Das türkische Referendum und unsere Hysterie

Mit Erstaunen kann man auf Facebook detaillierte Postings von Leuten lesen, mit Prozentzahlen und allem Drum und Dran, die sonst bei jedem Link seufzen, weil sie sich dann informieren müssten. Beginnend mit Böhmermanns „satirischem“ Schmähgedicht und permanenten Berichten über die Türkei und Flüchtlinge wurden wir aber darauf hingetrimmt, uns als Bewohner einer wahrhaften Demokratie zu sehen, die sich gegen einen Diktator verteidigt. Es wird festgestellt, dass mehr Türken im Ausland beim Verfassungsreferendum mit JA stimmten als in der Türkei selbst. Viele User wollen daher gleich allen Türken bei uns die Koffer vor die Tür stellen und sie nach Hause schicken. Es ist zugleich faszinierend und erschreckend, wie leicht die Masse nach einem Wurstzipfel schnappt, den man ihnen propagandistisch hinhält. Aber ebenso wenig wie die Türkei schwarz ist, sind unsere Staaten weiß, also mustergültige Demokratien.

Viele vergessen aber sowohl die Netz-Stasi als auch kriminelle Netzwerke, die ebenfalls mit dem Segen des Justizministers Menschenrechte verletzten und ihre Opfer ausrauben. Ironischer Weise treffen sich „Welcomer“, die über systematische Gesetzesbrüche großzügig hinwegsehen mit jenen Menschen, die dies zu Recht kritisieren, beim Feindbild Türkei. Den Inhalt des Referendums kann man im Netz nachlesen, etwa bei Wikipedia verbunden mit einer Geschichte der türkischen Verfassung. „Diktatur“ sieht eher nach Unterstellung aus, und ein Präsidialsystem ist es auch nicht: „Aus der vorgesehenen Verschränkung der Amtszeit von Parlament und Staatspräsident ergibt sich, dass von einem Präsidialsystem im eigentlichen Sinne keine Rede sein kann. Vielmehr handelt es sich um ein hybrides System aus präsidentiellem und parlamentarischem Regierungssystem. Der Verfassungsjurist Kemal Gözler spricht von einem sonderbaren parlamentarischen System (tuhaf bir parlâmenter sistem). Befürchtungen aus den vorgesehenen Änderungen resultieren aus der inneren Schwäche des Parlaments und der straffen Führung der türkischen Parteien durch ihre Vorsitzenden.“

Außenminister Kurz in der „Presse

Plötzlich werden Regierungsmitglieder aktiv, die den US-Militärschlag gegen Syrien unterstützen und sich nicht zu fragen wagen, ob der behauptete „Gifgasangriff“ eine false flag war (andere eierten überhaupt nur herum). Es ist keine Überraschung, dass sie sich einen angeblichen Merkel-Plan (Deal mit der Türkei) und danach den Malta-Plan reindrücken lassen, um die Interessen von George Soros und Co. puncto Zuwanderung zu befriedigen. Dass „Demokratie“ und „Menschenrechte“ für sie bedeuten, Soros-Handlanger zu sein, also das eigene Land zu destabilisieren, zeigen sie klar in der Auseinandersetzung um die Budapester Soros-Universität. Statt der Regierung Orban gegenüber Unterminierung der Gesellschaft und Umsturzversuchen den Rücken zu stärken, laden Bundeskanzler Christian Kern und die Wiener Stadtregierung die CEU nach Wien ein, und die Burgenländische Landesregierung schweigt zur Belastung der Beziehungen zum Nachbarn.

Natürlich nimmt die Bundesregierung auch die Destabilisierung Österreichs hin, obwohl / weil man bei uns das gleiche Muster verdeckter Einflußnahme erkennen kann u.a. im Bereich Zivilgesellschaft, aber auch bei Wahlkämpfen. Es ist keine Überraschung, sondern war zu erwarten, dass „spontaner Protest“ in der Türkei ebenfalls Soros-Handschrift trägt, was übrigens in den (angeblich) so unfreien Medien durchaus Thema ist. Außerdem geht es bei der Aufarbeitung des im Juli letzten Jahres gescheiterten Putsches um die Rolle von Personen mit Soros- und CIA-Verbindungen. Das unten abgebildete und vieldiskutierte Posting von Armin Wolf vom ORF auf Facebook regt nicht nur dazu an, auf Propaganda vor der EU-Volksabstimmung 1994, vor und während US-Militärinterventionen, bei regime changes und Putschen aller Art oder zuletzt im Bundespräsidentenwahlkampf zu verweisen. Denn ORF und Co. vertreten stets die Interessen derjenigen, die Staaten u.a. mit Masseneinwanderung destabilisieren und bejubeln Soros, dem Medien in Ungarn oder der Türkei die Maske herunterreißen.

