Michael Schickhofers Kampf gegen Donald Trump

Bei manchen Anhängern von SPÖ-Chef Christian Kern beschleicht einen der Verdacht, dass sie zu heiß gewaschen wurden oder das Reifestadium kleiner Kinder nie verlassen haben. Gemeint sind jene, die sich sofort für etwas begeistern und alles verteidigen, aber gar nicht auf die Idee kommen, die Sache nüchtern und vorsichtig anzugehen. Der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer rief gerade zu einem Boykott von Coca Cola auf, um gegen Trumps Handelspolitik zu protestieren. Keine besonders gute Idee schon deswegen, weil man zuerst einmal feststellen muss, ob Trumps Maßnahmen zum Schutz der amerikanischen Wirtschaft wirklich so außergewöhnlich und überhaupt wirksam sind. Außerdem schießt sich der Landeshauptmann-Stellvertreter auf einen Betrieb ein, der 1022 Menschen beschäftigt, rund 500 Millionen Liter Getränke abfüllt und von Österreich aus Nachbarländer beliefert. Deswegen hat Schickhofer auch Widerstand aus den eigenen Gewerkschaftsreihen, die von Handelskriegen ohnehin abraten.

Wer sich daran erinnert, wie erleuchtet Schickhofer wirkte (siehe Video weiter unten), als Christian Kern vor zwei Jahren den weggemobbten Parteichef Werner Faymann verdrängte, wundert sich nicht über sein simples Weltbild.  Für Schickhofer war Kern nicht nur der Messias, er konspirierte auch mit den Ex-Landesparteichefs von Vorarlberg (Michael Ritsch) und Niederösterreich (Matthias Stadler) sowie Walter Steidl (Salzburg) und Peter Kaiser (Kärnten), um Kern als Faymann-Nachfolger noch vor dessen Rücktritt zu pushen. Es scheint purer Zufall zu sein, dass ein einfaches Gemüt wie Schickhofer Landeshauptmann-Stellvertreter wurde, denn sein Typus ist auch an der Parteibasis weit verbreitet. Vielleicht war es weise Voraussicht von Ex-Landeshauptmann Franz Voves, vor seinem Abgang nach der Wahl 2015 noch rasch eingefädelt zu haben, dass Hermann Schützenhöfer von der ÖVP LH wird und die SPÖ nur mehr den Stellvertreter stellt. Andererseits fragt sich, ob die Personaldecke in der SPÖ so unterirdisch dünn ist, dass es keine Alternative zu Schickhofer gab.  Mit der Sandkastenniveau-Vorstellung von einem Handelskrieg mit Trump per Cola-Boykott bringt der „Politiker“ aber auf den Punkt, wie die Sozialdemokratie derzeit beschaffen ist.

„Österreich“ am 28.4.2018

Zunächst einmal basiert seine Vorstellung vom US-Präsidenten auf Mainstream-Klischees, die er für bare Münze nimmt. Dann scheint er wenig Ahnung von der Wirtschaft in Österreich zu haben und nicht einmal zu wissen, welche Betriebe es in seinem Bundesland gibt (u.a. ein Coca Cola-Vertriebszentrum in Graz). Und schliesslich scheint er nicht zu wissen, dass man die europäische Wirtschaft stärken kann, etwa indem der unsinnige „Krieg“ der SPÖ gegen die Airbus Group (Eurofighter) beendet wird. Zu Recht kritisiert der Coca Cola-Betriebsrat auch, dass Schickhofer nicht etwa zuerst das Gespräch suchte, sondern gleich mit Boykottaufrufen an die Öffentlichkeit geht. Vielleicht ist es zu viel verlangt, vom Chef einer roten Landespartei zu erwarten, dass er sich mit internationaler Politik befasst und z.B. dazu Stellung nimmt, dass die USA einen sogenannten Militärschlag gegen Syrien ausführten. Und dass die Grundlage dafür wohl falsche Behauptungen waren, also eine False Flag nach bewährten Muster. Doch Schickhofer war ja nicht immer LH-Stellvertreter, sondern zuvor Landesrat und davor Abgeordneter zum Nationalrat. Dort verteidigte er in typischer großes Kind-Art alles, was ihm sein Klub vorsetzte und hat sicher keine Sekunde daran gezweifelt, dass im SPÖ-geführten Verteidigungsressort alles mit rechten Dingen zugeht.

