Ibizagate: Wer war eingeweiht?

Nach vielen Monaten des Schweigens gab nun „Ibiza-Detektiv“ Julian H. ein paar Interviews. Auch wenn er in U-Haft sitzt und sich natürlich rechtfertigen will, werden seine Aussagen für kontroverse Diskussionen herangezogen. Dafür eignet sich besonders, dass man ihm nach Ibizagate zwei bis drei Millionen dafür geboten habe, die SPÖ und Hans Peter Haselsteiner zu belasten. Ausserdem behauptet er, mit einem Mitarbeiter der Präsidentschaftskanzlei gesprochen zu haben, weil er Sorge um seine Sicherheit hatte. Bevor man aber alles für bare Münze nimmt, sollte man sich an das Verhalten seines Berliner Anwalts Johannes Eisenberg erinnern. Und daran, dass ihn das Peng!-Kollektiv in Berlin versteckt hatte, das zu den Seenotrettern gehört und derzeit die bizarre Zero Covid-Initiative unterstützt.

Die SPÖ kapriziert sich jetzt darauf, dass H. von Warnungen aus dem Umfeld der ÖVP vor der Falle in der Finca im Juli 2017 sprach. Sie ist allerdings selbst in der Defensive, weil sie spätestens 2018 Kenntnis vom Ibiza-Material hatte, zeitweise über dessen Ankauf verhandelte. Bis Ende Juli 2017 fungierte Stefan Sengl als Wahlkampfleiter, dessen Geschäftspartner Anwalt Michael Pilz dann entsprechende Gespräche mit Anwalt Ramin M. führte. Nach Sengl kam Johannes Vetter, der sich eigentlich bei den NEOS engagierte und der im Sommer 2017 seinen ehemaligen Mitschüler M. traf. 2018 kam dann wiederum Niko Pelinka puncto Video ins Spiel, der u.a. mit Eveline Steinberger-Kern im Geschäft ist. Wir wissen, dass Tal Silberstein, der die SPÖ u.a. im Wahlkampf 2017 „beraten“ hatte, am 14. August 2017 in Israel verhaftet wurde.

Detail aus einem der Interviews

Wenige Tage danach porträtierte die „Presse“ übrigens Vetter, jedoch nicht in der Löwelstrasse, sondern bei Rene Benkos Goldenem Quartier (mehr dazu hier). Auch Niko Pelinka kennt M., und zwar, weil er selbst einmal Praktikant bei Gabriel Lansky war, wo M. (wie Michael Pilz) Konzipient war. M. investierte übrigens laut H. 100.000 Euro in das Kompromat; der Erlös sollte aber eine siebenstellige Summe sein (Pelinka). Sehen wir uns einmal diesen Tweet des ÖVP-Abgeordneten Wolfgang Gerstl an und ergänzen fehlende Namen. Beginnen wir beim linken der drei roten Blöcke: der ehemalige Abgeordnete Z. ist Alexander Zach, der durch einen Deal zwischen Alfred Gusenbauer und Hans Peter Haselsteiner von 2006 bis 2008 auf einem SPÖ-Ticket im Parlament sass. Zach war mit Zoltan Aczel, dem das Video auch angeboten wurde und der mit Tal Silberstein befreundet ist, und Florian Schweitzer beim Liberalen Forum. Schweitzer lancierte im Juli 2019 die Webseite Zoom, um über Martin Ho und Sebastian Kurz zu recherchieren; wenn man Puzzleteile zusammenfügt, fragt man sich, ob nicht auch ein Konnex zu Dmytro Firtash besteht.

Die ÖVP über das SPÖ-Netzwerk

PR-Manager P. ist natürlich Niko Pelinka; S. ist M.s Anwalt Richard Soyer, der auch Konzipient bei Lansky war und wie dieser Kasachstan vertrat. Christian Hafenecker von der FPÖ wollte von Pelinka übrigens wissen, wie eng sein Kontakt zu Anwalt Oliver Stauber ist. Dieser war auch einmal Konzipient bei Lansky und Vorsitzender der Sektion ohne Namen und spielte eine Rolle beim plötzlichen Rücktritt von Peter Pilz nach der Wahl 2017. In der zweiten Spalte steht K. für Josef Kalina, der auch für Haselsteiner tätig ist und den man wie Lansky bei der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft findet. Der unbekannte Parteianwalt hört auf den Namen Michael Pilz, L steht für Heinz Lederer und R. schnappte etwas auf, weil er Verbindungen zur Sektion Ohne Namen der Wiener SPÖ hatte, der Niko Kern und Daniel Lansky angehörten. Man weiss inzwischen, dass Ex-SPÖ-Chef Christian Kern und sein Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda das Ibiza-Angebot nicht rundheraus ablehnten, sondern Michael Pilz eine Zeitlang verhandelte. Man hätte sich an Polizei und Justiz wenden müssen, weil es ja zumindest darum ging, Ex-Vizekanzler Heinz Christian Strache unter Druck zu setzen oder das Material eben selbst zu verbreiten.