Es bleibt sehr wenig an Substanz übrig, wenn man Kritiker und Kritikerinnen danach beurteilt, ob sie Wasser predigen und auch selbst trinken oder doch Wein bevorzugen. Denn auch das Theater um Deniz Yücel, der sich das Aussterben Deutschlands wünscht, das ihn aber aus dem türkischen Gefängnis retten soll, ist nichts als eine Schmierenkomödie. So kann man sich selbst edel und gut inszenieren und weiter geflissentlich wegsehen, wenn Autoren und Journalisten in den USA, aber auch in Deutschland oder Österreich politisch verfolgt, bedroht und existentiell ruiniert werden, weil sie nicht lügen wollen und keine Kriegshetzer sind. Und wenn „die“ Türken nun pauschal dafür verurteilt werden, dass sie mehrheitlich mit JA stimmten, greift es zu kurz, auf die tatsächliche Beteiliguńg zu verweisen. Denn viele scheren unbekümmert alle über einen Kamm, haben sich aber gerade noch dagegen verwehrt, „Schutzsuchende“ mit steigender Kriminalität in Verbindung zu bringen.

Kaum wird heftig Stimmung gemacht, vergessen viele, dass Türken schon seit vielen Jahren hier leben und man sie nicht mit dem Klischee „rückständig“ abstempeln kann, auch wenn manches tatsächlich zutrifft wie die Neigung einiger junger Männer, nicht die moderne städtische Türkin, sondern eine Frau aus einem „anatolischen Bauerndorf“ zu heiraten. Nur selten mischen sich kritische Töne in die selbstgerecht artikulierte Empörung, dass die Mehrheit an JA-Stimmen in EU-Staaten dortige Türken das Aufenthaltsrecht kosten soll. Viele wollen nicht daran denken, dass sie eben noch Zensur im Netz und die Unterwerfung der Politik unter Masseneinwanderung kritisierten. Gegenüber dem Außenfeind Türkei sind sie sich mit denen einig, die das eigene Land aufs Spiel setzen und daher keine Demokraten sind.

Nicht vergessen darf man, dass die Erdogan-Hitler-Vergleiche (und die türkischen Retourkutschen) oder der Wirbel um das „Schmähgedicht“ ihre Wirkung nicht verfehlen. So werden Bilder geschaffen, die man jederzeit abrufen kann und die mit Emotionen verbunden sind. Und dass viele durchschauen, wie ihre Reaktionen z.B. auf Trump manipuliert werden, bedeutet nicht, dass sie immer auf der Hut sind. „Rächt“ sich die Türkei an der EU dafür, dass der ohnehin illusorische Beitritt jetzt vollkommen außer Reichweite ist, so werden es alle zu spüren bekommen, denn dann werden Migranten nicht mehr zurückgehalten. Dies ist ein Zustand, den Soros‘ fünfte Kolonnen etwa bei den Grünen herbeiagitieren wollen, denn viele Tote im Meer bedeutet wirksamen Druck auf die Regierungen in Richtung „open borders“. Solche Überlegungen gehen aber unter, wenn Hysterie und konditionierte Reflexe sachliche Debatten ersetzen.

 

11 Kommentare zu „Das türkische Referendum und unsere Hysterie

  1. Im Wiener Türkenschanzpark, der ca 200 Jahre nach der Befreiung Wiens von der versuchten Islamisierung durch die Türkenbelagerung 1683 gegründet und als gärtnerisches Juwel angelegt wurde, hat man jetzt etwa 10 Tage vor der Abstimmung gleich neben einem Denkmal, das dabei hilfreiche Ukrainer ehrt, die größte an der Schnittstelle noch sehr gesund erscheinende deutsche Eiche umgeschnitten. Ist das ein Zufall gewesen oder gibt es einen Zusammenhang ?

