Manche meinen, Bundeskanzler Christian Kern trage mit der Affäre um seinen Berater Tal Silberstein nur schwer an Hypotheken der SPÖ. Nun ist sicher verständlich, dass er sich im Wahlkampf nicht nur als Ausflucht mit Sachthemen befassen will und gerade eine Tour durch alle politischen Bezirke gestartet hat. So einfach wie z.B. „Österreich“ kann man es sich aber nicht machen, wo Herausgeber Wolfgang Fellner wie vor ein paar Tagen meint, dass Kern nur ohne die SPÖ reüssieren kann: „Kern kann diese Wahl noch gewinnen, wenn er ganz gezielt auf diese Gerechtigkeitsthemen setzt und sich endlich von seinem Sargnagel SPÖ löst, die ihn wie ein Betonblock in den Umfragen nach unten zieht. Die Causa Silberstein ist für die ‚alte‘ SPÖ symptomatisch: Ein korrupter Berater ‚managt‘ den Wahlkampf einer maroden Partei, deren Ex-Kanzler Gusenbauer im Gegenzug in seiner Firma mitkassiert. Die Gusenbauer-Silberstein-Connection stinkt zum Himmel. Kern hat mit all diesen SPÖ-Altlasten nichts zu tun. Er steht für Neustart, doch Kern ist im SPÖ-‚Gusi‘-Netzwerk gefangen. Er muss endlich die Abnabelung von der SPÖ schaffen, sonst nützt ihm weder der Charme in den TV-Duellen noch die soziale Kompetenz.“
Nicht nur die Tatsache, dass Alfred Gusenbauer Präsident des Renner-Instituts ist (geschäftsführender Präsident: Josef Cap, Direktorin: Maria Maltschnig, Ex-ÖBB-Vorstandsassistentin und Ex-Kern-Kabinettschefin) verbindet diesen sehr wohl aktuell mit Kern. Auch dass er Kern seinen Wahlkampfberater und Geschäftspartner Tal Silberstein empfahl und Kern erst nach dessen Festnahme die Reißleine zog, spricht für Abhängigkeiten. Denn Warnungen gab es auch zuvor u.a, wegen eines rumänischen Haftbefehls zuhauf, doch sie wurden ignoriert. Wie alle mit allen wirtschaftlich und politisch verbandelt sind, kann man hier nachlesen; zum Gusenbauer-Erbe gehört jedoch auch der Umgang mit dem BAWAG-Skandal, der neuerlich ein schiefes Licht auf den (Silberstein-) Wahlkampf 2006 wirft. Obwohl nicht wirklich gründlich ermittelt wurde, fand man Hinweise auf Parteienfinanzierung bis 1988 und für Zuwendungen an ÖGB und Konsum. Da dies bei einer Hausdurchsuchung bei Ex-Generaldirektor Walter Flöttl sichergestellt wurde, dessen Sohn die Justiz mit Samthandschuhen anfasste, kann es durchaus mehr gegeben haben.
„Österreich“ am 19. August 2017