Die SPÖ und Blümels Laptop

Man kann anhand des Twitter-Hashtags #IbizaUA nachvollziehen, wie ungeheuer gelegen das Interview mit Julian H. SPÖ und NEOS kommt. Interessant ist auch, dass die Festplatte des Laptops von Finanzminister Gernot Blümel vor der Wahl 2019 geschreddert wurde. Er erinnerte sich im Ibiza-U-Ausschuss an fast gar nichts, was eben der Kabinettschef von Sebastian Kurz, Bernhard Bonelli beinahe getoppt hätte. Wenn nun aber das Vernichten von Akten und Terminkalendern kritisiert wird, sei an die Eurofighter-U-Ausschüsse erinnert, in denen die Zustände im Verteidigungsressort keine Rolle spielten. Man kann die jetzige Regierung aber gerade auch wegen ihrer Schwachstellen gut einordnen, was von der Plandemie bis zu Corona-Hilfen und -Ausgaben, zu staatlichen Beteiligungen (ÖBAG) und zum Budget mit ein paar vergessenen Nullen reicht. Immerhin geht es um U-A auch darum, dass die Casinos Austria binnen weniger Jahre tschechisch werden konnten. Wenn die FPÖ nun den Bundespräsidenten in den U-A laden will, so sollte dieser sich ansehen, welche Rolle Alexander van der Bellen vor und nach Ibizagate spielte.

Clip der FPÖ

Man beachte bei den Behauptungen von H. auch, dass er bestrebt ist, Ibizagate als eine recht unkomplizierte Aktion hinzustellen, mit rasch gebrieftem Lockvogel und leicht zu täuschendem Strache. Dies soll natürlich suggerieren, dass es keine Hintermänner gibt, dabei kommt man beim Rekonstruieren von Vernetzungen zu jenen Kreisen, die etwa bei Eurofighter die wahren Hintergründe vertuschen. 2016/17 fand auch nicht nur der Countdown zur Ibiza-Falle statt, sondern Christian Kern löste Werner Faymann an der Spitze der SPÖ für einige Monate ab, Van der Bellen wurde Bundespräsident und Sebastian Kurz folgte 2017 Reinhold Mitterlehner nach und kündigte die Koalition mit Kern auf. Und es wurde eine Anzeige von Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, der einen Pakt mit Peter Pilz einging, gegen Airbus vorbereitet. Dazu kam auch ein U-Ausschuss, der mit Strache auf Schiene gebracht wurde und Norbert Darabos zum Bauernopfer für Gusenbauers Eurofighter-Vergleich machte. Man kann das Geschehen im U-Ausschuss und die drehbuchgemässe Anzeige von Pilz gegen Darabos ebenfalls anhand der Netzwerke entlarven, weil alle und alles miteinander verbunden sind und Darabos nicht zum Umfeld von russischen Agenten, Oligarchen und Mafia gehört.

26 Kommentare zu „Ibizagate: Wer war eingeweiht?

    1. Ich kann dem Bundeskriminalamt – das mit mir aber nicht redet! – nicht nur komplexe Netzwerke aufzeigen, sondern weiss inzwischen auch, wo man sich die Geschäfte näher ansehen muss…und das alles wird immer auch mit Politik vermischt…

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  1. das vögelchen singt, aber es singt mmn nach falsch.

    klar, dass h nix erzählen wird, das ihn selbst belastet. also stellt er sich als getriebenen dar, der nur anderen akteuren allzu bereitwillig gefolgt ist. besonders auffällig ist, wie aktiv er die rolle von anwalt m zeichnet, der ihm die kohle wie’s spaß macht reingeschoben haben soll, paar wutausbrüche inklusive. beachtet bitte das schwere journalistische versäumnis, nicht nachzufragen, was eigentlich die motivation des m dafür gewesen sein soll.

    versäumt haben die kuschel-journalisten auch, nachzufragen, wer h eigentlich die zwei mille für die belastung der spö oder haselsteiners angeboten haben soll.

    im allgemeinen war h also ein dilettant, der nicht einmal wusste, was eine sd-karte ist. dafür war der lockvogel makarova ein genie und naturtalent, denn ein einstündiges briefing soll ausgereicht haben, um die ganze mehrstündige show abzuziehen. wer’s glaubt…

    journalistisch hätte mich auch das h-g’schichtel über den kontakt zur präsidentschafts-kanzlei näher interessiert.

    im allgemeinen hinterlässt „detektiv“ h uns mit einer prächtigen spekulatius-torte, die er nach allen seiten verteilt hat. klar ist nur, dass alle dreck am stecken haben. es kommt wieder schwung in die bude…

    sowas kannst nicht erfinden.

