Beim Skandal um die Commerzialbank Mattersburg rücken die Wirtschaftsprüfer von TPA immer mehr ins Rampenlicht, die auch Wirecard CEE in Graz prüften. Es gibt noch mehr Verbindungen, wenn man sich etwa ansieht, dass Ex-Bankdirektor Martin Pucher Connections zu Magna hat, einem jener Konzerne, welche wie Jan Marsalek und Markus Braun die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft unterstützen, was auch für den größten Kunden von TPA, die Signa Holding gilt. In beiden Fällen sind nicht nur riesige Summen verschwunden, es ist auch von Geldwäsche die Rede und davon, dass Aufsichtsorgane kläglich versagten. Kann es jedoch auch Gemeinsamkeiten bei den Akteuren geben, wenn bei Jan Marsalek auffällt, dass ihn Geheimdienste faszinieren, während Pucher vom Fußball besessen scheint? Diese Frage ist dann von Bedeutung, wenn wir Kräfte im Hintergrund für möglich halten, die wissen, auf welche Knöpfe man bei Menschen drücken muss, um sie zu Spielfiguren zu machen, die sich dabei auch noch geschmeichelt fühlen. Entsprechendes Personal war auch notwendig, als die Betrügereien sowohl in Mattersburg als auch in Aschheim 2015 in ein neues Stadium gerieten, noch mehr Entschlossenheit erforderten, aber von prüfenden Stellen zuverlässig vertuscht wurden.
Über Jan Marsalek gibt es gelegentlich wieder einen Artikel, doch er ward am 18. Juni 2020 das letzte Mal gesehen, ehe er sich wohl nach Russland absetzte. Pucher können wir in ein paar Videoclips erleben, die allesamt mit seinem Engagement für den SV Mattersburg zu tun haben. Es wird rasch klar, dass er Bankdirektor war, um Klubpräsident sein zu können, während Marsalek bei einem Tech-Unternehmen arbeitete, um Geheimagent spielen zu können. Es versteht sich von selbst, dass die dem eigentlichen Beruf geschuldete Sorgfalt und Selbstdisziplin dabei zu kurz kommen muss, was dann wiederum schon das Einfallstor für Malversationen sein wird. Marsalek wird wohl auch selbst Ehrgeiz darauf gerichtet haben, dass Wirecard (2018) ein DAX-Konzern wurde; dies erweiterte seine Basis fürs Agentenspielen. Puchers Ziel war hingegen die Fußball-Bundesliga, die für einen reguonalen Klub sehr schwer zu erreichen ist; auch das ist natürlich vor allem eine Ego-Sache. Wirecard wird aus dem DAX fliegen, während der Ausschluss des SV Mattersburg aus der Bundesliga schon fixiert ist. Inzwischen wissen wir, dass der Wirecard-Partner in Asien und Ex-Mitarbeiter Christopher B. plötzlich auf den Philippinen verstarb, ehe ihn Ermittler befragen konnten. Payeasy rechnete Hochrisikokunden ab, also Online-Glücksspiel und Pornos, und sehe sich jeden Kunden genau an – es ist der Bereich, mit dem auch Wirecard selbst startete.
Video der FPÖ zu Wirecard und Österreich
Im März 2020 gab es eine Sonderprüfung von KPMG, der größten Wirtschaftstreuhänder-Firma, die weltweit agiert und aus der auch Markus Braun kommt; an dieser Prüfung wirkte auch Marsalek mit. Bei ihm erscheint seltsam, dass er sich zwar geheimnisvoll gab, anderen aber gerne von Geheimnissen erzählte; das sieht nicht nach dem Personentyp aus, den Dienste einsetzen können. Er stamme „aus bescheidenen Verhältnissen“ in Wien und kam mit 20 zu den Vorgängern von Wirecard; dort hatte er schließlich ein 110 Quadratmeter-Büro, das Platz bot u.a. „für eine Matroschka-Puppe mit Putin-Gesicht, russische Pelzmützen und Wodkaflaschen sowie ein lebensgroßer Pappaufsteller von Donald Trump. Es war wohl dieser Kosmos, in den er selbst vorstoßen wollte. Das zeigt auch eine Episode aus dem Münchener Restaurant Käfer-Schänke von 2017. Dort soll er damit geprahlt haben, mithilfe des russischen Militärs nach Palmyra in Syrien gereist zu sein. Mit ‚den Boys‘ habe er dort eine großartige Zeit gehabt – direkt nachdem diese den sogenannten ‚Islamischen Staat‘ dort vertrieben hatten.“ Was Martin Pucher fürs Ego getan hat, der auch einem Job treu blieb, sehen wir unten – es wirkt aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch, wo es kleinlaute Schreiben „seines“ Anwalts an die Korruptionsstaatsanwaltschaft gibt.
Martin Pucher über Ehrlichkeit….
