael Fleischhacker ließen die beiden gerade noch durchgehen, dass er die Angst vieler Frauen nachts auf der Straße ansprach, nicht aber Birgit Kelle. Kontrapunkte zu Michalitsch und Aslan boten auch der Arzt und Paarberater Georg Pfau und der Philosoph Georg Schildhammer. Dass sich Kelle als „Anti-Feministin“ bezeichnet, ist nicht ganz fair gegenüber echten Feministinnen, doch ansonsten stimme ich vielfach mit ihr überein.

Talk im Hangar 7
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