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  2. es gibt hartnäckige „Gerüchte“ das Detektiv H. den BP ersucht hat in ein zeugenschutzprogramm zu kommen….da könnte also nochmas kommen….

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  3. Liebe Alexandra, eines verstehe ich naive Seele nicht? Warum hat man nicht längst den dubiosen Anwalt Ramin XY in die juristische Mangel genommen? Alle möglichen Leute kommen vor den Ibizaausschuß, nur dieser Herr bleibt seltsam in der Versenkung. Er ist doch DIE Auskunftsperson?

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  4. Der Versuch sich selbst auch „klüger“ als S. zu bezeichnen, ist bei professionellen Lügner eine „normale“ kriminelle Sichtweise der Übermenschen die ganze Kontrolle über die Opfer haben. Ein netter Versuch durch Lächerlichkeit Sympathie-Punkte mit Medien-missbrauch noch zu sammeln.
    „Im Auftrag des Präsidenten“ der unter Angst, nicht aber vor den Auftraggebern (…), sollte die Geschichte weitergehen? Die lügen wie die Augenzeugen, ist auch bei der SPÖ eine alte Tradition. Wird Ihm noch jemand ( A?) „adoptieren“ wollen?
    Ein Literatur- / Kultur-Preis muss noch schnell her!

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    1. Es ist eh ziemlich durchsichtig. Aber man kann Strache schon Leichtgläubigkeit attestieren, weil vieles nicht stimmte. Nur dass es jetzt bloss darum geht, von Hintermännern abzulenken. Denn dafür werden die Indizien mit jedem weiteren Detail deutlicher, auch wenn es unterschiedliche Interessen geben mag. Gerade dann wird aber niemand einfach mal so auf die Idee kommen, dem Strache eine Falle zu stellen…

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  5. Weil die Anwaltskammer und die Justiz ebenfalls höchst korrupt sind. Die Zusammenhänge, die ich recherchiere, kann ja auch ein Staatsanwalt rekonstruieren, unter weit einfacheren Bedingungen. Er kann Akten anfordern, Auszüge von Grund- und Firmenbüchern erstellen lassen, Telefone überwachen lassen, Konten einsehen, Leute einvernehmen. Und anders als ich wird er nicht von Handlangern der Mafianetzwerke auch in der Justiz schikaniert.

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  6. Einzige, nicht ganz unbegründete Hoffnung ist, dass sie sich selbst zerlegen. Die Frage ist nur, wie lange dieser Reinigungsprozess dauert.

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    1. Sie sind dabei, refugees, eh scho wissen…

      Dabei merken die Leute, die jetzt demonstrieren, gar nicht, dass sie damit auch Corona entlarven- auch wenn sie daran natürlich weiterhin glauben …

      Sie versuchen es aber so:

      https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210128_OTS0225/plattform-fordert-sofortige-rueckholung-der-vier-abgeschobenen-familien

      – heute gegen Abschiebungen, am Sonntag gegen „Corona-Leugner“…

      Dennoch sind sie Handlanger der Regierung, auch wenn ihnen das nicht behagt…

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  7. Es gibt nur EINEN Grund, warum Ramin XY nicht befragt wird: Es würden möglicherweise Tatsachen ans Licht kommen, die genau die Betroffenen nicht wollen. Also wird der „Anstifter“ geschont. Der Ausschuß herum ist ein dümmliches Theater.

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    1. Es ist eh sooo offensichtlich, auch dass die Kammer ja viele Anwälte deckt, die vor Gericht gehören….

      Übrigens scheint das doch Hand und Fuß zu haben, was H. über die Hofburg sagt:

      https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210128_OTS0142/fpoe-hafenecker-welche-rolle-spielte-bundespraesident-alexander-van-der-bellen-am-vorabend-des-ibiza-skandals

      – man gab zuerst an, dass es keinen Kontakt mit H. gab, dann aber wurde bestätigt, dass eine Mail kam. Und auch Dritte sprachen davon, dass H. einen Mitarbeiter von VdB getroffen habe…

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      1. Alexandra@ Es wir stimmen, was Julian H. bzgl.des Treffens und des Mails sagt. Ganz einfach, man hat VdB selbstverständlich NICHT informiert, was ich nicht glaube, dazu war es zu brisant.
        Oder VdB hat grad eine Zigarette geraucht, hört schlecht und der Hund hat gewinselt.