Bei Wirecard denken manche daran, dass es eine Gründung des BND gewesen sein könnte, die nun aber wer zerschlagen hat?! Das Unternehmen habe sich ja auf dem großen Sprung befunden, um im Bereich Zahlungsdienstleistungen ganz vorne mitzuspielen. Doch dann tauchten Infos auf über milliardenschwere Betrügereien, Jan Marsalek tauchte unter, und wie abgesprochen wusste niemand etwas von diesen Betrügereien, die seit 2015 manifest wurden, auch wenn es bereits vorher Anzeigen gab. Die Staatsanwaltschaft München geht davon aus, dass ab 2015 der Betrug in eine neue Phase eintrat, weil Wirecard ab dann rote Zahlen schrieb, und sie spricht von Geldwäsche. Auch bei der Commerzialbank war 2015 ein wichtiges Jahr, weil es da Anzeigen eines Whistleblowers gab, wonach es fingierte „vorstandsbetreute“ und versteckte Kreditkonten gab; die Prüfer der FMA fanden nicht genug an Verdachtsmomenten und die Staatsanwaltschaft Eisenstadt sollte sowieso alles zudecken. Die FMA sperrte dann aber zwei Wirtschaftsprüfer von TPA auf fünf Jahre, was einem Ausschluss von TPA bei Prüfungen der Commerzialbank gleichkommt; diese hielt sich jedoch nicht daran. Nicht genug damit überträgt das Land Burgenland die Revision der Kreditgenossenschaft, die zu 80% an der Commerzialbank beteiligt ist, seit damals ebenfalls an TPA.
Mikl-Leitner und Doskozil
Wir sehen oben ein Interviewfoto von Landeshauptrau Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, das jemand aktuell postete. Im Video der FPÖ zu Wirecard heißt es, dass eine Anfragenserie aufklären soll, welche Ressorts Verträge mit Wirecard haben; genannt wird auch das Innenministerium mit u.a. Mikl-Leitner. Im Burgenland wiederum beauftragte das Land den Prüfer von Wirecard CEE und der Commerzialbank damit, sich auch die Kreditgenossenschaft anzusehen. Formal wäre im Land der Wirtschaftslandesrat zuständig gewesen; es lief aber über den Tisch des Finanzlandesrats, was bis 2017 Helmut Bieler und dann Doskozil selbst war. Bieler sagte mir einmal, dass ein Landesrat nichts zu entscheiden, nicht das Sagen habe; er will jetzt zu dieser Äußerung nicht Stellung beziehen. Vor ein paar Wochen wählte Christian Muchas „Extradienst“ Doskozils Sprecher Herbert Oschep zum „Top-Kommunikator“; er ruft allerdings nicht zurück bei heiklen Fragen zur Commerzialbank. Diese drehen sich darum, warum das Land TPA engagierte, gerade eben, nachdem die FMA diese Firma von der Commerzialbank-Prüfung ausschloß, warum Bieler nichts mitzureden, sondern dies bloß abzusegnen hatte, und warum Doskozil und Niessl dem Oligarchen Oleg Deripaska mit einer Scheinanmeldung des Jelzin-Clans in Winden am See bei dessen Einbürgerung halfen.
O-Ton Martin Pucher
Natürlich muss man Oschep auch Fragen stellen zu seinen Aufsichtsratsfunktionen, sitzt er doch mit Martin Pucher im Aufsichtsrat der Fußballakademie Burgenland und jenem der Errichtungs GmbH für die Fußballakademie Mattersburg. Doskozil wird gerade vom Dichand-Benko-„Heute“ pfleglich behandelt und sagt, Pucher habe vielleicht zweimal Termine bei ihm gehabt. Kritische Fragen sind natürlich Fehlanzeige; er kann wieder mit dem Märchen kommen, er sei Aufklärer und gegen Korruption bei den Eurofightern gewesen, wo er die Rolle von Ex-Bundeskanzler Gusenbauer zudeckt. In der „Krone“ (ab MInute 26:30 hier) kann Katia Wagner, die Freundin des Ibizagate-Anwalts Ramin M., Pamela Rendi-Wagner Lob für Doskozils „Krisenmanagament“ entlocken. Immerhin ist Rene Benkos Signa der größte Kunde von TPA; zu Benkos Park Hyatt Hotel hat Doskozil ebenso Bezug wie Mikl-Leitner oder Wolfgang Sobotka, der Jan Marsalek 2017 in Moskau traf, was (siehe Video der FPÖ) auch für Wolfgang Schüssel gilt. Ein Grazer Anwalt hat eine Amtshaftungsklage gegen die Republik eingebracht, weil der Finanzmarktaufsicht auffällen hätte müssen, dass die kleine Regionalbank im Vergleich zu größeren international agierenden Bewerbern geradezu sensationell erfolgreich war.