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  2. Eigentlich sollten alle Völker der Welt ihre Stimmabgaben auf die Deutschen übertragen, denn die wissen am besten, was für die Welt gut ist. Am deutschen Wesen muss die Welt ja genesen. Dann gäbe es keinen Brexit, keinen Trump, keinen Erdogan und bald keine Deutschen mehr, sondern nur noch traumatisierte Flüchtlinge.

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  3. bin etwas unschlüssig ..was ich dazu sagen soll..ich denke generell tut noch mehr Islam Europa nicht gut, ebenso gehört ein islamisches Türkei meiner Meinung nach nicht zu Europa, ebenso müssen wir unsere Grenzen selber schützen ….
    Die ersten Stimmen sagen aber eh schon man muss bedacht vorgehen und die Pro Erdogan Türken besonders „abholen“…
    Wenn ich mich nicht sehr irre, wird sich nichts ändern und genau dieser letzen Endes doch wieder Pro Türkei Kurs schadet Europa immens.

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    1. Was den Islam betrifft, sehe ich das auch so, ich hab‘ nur ein Problem mit Pauschalierungen und damit, dass alle so leicht gegen ein Land gelenkt werden können… das sind nämlich auch die Mechanismen, die bei Kriegspropaganda wirksam sind…

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  4. Was du mit diesem Artikel sagen willst, ist nahezu unverständlich. Da wird alles mögliche hinein gestopft, am eigentlichen Thema geht es aber mehr oder weniger vorbei. Was in der Türkei abläuft, ist mehr als eine Säuberungswelle. Die Menschen haben Angst vor willkürlichen Verhaftungen. Kinder denunzieren die eigenen Eltern und umgekehrt. Gülen ist nicht besser als Erdogan, aber er ist nur ein Vorwand. Jeder kann jederzeit verhaftet werden. Tausende stehen plötzlich auf der Straße, ohne Einkommen. Viele haben keine Ahnung warum sie verhaftet, oder entlassen werden. Du hast keine Ahnung worüber du schreibst.

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    1. Es ging mir, wie aus dem Artikel hervorgehen sollte um die hysterische Art der Reaktionen; dabei entsteht der Eindruck, dass wem auch immer brav hinterhergelaufen wird, auch für berechtigte Kritik. Und was das Referendum betrifft, wurde es bei uns anders dargestellt als der Text lautet.

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    2. Und: es gibt auch in der EU massive Menschenrechtsverletzungen und Menschen, die – zB in Österreich – als Folge von Menschenrechtsverletzungen auf der Strasse stehen; da sehen ALLE weg, die sich über die Türkei aufregen, weil das von ihnen erwartet wird.

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  5. Das kann man aber nicht vergleichen. Einzelfälle wird es immer und überall geben. Bösartige, sadistische, perverse, herrschsüchtige Menschen gibt es überall. Es gibt auch überall Menschen die sich lieber ducken, statt sich mit Mächtigen anzulegen. Deshalb kann auch kein System perfekt sein. Aber in unserer Gesellschaft hat man doch zumindest gute Chancen sich zu wehren. Es ist legitim, unsere Gesellschaft zu kritisieren. Da gibt es genug, was nicht in Ordnung ist. Aber man sollte nicht Kritik an unserer Gesellschaft, mit der an der türkischen Staatsführung vermischen.

    In der Türkei geht um viele tausend Menschen, die man einsperrt, denen man alles nimmt was sie besitzen und die keinerlei Unterstützung vom Staat bekommen, falls sie entlassen werden. Dann haben sie keine Arbeit, bekommen auch keine und die Verwandtschaft rückt oft noch von ihnen ab. Das sind ganze Familien mit kleinen Kindern, die plötzlich unversorgt sind.

    Wie der Text des Referendums lautet ist gar nicht so wichtig. Es soll Erdogan zum König machen – auf lange Sicht gesehen. Sein Ziel ist die Islamisierung der Türkei und er hat vermutlich die Hoffnung, ganz Europa zu islamisieren. Türkischen Politikern ist Wahlwerbung im Ausland auch gar nicht gestattet. Sie haben damit türkische Gesetze gebrochen.

    Was heißt: „Es wird immer jemandem hinterher gelaufen, auch bei berechtigter Kritik.“? Menschen haben naturgedrungen oft übereinstimmende Meinungen. Das ist an sich nichts Schlechtes, wenn es sich um berechtigte Kritik handelt.

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