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  8. VdB war wegen der beiden abgeschobenen Kinder auch sehr flott, er meldete sich jetzt:

    Jetzt ist es aber zu spät. Und ausserdem hat er ja alle Gesetze unterzeichnet…..

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    1. Das mit der Abschiebung von hier Geborenen und hier Aufgewachsenen, sprich: Österreicher/Innen, ist ja bloß eine von vielen Scheußlichkeiten, welche wir in der Ära Türkis-Grün quasi machtlos ertragen haben müssen.

      Bin gespannt, wann die Verantwortlichen dieser Unmenschlichkeiten, wie zB Nehammer, Kogler, BP VdB und Co, endlich deren längst überfällige gerechte Strafe erhalten.

      Wie auch immer
      MfG

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    2. Zur Causa Kinderabschieben muß man heute Unterberger lesen. In zwei Tagen geht die Bezahlschranke auf. Ich dachte auch, diese armen Kinder! Ja, die Kinder sind arm, aber der Staat hat den Prozess jahrelang veschleppt, die Mutter hat mit Hilfe der NGs die Situation 10 Jahre mit Ein- und Ausreisen erpressen wollen.
      Und dann kommt er daher, der Herr VdB und hilft als Bundespräsident mit, das Gesetz zu brechen. Dabei dachte ich schon, er wäre schwer erkrankt, weil er sich zum Thema Mundschutz unserer Kinder NIE zu Wort meldete. Ich brauch ihn nicht, den unnötigen Brabbler!

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      1. Unterberger schürt immer wieder Emotionen, ignoriert aber die Opfer der anderen Seite des „Rechtsstaates“ – vielleicht auch, weil ein Ex-Anwalt seines Lieblings Grasser zu einem kriminellen Netzwerk gehört, das über Leichen geht?!

        Man sollte sich nicht nur über „unfaire Vorteile“ für einige empören, sondern auch über Brutalität gegenüber vielen.

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  9. Der Bundespräsident meldet sich also, wo gültige Gesetze, verfassungskonform beschlossen, korrekt von zuständigen Behörden vollzogen werden, was deren Amtspflicht ist.

    Er meldet sich NICHT, wenn durch die Regierung REIHENWEISE verfassungswidrige Verordnungen gemacht werden, diese reihenweise vom VfGH aufgehoben werden und die Regierung diese „Fehler“ absichtlich weitermacht und so die ganze Wirtschaft illegal in Grund und Boden fährt und die Menschen depressiv und arm macht.

    Wir haben einen „Tollen“ Präsidenten.

    Mehr darf man über ihn nicht sagen, ist strafbar.

    Das beste dabei ist, daß er sicher von sich selbst glaubt, daß er ein „Guter Mensch“ ist und das VOLK nur zu DUMM ist, um seine Güte und Weisheit und seine Weltenrettung zu verstehen..

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    1. Hier recht interessant, dass sich Julian H. wirklich an VdB wandte:

      https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/ex-gruenen-sprecher-sah-szenen-des-ibiza-videos-vor-veroeffentlichung/463142251

      Er traf einen jetzigen Kogler-Mitarbeiter, der einst für VdB Wahlkampf machte, und wandte sich am 16. Mai 2019 an die Hofburg. VdB kam da gerade von einem Besuch aus Russland zurück. Man half H. jedenfalls nicht.

      Man muss sich die Verbindung zwischen VdB, Pilz und Fischer ansehen:

      Wie vergeßlich ist unser Bundespräsident?

      Dh es fragt sich, ob er nicht in Moskau genau dafür gebrieft wurde, was dann nach dem 17.Mai 2019 passierte – suchte das FSB die Übergangsregierung aus?

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  10. Naja, die NEOS reisinger hat ja die Neuwahlen irrsinnig vorher angekündigt, und zwar auf der Pressekonferenz zu ihrer letzten Schwangerschaft. Da hat sie einseitig und offensichtlich schon von dem Ibiza Video gewusst, und gewusst, dass Neuwahlen kommen werden.

    #Ibizagate klingt für mich nach wrfolgskonzept a la Silberstein. Ihr bekommt Schützenhilfe, Rechtsschutz, Konnex aber die Kohle müsst ihr selber auftreiben (haben die ja nicht.) einfach saublöd die reisinger. Immunität aufheben, oder ebenfalls vor einen UA zerren, danach nur noch Rücktrittsreif!!

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