Wirecard und ein rätselhafter Todesfall
Auch die Nationalbank gerät ins Zwielicht, da der gesamte Bereich Bankenprüfung zur Zeit der Regierung Gusenbauer zur ÖNB wechselte. Der lange im Amt befindliche ÖNB-Chef Ewald Nowotny verdankt seine Position dem Oligarchen-Man, der danach selbst unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Strabag wurde, an der sich Deripaska beteiligte. Als Präsident der ÖNB fungiert gegenwärtig Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, den wir auch im Vorstand der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft finden; im Generalrat treffen wir u.a. Erwin Hameseder an, Gusenbauers Stellvertreter bei der Strabag, der zudem Aufsichtsratsvorsitzender beim „Kurier“ ist und Susanne Riess (Mitglied des Signa-Beirates). Im Aufsichtsrat der Signa Prime Selection sitzt Gusenbauer neben Karl Stoss, der mit Hans Niessl Aufsichtsratsmitglied der Bundes Sport GmbH ist. Diesen Sumpf kann man bis ins Detail ausleuchten; es ist aber auch so klar, dass unter solchen Umständen Kontrollinstitutionen versagen mussten. Wir stehen daher auch vor den gleichen Fragen wie fassungslose Deutsche: Wie konnte all das niemandem auffallen, warum wurde Whistleblowern kein Gehör geschenkt? Und auch: warum ist Wirecard aufgrund der Akteure ein österreichischer Skandal, gibt es indirekt Verbindung zur Commerzialbank?
Doskozil attackierte Medien
Unter Druck ist Doskozil an der Oberfläche deshalb, weil das Regionalmanagement Burgenland noch versucht hat, vor der Banksperre 1,2 Millionen zu transferieren. Doskozils Büromitarbeiterin Lisa Maria Kögl sitzt im Aufsichtsrat; das RMB gehört über die Firma Land Burgenland (beteiligt auch an Fußballakademie und Fußballakademie Mattersburg) zur Landesholding. Freilich gab es auch eine Gerüchteküche, sodass man rekonstruieren wird müssen, woher die Info kam; die Opposition fordert schon Doskozils Telefonprotokolle. 2007 stieg Deripaska nicht nur bei der Strabag ein, sondern auch bei Magna und beim deutschen Baukonzern Hochtief. Ist es Zufall, dass Martin Puchers Tochter Denise bei Magna arbeitet und dass der Aufsichtsratsvorsitzende von Hochtief, Thomas Eichelmann, auch AR-Vorsitzender bei Wirecard ist? Und dass sein Stellvertreter Stefan Klestil Österreicher ist und nicht zufällig der Stiefsohn der früheren Botschafterin in Moskau, Margot Klestil-Löffler? Warum spricht Norbert Wess für Martin Pucher, der auch Anwalt von Karl Heinz Grasser ist, dem ehemaligen Privatisierungs-Finanzminister, der von Magna kam? Warum opferte Doskozil Landesrat Christian Illedits wirklich, wegen eines Geschenks des SV Mattersburg oder um nicht selbst zurückzutreten?
PPS: Ich freue mich sehr über eure Unterstützung für meine Arbeit: Meine Konto Nr. ist AT592011100032875894 BIC GIBAATWWXX (Erste Bank, Alexandra Bader) DANKE!
Gerade eben machte die ÖVP diese Aussendung:
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200807_OTS0029/bader-ad-commerzialbank-nehmen-sie-ihre-verantwortung-wahr-herr-doskozil
Burgenl. SPÖ-LH soll im Bundesrat Erklärung zum Mattersburger Bank-Skandal abgeben – Hirczy: Doskozil verstrickt sich immer tiefer in Widersprüche – Baldige Sondersitzung des BR gefordert
„Der burgenländische Landeshauptmann Doskozil hat sich angesichts des Mattersburger Bank-Skandals nicht hinter leeren Phrasen zu verstecken, sondern gemäß seiner politischen Verantwortung zu handeln“, stellt der Fraktionsobmann der ÖVP im Bundesrat, Karl Bader, klar. Doskozil sei daher aufgefordert, sich zeitnah vor dem Bundesrat zu erklären und für Aufklärung zu sorgen. Der burgenländische ÖVP-Bundesrat Bernhard Hirczy ergänzt: „Doskozil verstrickt sich immer tiefer in Widersprüche. Es gibt mittlerweile sechs verschiedene Versionen, wie Doskozil von der Schließung der Bank erfahren hat. Zudem war das Land Aufsichtsbehörde des Haupteigentümers der Bank und ist somit für diesen Mattersburger Bank-Skandal mitverantwortlich.“
Bader: „Die Landeshauptleute haben gemäß der Geschäftsordnung des Bundesrates die Möglichkeit, sich vor dem Bundesrat zur Lage in ihrem Bundesland zu erklären. Die politische Verantwortung gebietet es, dass Landeshauptmann Doskozil diese Möglichkeit rasch wahrnimmt!“ Um der Verunsicherung der Kundinnen und Kunden der Mattersburger Commerzialbank entgegenzuwirken, solle dies in einer möglichst bald anzuberaumenden Sondersitzung des Bundesrates geschehen. „Der Ball liegt nun bei Landeshauptmann Doskozil, der endlich aus seiner Deckung kommen und im Sinne der Menschen handeln muss. Die Menschen haben das Recht zu erfahren, wohin die Millionen verschwunden sind und wer davon profitiert hat. Es geht mittlerweile um einen Schaden von rund 700 Millionen Euro“, betonen Bader und Hirczy abschließend.
– ich bin mit diesem Herrn Bader übrigens nicht verwandt, kenne ihn nicht mal…
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