Schickhofer und „Messias“ Kern

Die Youtube-Suchresultate zu Michael Schickhofer sind eine Fundgrube für Politsatiriker, deshalb hier zwei Kostproben. Unten schwärmt der Abgeordnete im November 2012 vom „Profiheer“, das die SPÖ anstelle von Wehrpflicht und Miliz durchsetzen soll. Wer wie warum die Partei im Herbst 2010 auf diesen neuen Kurs brachte, was der damalige Minister Norbert Darabos dazu sagte – all das interessiert „Politiker“ wie Schickhofer nicht. Er und viele andere fielen darauf herein, dass man ihnen „Freiwilligkeit statt Zwang“ verkaufte, um zu kaschieren, dass die „Freiwilligen“ sehr wohl zu etwas gezwungen werden sollen, nämlich zur Teilnahme an internationalen Einsätzen. Und es gab ein von Hannes Androsch geleitetes Personenkomitee „Unser Heer“, das für Militärinterventionen zur Sicherung von Rohstoffen eintrat, natürlich mit „Profis“ anstelle der teils aus der Miliz stammenden heutigen UN-Soldaten aus Österreich. Eben wurde Androsch übrigens von Raimund Löw for den „Falter“ interviewt, wo er eine Art parteiübergreifende Macron-Liste für die EU-Parlamentswahlen 2019 fordert. So ein Projekt würde das Ende der SPÖ besiegeln und ganz sicher keinen Platz für naive Mitläufer aus der Partei haben.

Schickhofer zum „Profiheer“

Schickhofer und seine Genossen hätten 2012 (und davor und danach) auf sinnvolle und notwendige Weise die USA „boykottieren“ können, indem sie den (von der CIA?) oktroyierten Kurswechsel Richtung Berufsheer nicht hinnehmen und auch noch bewerben. Und sie hätten begreifen können, warum man auch als Genosse kaum (nie) mit Darabos reden konnte, geschweige denn als Offizier oder kritische Journalistin, und welche Rolle Genosse Kammerhofer als Kabinettschef dabei spielte. Schickhofer und Co. ließen zahlreiche Sitzungen der höchsten Parteigremien ungenutzt verstreichen, ohne Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil zur Rede zu stellen, der sich vom Ex-Abgeordneten Peter Pilz in einen Krieg gegen Airbus hat hetzen lassen, der nur US-Rüstungsinteressen nützt. Und sie setzten sich selbstverständlich auch nie damit auseinander, warum es letztes Jahr nochmals einen Eurofighter-Ausschuss geben musste, der dazu diente, Material gegen Airbus, aber auch gegen den unter Druck gesetzten Darabos zu konstruieren. Vielleicht kann man etwas zu Schickhofers Verteidigung sagen: das „Zeichen setzen“ greift schliesslich um sich, sodass kindliche Gemüter denken können, ihr nicht getrunkenes Cola hebt die Welt aus den Angeln.

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7 Kommentare zu „Michael Schickhofers Kampf gegen Donald Trump

  1. Was im Artikel steht habe ich mir auch gedacht, den LH-Stellvertreter betreffend. Gibt es in der ganzen SPÖ keine eigenständigen, kritischen Denker mehr? Mit Parteisoldaten geht es für sie dem Untergang entgegen, wie man an der deutschen SPD ebenfalls sehen kann.

    Es ist zwar nicht gesund, aber vor 1-2 Wochen habe ich auch 2 Dosen Cola getrunken, so schlecht war’s nicht, als Abwechslung halt. Nie käme ich auf die Idee einen Aufruf zur Schädigung der heimischen Wirtschaft zu starten.

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  2. Oh, es weht wieder der Südwind. Vernehme ich doch ein lautes Bellen. An das Coca-Cola Werk musste ich auch denken.

    Noch nicht mal der Glaube versetzt den Erzberg in einstige Blüte.

    Manchen hat’s Gott gegeben und anderen bei der Geburt genommen. Die Aussagen dieses Herrn sind schlicht und ergreifen nichtssagend und reihen sich nahtlos ein in die Zustimmung von Kern zum 12 Stunden Tag. Selbst C. Kern spricht gehaltvoller (welch erheiternde Mehrdeutigkeit).

    Die Chance das Team neu aufzustellen wurde der SPÖ gegeben. Die SPÖ erliegt seit gut 30 Jahren dem Irrtum sie wäre staatstragend. Keine Partei ist heute mehr staatstragend. Das ist ihr Glück, denn sie wird nicht allein von den Brettern die einst ihrer aller Welt bedeuteten abtreten.

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